Kinogucken, Kultur

Review: The Good, The Bad and The Boring

Thomas Empl

So wie alle paar Jahre scheint Hollywood gerade wieder mal den Western lieb zu gewinnen. Slow West mit Michael Fassbender lief dieses Jahr auf dem Münchner Filmfest, Kurt Russell spaltet in Bone Tomahawk Köpfe und Tarantinos The Hateful Eight startet nächsten Monat. Wie will Jane Got A Gun aus diesem Revival herausstechen? Mit einer weiblichen Revolverheldin, Natalie Portman, in der Hauptrolle. Und sonst? Schwer zu sagen. Gavin O’Connors (der Regisseur vom überragend spannenden Warrior) Film will nie mehr sein als ein völlig geradliniger Western, der all die dazugehörigen Tropen treuherzig erfüllt. Portman feiert eine Wiedervereinigung mit ihren Star Wars- Alumni Joel Edgerton und Ewan McGregor. Edgerton gibt den schweigsamen Helden mit Clint Eastwood-Bart, McGregor den sadistischen Bösewicht. Allen drei fehlt aber schlicht das Material, um groß Eindruck zu hinterlassen. Jane Got A Gun mangelt es komplett an Handlung: Janes Familie wird von einer Bande von Banditen bedroht, daraufhin bittet sie den einsamen Cowboy Dan um Hilfe. Schießerei, Ende.

Jane gets a Gun

Man musste sich spürbar bemühen, um dieses Minimum an Geschichte auf eineinhalb Stunden zu strecken, also gibt es ein Übermaß an meist unnötigen Flashbacks (Jane und Dan fahren mit dem Heißluftballon). Es gibt natürlich großartige Filme (Drive) und Serien (Mad Men), in denen auf der Oberfläche nicht viel passiert, die das aber durch Stil, Charme und Stimmung wieder wettmachen. Jane Got A Gun jedoch geht jegliche Originalität ab; wenn die Figuren mal miteinander sprechen, tauschen sie Klischee-Sätze (“Entweder du erledigst ihn, oder er dich”, “Ich bin mein ganzes Leben weggelaufen”) oder völlig Seltsames (“Auch über deinem Leben kann wieder die Sonne aufgehen”) aus.

Das große Alleinstellungsmerkmal, Natalie Portman, bleibt ebenso gezwungenermaßen blass: Ihre Jane ist völlig flach, am Anfang wie am Ende fällt es schwer, ihr irgendwelche Charaktereigenschaften zuzuschreiben. Nur Ewan McGregor als überdrehter Bösewicht bringt manchmal einen Hauch von Spaß in all die Gleichgültigkeit. Man merkt es schon an den vielen Verweisen auf andere Filme: Jane Got A Gun besitzt schlichtweg keine eigene Persönlichkeit. Es lässt sich bezweifeln, ob sich in einem Monat noch irgendjemand an diese eineinhalb Stunden erinnern wird.

Jane got a gun. Aber sonst nicht viel.


(Angelaufen am 31.12.2015.) 

Bilder: ©Universum

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