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Mit Schirm, Charme und Regenstiefel: New York City im Nebel

Birgit Buchart

Mein allererster Tag in New York war verregnet. Von Früh bis spät, eiskalt, neblig und nass. Zum Glück blendete meine Euphorie das ziemlich gut aus und malte mir die Stadt vor meinen Augen bunt. Heute, fast einen Monat später, regnet es wieder und auch heute, im Trott des Alltags so halbwegs angekommen, stelle ich fest: Der Regen steht New York ziemlich gut. 

Mit Schirm, Charme und Regenstiefel: Nicht nur die Menschen auf New Yorks Straßen schlüpfen an Tagen wie diesen in ihr wasserdichtes Regenoutfit, auch die Stadt selbst zeigt sich wortwörtlich in einem ganz anderen Licht: Die Straßen spiegeln die Fassaden der Brownstones wieder, der Nebel bahnt sich seinen Weg durch die Häuserschluchten und aus den Kanaldeckel steigt dichter weißer Rauch in die Luft. Es ist nass, kalt und ungemütlich, keine Frage. Zugleich aber entsteht eine spezielle Stimmung, ein Flair, der irgendwie ziemlich gut zu diesem Betondschungel passt.

Die Wolkenkratzer werden ihrem Namen endlich gerecht und verschwinden im dichten Nebelmeer und der scheinbaren Unendlichkeit. Bei meinem ersten Spaziergang über die Brooklyn Bridge konnte ich die Skyline nur wage erahnen, vom One World Trade Center keine Spur. Und sogar das grüne Herz der Stadt, der Central Park, sieht verdammt gut aus im grauen Nebelkleid.

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Während ich den gesamten ersten Tag, Hand in Hand mit meiner Euphorie glücklich durch den Regen spazierte, ist mir das trotz der Schönheit der Stadt, heute doch zu ungemütlich. Aber New York ist glücklicherweise im Gegensatz zu München sehr wetterfest und weiß seine Vorzüge an Regentagen anzubieten. So sehr ich Münchens ungeschlagenes Freiluftangebot im Sommer liebe, so sehr fehlen mir an kalten Tagen gemütliche Indoor-Alternativen. Vielleicht liegt das an meiner Österreichischen Herkunft, aber für mich gibt es eindeutig zu wenig Kaffeehäuser, in die man ohne schlechtes Gewissen ganze Nachmittage abtauchen kann. Obwohl die New Yorker grundsätzlich keine Zeit für irgendwas haben und manche Starbucks-Filialen nicht einmal Sitzmöglichkeiten, gibt es doch an jeder Ecke wunderbare Orte zum Zeit totschlagen. Kleine, individuelle Cafés, in denen man ungestört lesen, arbeiten oder einfach nur dem schönen Regentreiben auf der Straße zuschauen kann. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand und kommt offensichtlich sogar ein New Yorker einmal zur Ruhe.
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Von der großen Auswahl an Museen, in die einen der eisige Wind außerdem hineinblasen kann, muss ich wahrscheinlich gar nicht anfangen. Und dann gibt es da noch so Perlen, wie den Chelsea Market, in die man jederzeit und immer wieder gerne einkehrt. Im Gewölbe dieser alten Keks-Fabrik vergehen die regnerischen Stunden wie im Flug, während man sich durch die kulinarischen Köstlichkeiten probiert oder im Bücherladen nach der schönsten Ausgabe des Lieblingsromans sucht. Tatsächlich sollte es in den nächsten Wochen schon noch das ein oder andere Mal richtig regnen, damit ich zumindest einen Teil des großen Indoor-Angebots von meiner Liste streichen kann. Man ist hier vorbereitet: zu jeder Zeit, auf alles und jeden. Gründe zuhause zu bleiben sucht man also vergebens, während man an fast jedem Block ein schönes neues Wohnzimmer findet. Und wenn Zuhause wirklich da ist, wo sich das Wifi automatisch verbindet, wie es so schön heißt, bin ich mittlerweile fast in ganz New York daheim.

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Fotocredit: Birgit Buchart

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