Leben

Über den Tellerrand geschaut: Willkommen im Welcome Café!

Natalie Adel

Die Kammerspiele haben ein Café gegründet. So heißt es seit April nun jeden Montag: Welcome!

“Für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung”, betitelt das Theater die Veranstaltung. Eingeladen sind alle, die Lust haben, einfach mal vorbeizuschauen. Wir haben uns die das Ganze für euch einmal aus der Nähe angeschaut.

Zugegebenermaßen schwang zunächst etwas Skepsis der Idee gegenüber mit. Kann so ein offenes Angebot funktionieren? Erfahren genug Menschen davon? Und gibt es so viele Leute, die sich an einem sonnigen Montag Nachmittag in die abgedunkelte Kammer 2 begeben, um Kaffee zu trinken und zu plaudern?

Gleich vornweg: Ja, das funktioniert ganz hervorragend! Das Team des Open Border Ensembles und des Welcome Cafés haben einen Raum geschaffen, der für alle offen steht und an dem man sich sofort wohl fühlt.

Foto 11.04.16, 16 42 24Es gibt Tische, an denen ein Sprach-Tandem ausprobiert werden kann, einen Spieltisch und Kommunikationshilfen, wie Landkarten oder Zeigetafeln. Wer jemanden sucht, der mit ihm Deutsch übt, oder selbst etwas anbieten möchte, kann  am schwarzen Brett einen Zettel hinterlassen. Begrüßt wird man auf Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch, jede Woche gibt es ein anderes, freiwilliges Programmangebot.

 

 

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Von Stricken über Tanzen hin zum Job-Interview-Training ist alles dabei. Ab 20.00 Uhr gibt es meist ein
kleines Kulturprogramm, wie beispielsweise einen Film oder ein Konzert.

 

 

 

 

Der Bedarf scheint groß zu sein und so wird die Kammer schnell voll, es kommen immer mehr und mehr Menschen. Der Geräuschspiegel schwillt an, Kaffee, Tee und Suppe stehen zur Verfügung.

Viele haben über eine Stunde Fahrtzeit hinter sich, um an dem Welcome Café teilzunehmen, die meisten haben von Freunden und Bekannten davon erfahren. Die Veranstaltung läuft sehr gut an, zwischen 200 und 300 Menschen haben jeweils bereits beim letzten Mal teilgenommen. Xenia Bühler, die das Welcome Café mit ins Leben gerufen hat, ist zufrieden. Es führt das weiter, was der Intendant Matthias Lilienthal zu Beginn der Spielzeit 2015/16 mit dem Open Border Kongress begonnen hat. Das Theater muss sich fragen, wie es mit der Flüchtlingsfrage umgeht und positioniert, wie es selbst aktiv werden kann. Ein erstes Anliegen war es, die Geflohenen wieder in die Innenstadt zu holen und die Willkommenskultur weiterzuführen. Vorbild hierfür war das Staatsschauspiel Dresden, das in einem Montagscafé geflüchtete Menschen mit Dresdnerinnen und Dresdner regelmäßig zusammenbringt. In den Kammerspielen läuft das Konzept bisher bestens an.  Das Theater bemüht sich, nah an der Bevölkerung zu bleiben und ein verbindendes Medium zu sein.

So ist auch das Publikum komplett durchmischt. Senioren, die danach noch in die Abendvorstellung gehen, Kinder, die sich in der Spielecke begeistern und Studenten, die Montagnachmittags sowieso meistens Zeit haben: alle sind sie gekommen, um sich auszutauschen und neue Menschen kennen zu lernen. Die Stimmung ist locker, es wird viel gelacht und die Zeit vergeht wie im Flug. Viele haben sich schon bei der ersten Veranstaltung kennen gelernt und sich wieder getroffen, andere verabreden sich für die nächste Woche.

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Wer Lust hat, vorbei zu schauen, kann das jeden Montag von 16.00 bis 22.00 Uhr in der Kammer 2 tun.

 

 

 

 

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