Aktuell, Kunst

Banksy: Gejagt von Polizei und Sammlern

Judith Müller
Street-Art gehört eigentlich an Wände. Egal welche, ob Wände in Schulklos, in Unterführungen oder in U-Bahnen. Die Kunst der Straße passt überall und nirgends hin. Aber an Galeriewände in einem Münchner Museum? Wir haben uns das mal genauer angeschaut und waren auf der Eröffnung der Banksy-Ausstellung letzten Freitag. Zum ersten Mal sind die Werke des vielleicht gehypetesten Street Artist der Welt hierzulande in einer Ausstellung zu sehen.
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Die Banksy-Ausstellung kann man vom 14. April bis Ende September in der Galerie Kronsbein besuchen. Ausgestellt sind circa 45 Arbeiten, die aber nicht zum Verkauf stehen. Geleitet wird die Galerie von Dirk Kronsbein und seiner Tochter Sarah, die gleichzeitig auch Kuratorin der Schau ist. Die private Pop-Art-Sammlung von Kronsbein senior gab den Anstoß, durch den die Galerie mit Urban- und Street-Art in Kontakt kam. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die privaten Sammler ihre Begeisterung für Banksys Werk entdeckten. „Banksy ist der genialste Street-Art-Künstler, den wir kennen, wenn nicht der genialste Künstler überhaupt“, erklärt Sarah Kronsbein ihre Leidenschaft.
Die Faszination leitet sich nicht nur aus der Anonymität des Künstlers ab, sondern aus der Raffinesse der Darstellung – Humor, Ironie, Symbolik und die Dekodierung von Gegensätzen, die überhaupt erst die Botschaften vermitteln. Banksys Werk zeichnet sich durch seine kunsthistorische Wertigkeit aus, weil es fast schon dokumentarisch das Zeitgeschehen kommentiert. Seine Motive und deren Botschaft sind zeitlos und sprechen daher alle Generationen an. Da die Bilder auch losgelöst von ihrer Umgebung funktionieren, haben die Kronsbeins die Ausstellung gestartet. Ihnen liegt der Austausch mit dem Publikum und der öffentliche Zugang am Herzen. Im Gespräch mit Sarah Kronsbein haben wir uns unsere drängendsten Fragen beantworten lassen:IMG_7600
Was macht einen Banksy eigentlich aus?
Das Werk öffnet sich für den Betrachter durch die positiven Bilder, die jeder kennt. So schreckt die immer vorhandene Kritik an der Gesellschaft nicht ab, sondern wird dem Betrachter zugänglich gemacht“, erklärt Kronsbein Junior. „Es geht nicht darum, Handel anzutreiben, es geht darum, Kunst zu ermöglichen. Man steht natürlich auch selbst hinter den Aussagen und hinter dem Lifestyle, dieser Freigeistigkeit.
Warum gibt es von Banksy überhaupt Editionen? 
In London gab es zu Beginn von Banksys Karriere Ausstellungen, für die er auch mit Galerien zusammen gearbeitet hat. Die wollten ihn exklusiv vertreten und haben ihn auch an Kunden verkauft – diese Verbindung löste Banksy aber schnell im Hinblick auf die Aussage seines Werks auf. Damit ist nicht gemeint, dass nur weil ein Künstler seine Werke verkauft, er den Konsum oder Handel vorantreibe. Er hat etwas geschaffen und die Aussage wird nicht geringer, nur weil seine Arbeiten den Besitzer wechseln. Ein Künstler muss sich ja auch selbst versorgen. Die Frage ist: Was passiert danach? Und diese Dynamik kann der Künstler nicht mehr bestimmen. Ich vermute, dass Banksy “gegen” diesen Aspekt ist. Weil das sehr schnell Dimensionen annehmen kann, in denen Preise in keinem Verhältnis mehr stehen. Außerdem setzt das den Künstler unter großen Druck, weiterhin so aktiv zu sein und die Qualität hochzuhalten, obwohl das eventuell gar nicht sein Ziel war. Vielleicht wollte er sich weiterentwickeln und das Tempo selbst bestimmen. Ich glaube, das geht durch Aktionen von manchen Galeristen verloren. Hinter den Editionen steckt also der Gedanke, direkt mit den Kunden in Kontakt zu bleiben und ihnen die Werke zu vermitteln. So finanziert Banksy die eigenen Projekte und kann sich trotzdem sicher sein, dass seine künstlerische Autonomie respektiert wird.”
Wie kommt man an einen Banksy?
Die ersten Galerien, in denen Banksy ausgestellt hat, haben die Werke an Kunden verkauft und so sind manche Werke auf den freien Markt gelangt, über Auktionen, Galeristen oder private Sammler.
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Der Banksy für den kleinen Geldbeutel steht also noch aus, aber vielleicht sollte Banksy auch dortbleiben, wo er hingehört – auf den Straßen der Welt.
Fotocredit und Unterstützung: Kevin Brandt

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2 Comments
  • Bonnie K
    Posted at 11:55h, 26 April

    Leider kostet der Eintritt 20 EUR für “Normalos” und 10 EUR für Studenten – steht in keiner Relation, finde ich unverschämt! Schade.

  • inge letz
    Posted at 13:57h, 24 Januar

    inge l.
    dem kann ich mich nur anschließen— 20€ Eintritt sind unverschämt!!!!!

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