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Im Raum mit_Constantin Luser – ein Künstler rückt den BNKR-Wänden auf den Leib

BNKR

Einem Künstler dabei zuzusehen, wie er seine Kunst für eine Ausstellung vorbereitet, ist eine besondere Erfahrung. Den Grazer Künstler Constantin Luser dabei zu beobachten, wie er auf Wänden zeichnet und filigrane Kunstwerke an Decken hängt, ist inspirierend und gleichzeitig sehr beruhigend.

Vom 22. April bis 28. Juli werden Constantin Lusers „Raumzeichnung“ in der Münchner Ausstellungsinitiative BNKR gezeigt. Das Besondere dabei ist die Kombination aus Kunst und Architektur – eingebettet in die Umgebung eines ehemaligen Hochbunkers in Nord-Schwabing. Das nationalsozialistische Bauwerk verlangt Ernsthaftigkeit, die angepassten Tageslichträume hingegen schaffen Freiraum zur Entfaltung.

“Das Zeichnen ist die konsequente Weiterführung meiner Gedanken.”

Constantin Lusers Leidenschaft ist das Zeichnen und seine aktuelle Leinwand sind zwei große Fenstersimse des Bunkers. „Leider ist die Wand sehr rau und meine Stifte versagen schnell“ erklärt mir der Künstler ruhig mit seinem freundlichen Wiener Schmäh. „Ich werde die Wand wohl noch mit einer Schleifmaschine bearbeiten müssen.“

Das Kunstwerk auf dem Fenstersims ist noch nicht fertig; ich stehe davor und blicke auf ein Wimmelbild von vielschichtigen Strukturen, verschlungenen Formen, markanten Gesichtern, filigranen Tieren, Texten und Anspielungen auf Musik. Ein Merkmal seiner Arbeit sind parallel geführte Fineliner, die somit den Ausdruck der gezeichneten Linie verstärken. „Während des Zeichnens findet das Entstehen statt. Ich plane nicht genau was ich zeichne. Das Zeichnen ist die konsequente Weiterführung meiner Gedanken: Während ich zeichne werde ich inspiriert, mir fallen neuen Formen ein, die in dem Moment richtig zu sein scheinen.“ so Constantin.

Eine weitere Faszination des Wandgemäldes; je länger man einzelne Strukturen betrachtet, desto öfter ergeben diese einen Teil eines anderen viel größeren Bildes mit einem ganz neuen Kontext, den man zuvor nicht wahrgenommen hat. „Genau das ist gewollt“ erklärt der gebürtige Grazer mit einem Lächeln, „meine Kunst entzieht sich dem ersten Blick; man braucht einen zweiten, dritten, vierten um überhaupt einen Großteil zu verstehen.”

Einige seiner Zeichnung sind dem Papier entwichen und hängen nun als „in den Raum übersetzte Zeichnungen“ freischwebend von der Decke. Die skulpturalen Konstruktionen sind so filigran, das jeder Windhauch sie frei im Raum hängend zum Rotieren bringt. So bewegt sich die Kunst und jede Sekunde entdeckt man in einem Objekt und in seinem geworfenen Schatten neue Gesichter, Tiere, Formen. Neben diesen Aha-Effekten, die jeder Besucher anders empfindet, strahlen die Konstruktionen eine beruhigende Wirkung aus, so wie das Kreisen eines Mobiles.

Fasziniert von der künstlerischen Arbeit und technischen Präzision beobachte ich Constantin über eine Stunde lang, wie er sich im BNKR einfindet, die richtigen Plätze für seine freischwebenden Konstruktion sucht und seine Kunst mit Scheinwerfern in Szene setzt. Dann lässt er wieder alles stehen und liegen, widmet sich einige Minuten seinem Wandgemälde und geht dann eine rauchen. Wir reden nicht viel; er arbeitet, ich beobachte. Als ich ihm aber erzähle, dass ich sein Kunstprojekt „Musik zähmt die Bestie“ – einer Installation aus Skulptur, Drahtobjekt und funktionalem Instrument – besonders gelungen fand, schenkt er mir einen gleichnamigen Bildband und zeichnet mir mit seinen parallel-geführten Finelinern eine Widmung ins Buchinnere.

In aller Kürze:

Was? Im Raum mit_Constantin Luser

Wann? 22. April bis 28. Juli, samstags und sonntags von 14.00 bis 18.00 geöffnet, Führungen immer dienstags und donnerstags nach schriftlicher Anmeldung unter info@bnkr.space

Wo? Ungererstraße 158

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