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Von Pantha du Prince bis American Dad: Theater-Tipps für den Mai

Tagebook Archiv

06. Mai: KONZERT: PANTHA DU PRINCE

Warme, mikroskopisch kleine Klangeinheiten, die wie Staubteilchen durch die kalte Luft fliegen und sie leise flimmern lassen, getragen von hypnotisch-verträumtem Gesang: Bereits mit der vorab erschienenen EP „The Winter Hymn“ zeigt sich Pantha du Prince erneut als der Träumer, Visionär und Alchemist unter den Großmeistern zeitgenössischer elektronischer Musik. Wenige Tage vor der Veröffentlichung seines mit Spannung erwarteten Albums „The Triad“ – sein erstes seit sechs Jahren – entführt Hendrik Weber, besser bekannt als Pantha du Prince, das Münchner Publikum in eine Zone, in der nicht nur die Grenze zwischen Wachen und Träumen aufgehoben ist.

Tickets gib´s hier.

Pantha du Prince-4--®-Pantha du Prince

 

 

Premiere am 12. Mai, weitere Vorstellungen am 13./16./21. Mai: AMÈRICA – Nach dem Roman von T.C.Boyle

Als vor über einem Jahr die Entscheidung fiel, den von der paranoiden Angst einer US-amerikanischen Grenzgemeinde vor Verdrängung durch illegale Einwanderer aus Mexiko erzählenden Roman T. C. Boyles (1995) an den Kammerspielen zu inszenieren, sah sich Europa noch weit entfernt von den Migrationsbewegungen der Jahre 2015 und 2016. Heute hingegen, da die Frage nach der Bewältigung eines mehrere Millionen Menschen betreffenden Exodus die EU und deren Gesellschaften zersplittert, ergeben sich auf einmal deutliche Parallelen zu den in Boyles „América“ verhandelten Phänomenen. Ein Umstand, der den Intentionen des amerikanischen Autors möglicherweise nur teilweise entspricht. Denn als dieser vor über 20 Jahren die Geschichte eines mexikanischen Einwandererpaares und deren gleichermaßen unfreiwillige wie folgenschwere Begegnung mit den Bewohner_innen einer vornehmen Wohnsiedlung südlich von Los Angeles veröffentlichte, ging es ihm nicht in erster Linie um künstlerische Reaktionen auf eine aktuelle gesellschaftliche Notlage. Vielmehr suchte Boyle nach einer Möglichkeit, sich exemplarisch mit solchen menschlichen Urängsten auseinanderzusetzen, die angesichts eingebildeter Bedrohungen entstehen und gerade deshalb alle Vernunft außer Kraft zu setzen vermögen. In einem fast surrealen Szenario, in dem grenzenloser Überlebenswille auf hysterische Abschottung trifft, geraten in Boyles Erzählung die Lebensrealitäten aller Beteiligten ins Wanken. Und verschieben sich zu einem Bild, für das eine berühmte christliche Wortreihe folgendermaßen umgeschrieben werden könnte: Glaube, Liebe, Panik.

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America (C)Arno Declair

America (C) Arno Declair

 

 

17./20./27. Mai: 50 GRADES OF SHAME
Ein Bilderbogen nach Wedekinds „Frühlings Erwachen“, von She She Pop

In Wedekinds „Kindertragödie“ „Frühlings Erwachen“ scheitern einige Sorgeberechtigte und ErzieherInnen kläglich an der Aufgabe, die ihnen anvertrauten Jugendlichen in dem Wissen über Sex zu unterweisen. Aufklärung könnte die jungen Menschen verderben, das ist ihre Sorge. Heute, 125 Jahre später, ist die individuelle sexuelle Entfaltung zum gesellschaftlichen Imperativ geworden. Und Bilder von unbekleideten Körpern und Sex stehen dafür überall zur Verfügung. Die gesellschaftliche Bedeutung solcher Darstellungen hat sich geändert; die Sorge ist geblieben. Inspiriert von Wedekinds utopischen Erziehungskonzepten errichtet das Performance-Kollektiv She She Pop zusammen mit dem Ensemble der Kammerspiele eine eigene Erziehungsanstalt. Mit Zeigestock und anschaulichen Bildtafeln, entlang der Szenen aus “Frühlings Erwachen” und Motiven aus E. L. James Roman “50 Shades of Grey” entwickeln sie eine ars erotica im Frontalunterricht: Eine vertrauensvolle Unterweisung der Unerfahrenen mit den Mitteln der Kunst. Ein bewegter Bilderbogen von 50 Graden der Scham.

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07. Mai: OPERNHAUS PRÄSENTIERT: SLEEPWALKER’S IMPROVISATION CLUB

Wenn am Abend die Einen sich bettfertig machen und die anderen das Rouge auftragen lädt das Opernhaus der Kammerspiele auch im Mai wieder zum „Sleepwalker’s Improvisation Club“ in der Kassenhalle. Ein Abend wie eine Nacht, eine Nacht wie ein Trip. Come and listen.

In der Theaterkasse / Host David Marton

 

11. Mai: PEACHES CHRIST SUPERSTAR

Nach Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“, Von und mit Peaches

Peaches, das Bad Girl des Elektro-Punk, bringt ihre eigene, ganz reduzierte Version der Rock-Oper „Jesus Christ Superstar“ auf die Bühne. Entlang der Songs aus dem Musical erzählt sie die Geschichte der letzten Woche im Leben Jesu Christi nach – vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung. Und sie singt alle Rollen selbst: Jesus und Maria Magdalena, die Jünger und die Pharisäer. Mathias Susaas Halvorsen begleitet sie am Piano, mehr nicht. Eine konzertante Aufführung mit einer außergewöhnlichen Performerin.

Peaches über ihr irrwitziges Vorhaben, „Jesus Christ Superstar“ als einen One-Woman-Song aufzuführen: „Als ich 16 war, habe ich mir das ganze Musical oft selbst vorgesungen, alleine in meinem Zimmer. Es erzählt eine ganze Geschichte ohne gesprochenen Text, nur mit Gesang, im Stil einer Rock-Oper. Ich bin eine Performerin, meine Konzerte sind extravagant und spielen mit Übertreibungen. Dieses Projekt dagegen erlaubt mir auf alles zu verzichten. Ganz ungeschützt will ich mich dieser Aufgabe stellen, weil es möglich ist: eine Frage der Ausdauer und Stimme.“

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Peaches Christ Superstar (C) Dorothea Tuch

Peaches Christ Superstar
(C) Dorothea Tuch

 

18. Mai: RELEASE-KONZERT: ANGELA AUX

Angela Aux ist ein Künstler der Gegensätze, ein Künstler des Spiels mit der Identität, ein Shape-Shifter. Er balanciert zwischen Wu-Tang-Shirt und Mädchen-Perücke, zwischen Haiku und Dostojewski. Ein Kopf, der zu viel fassen kann, um nur eine gerade Linie zu verfolgen – und Angela Aux ist ein Songwriter, der den Namen noch verdient, ein Textmensch, ein übervolles Notizbuch, ein Dichter der alten Schule, aufsaugend und ausspuckend, zu sensibel für all den Scheiß da draußen, zu energiegeladen, um sich ihm nicht zu stellen.

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23. Mai: ROCCO UND SEINE BRÜDER
Nach dem Film von Luchino Visconti in einer Fassung von Simon Stone

„Ich bin ein Träumer. Ich brauche es, zu träumen und nach den Sternen zu greifen. Und wenn ich einen Stern verfehle, dann greife ich eben eine Hand voll Wolken.“ (Mike Tyson) – Voller Hoffnung zieht Roccos Familie in die große Stadt. In der Hoffnung, dass in einem anderen Land unter anderen Bedingungen Träume Realität werden können. Doch die Stadt zeigt denen ihre kalte Schulter, die ihre Regeln nicht kennen. Nur im Boxen scheint ein Ausweg auf. Im Boxen und in der Liebe. Denn wer nicht mit Worten kämpfen kann, kämpft mit Fäusten. Und fühlt von ganzem Herzen. Doch die meisten Tellerwäscher werden nie zu Millionären. Irgendwann wachen die Träumer auf und müssen feststellen, dass die Wirklichkeit brutal und schmerzvoll ist. Wenn die Träume zerplatzt sind und die Vergangenheit verloren, bleibt nur noch die Realität der Gegenwart. Keine Hoffnung mehr?

Der junge australische Regisseur Simon Stone hat in den letzten Jahren vor allem durch radikale Neubearbeitungen von klassischen Texten auf sich aufmerksam gemacht. Seine Stücke, die u.a. auf Festivals in Paris, Wien, Mannheim und Amsterdam gezeigt wurden, setzen sich auf kluge und emotionale Weise direkt mit unserer Gegenwart auseinander.

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30. Mai: EPISODE #6: AMERICAN DAD

Neuigkeiten aus der Welt der Fenrsehserien mit Stefanie Diekmann und Matthias Mühling

Unter dem Titel „Episode“ stellen Experten und Theoretiker aus dem Umfeld der Filmzeitschrift „Cargo“ gemeinsam mit wechselnden Gästen jeweils eine Episode aus einer Fernsehserie zur Diskussion. Stefanie Diekmann, Professorin am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur in Hildesheim, und Matthias Mühling, Direktor der Städtischen Galerie Lenbachhaus in München, beschäftigen sich diesmal mit einer Cartoonreihe. „American Dad“ ist seit 2005 ausgerechnet auf dem amerikanischen Sender „Fox“ zu sehen und gilt, ebenso wie „Homeland“, als kulturelle Reaktion auf die Terrorgefahr nach den Anschlägen vom 11. September. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Durchschnittsfamilie, der ein Alien zugelaufen ist, und dieser Gast ist homosexuell. „Was hier noch als satirische Überspitzung gemeint ist“, so Matthias Mühling über sein Interesse an der Serie, „hat durch den Siegeszug von Donald Trump eine ganz neue Aktualität bekommen.“

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