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Von und mit Studierenden der LMU: Der Host Club in den Kammerspielen

Juliane Becker

Am 03. und 04. Juni 2016 gibt es Gesprächsbedarf: StudentInnen der LMU München und die Münchner Kammerspiele laden zum Host Club ein! Was es damit auf sich hat, verrät Initiatorin Johanna Winkler im Interview.


Gespräche kann man kaufen – zumindest in Japan. Dort gibt es die sogenannten Host Clubs: Orte, an denen man gegen Geld ein wenig Konversation mit dem Partner seiner Wahl betreiben kann. Ausgehend von dieser, zugegeben etwas anrüchig klingenden Tradition, hat der Schweizer Theaterkünstler Marcel Schwald dieses Format in den deutschsprachigen Raum importiert. Hier führen Gäste in kleinen Gruppen an verschiedenen Tischen Gespräche zu einem vorgegebenen Thema: Letztes Jahr war das #pornyourselfie , dieses Jahr geht es etwas heimeliger zu: “NewHeimat” ist der verschwommene Titel des diesjährigen Host Clubs, der am 03. und 04. Juni 2016 im Glasspitz der Münchner Kammerspiele stattfindet. Widmen soll er sich den vielen Facetten des Heimatbegriffes, denn in Zeiten der Flüchtlingskrise und der Radikalisierung rechter Kreise steht „Heimat“ möglicherweise mehr denn je im Fokus des medialen Interesses. Sind Heimat und zu Hause dasselbe? Welcher Heimatbegriff wird in Deutschland vermittelt? Und gibt es so etwas wie ein „Recht auf Heimat“?

Johanna Winkler leitet nun schon zum zweiten Mal das Projekt, das Studierende der LMU zu Dramaturgen, Ausstattern und Schauspielern macht und erklärt im Interview, was die Gäste vom diesjährigen Host Club erwarten dürfen.


Johanna, in diesem Jahr gibt es schon die zweite Ausgabe des Host Clubs. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, so etwas auf die Beine zu stellen?

2014 war ich als Gast bei zwei Host Clubs, die ich total spannend fand. Einer davon wurde geleitet von Marcel, der andere von Angelika und Judith (ebenfalls Initiatoren des diesjährigen Host Clubs, Anm. d. R.) – das waren deart tolle Erlebnisse, dass ich so etwas auch auf die Beine stellen wollte.

 

Eignet sich die Organisation von so etwas denn als Uni-Kurs?

Es ist eigentlich das optimale Format für Studenten, weil man so viel damit gestalten kann – die StudentInnen hier machen von der Dramaturgie über die Raumgestaltung bis hin zum Catering alles selbst. Und alle stammen aus unterschiedlichen Studiengängen – das heißt, wir haben einen riesigen Pool an Ideen, aus dem wir schöpfen können.

 

Du konntest dieses Jahr die Kammerspiele als Partner gewinnen. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Ich habe den Eindruck, dass es für die Studierenden interessant ist, mit einem so großen Haus zusammenzuarbeiten. Man bekommt Unterstützung von der Presseabteilung, man darf den Theaterfundus nutzen…das ist natürlich ein riesiger Vorteil, schon allein organisatorisch.

 

Als Thema wurde dieses Jahr “NewHeimat” ausgewählt. Warum?

Ich persönlich beschäftige mich schon lange mit dem Phänomen, dass das Wort “Heimat” so inflationär gebraucht wird. Man schaltet das Radio oder den Fernseher ein und hört nur “Heimatsound”, “BR Heimat”, “Dahoam ist dahoam”…überall taucht dieses Schlagwort auf, aber eine wirkliche Definition hat niemand parat. Es ist ein unglaublich breit gefächerter Begriff, deshalb eignet er sich super als Thema für einen Host Club.

 

Hast du persönlich eine Definition von “Heimat”?

Nein, aber wenn ich eine hätte, würde mir das die Auseinandersetzung mit diesem Thema wirklich erleichtern (lacht).

 

Hoffst du, im Rahmen dieses Projekts deinen Heimatbegriff besser definieren zu können?

Klar, ich hoffe natürlich, dadurch einiges dazuzulernen.

 

Und die Gäste? Was sollen die dazulernen?

Ich glaube, es ist für jeden schön, mal zu hinterfragen, was man selbst unter “Heimat” versteht – und dann zu hören, was andere darüber denken. “Zuhause” fühlt man sich ja nicht nur an einem Ort, sondern auch bei anderen Menschen, in bestimmten Situationen oder im eigenen Körper.


Vielen Dank für das Interview!


In aller Kürze:
Host Club @ Kammer
03. und 04. Juni 2016, 20 Uhr
Special Guest: Dr. Armin Nassehi
Tickets zu 5 Euro gibt es hier


Bildquelle: Ersjolla Sahili

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