Anzeige, tagebook des Museum Fünf Kontinente

„Er hat sich jedoch den Anforderungen der Partei loyal und zugänglich gezeigt…“

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Am 14. Juni lädt Museum Fünf Kontinente zu einer weiteren Lucian Scherman Lecture ein und bietet einen Einblick in die Haltung seiner Mitarbeiter während der NS-Zeit.

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit ist ein oftmals schwieriger und schmerzhafter Prozess. Nicht selten muss man sich der Wahrheit stellen, mag sie auch noch so unangenehm und, ja, beschämend sein. Wie so viele Institutionen in Deutschland taten sich daher auch Museen nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit schwer, ihre Vergangenheit zu beleuchten und kritisch aufzuarbeiten.

Mit Dr. Katja Geisenhainer konnte das Museum eine der profilierten Kennerinnen der Geschichte der Ethnologie, vor allem während des Dritten Reiches, für die zweite Lucian Scherman Lecture gewinnen. Sie widmet sich in ihrer Forschung auch den Personen, die an Völkerkundemuseen tätig waren. Ihr Vortrag nähert sich der Geschichte des Museums Fünf Kontinente zwischen 1933 und 1945 durch eine Betrachtung der politischen Haltung der drei hauptamtlichen Museumsangestellten in jenen Jahren an: Das waren der Südamerika-Experte Heinrich Ubbelohde-Doering, der die Nachfolge des 1993 in Zwangspension geschickten Direktors Lucian Scherman antrat; der noch von Scherman angestellte Maximilian Feichtner, ein Afrikanist und Ägyptologe aus Wien sowie Max Loehr, der den regionalen Schwerpunkt für Ostasien am Museum in jener Zeit vorübergehend vertrat. Katja Geisenhainer ist den jeweils unterschiedlichen Positionierungen dieser drei Männer zum NS-Regime nachgegangen.

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Lucian Scherman

An diesem Abend erfahren Sie, was es damals bedeutete, wenn man sich „den Anforderungen der Partei loyal und zugänglich gezeigt“ hat…

Dr. Katja Geisenhainer studierte Ethnologie, Soziologie, Pädagogik und Pädagogische Psychologie in Mainz und Leipzig. 2002 promovierte sie mit einer Arbeit über den Anthropologen und Völkerkundler Otto Reche (1879-1966). Es schloss sich ein DFG-Projekt über Leben und Werk der Ethnologin Marianne Schmidl (1890-1942) an. Zurzeit arbeitet sie in Wien am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie im Rahmen eines Lise-Meitner-Programms des Wissenschaftsfonds (FWF) über die Fachlichen Vernetzungen und Verbindungen des Wiener Völkerkunde-Instituts zu deutschen Völkerkundlern und entsprechenden Instituten zwischen 1933 und 1945. Ihr Interesse gilt der Geschichte der Ethnologie, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Als erstes Museum seiner Art 1862 gegründet, zählt das Museum Fünf Kontinente heute zu den renommiertesten ethnologischen Institutionen weltweit. Wesentlichen Anteil an seiner internationalen Bedeutung hatte Lucian Scherman (1864–1946), der es von 1907–1933 leitete. Als Hommage an ihn wurden zum 150jährigen Bestehen des Museums die Lucian Scherman Lectures ins Leben gerufen. Kunst, Wissenschaft und Herzensbildung sollen sich in diesem Forum entfalten.


In aller Kürze:

Wann? Am 14. Juni, 19 Uhr

Wo? Maximilianstrasse 24, Museum Fünf Kontinente

Tickets? Eintritt frei

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