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Peter Kogler: Ist unser Gehirn ein begehbares Labyrinth?
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Um 1980, als Peter Kogler sich anschickte, als Multimedia-Künstler Karriere zu machen, steckte das ganze Genre noch in den Kinderschuhen. Malerei erlebte gerade eine neue Renaissance. Heftige, wilde, expressive Malerei. Und Kogler? Der gerade einmal 20-jährige Österreicher, der spätere zweifache Documenta-Teilnehmer: Er entschied sich für einen anderen Weg.
Die neu entstandenen technischen, am Computer generierten Möglichkeiten, Kunst zu schaffen steckten noch in den Kinderschuhen, übten aber eine enorme Anziehungskraft auf den jungen Künstler aus.
Wenn die künstlerischen Möglichkeiten limitiert sind, sind neue Lösungen das Resultat. So konnte man 1984 an einem Computer skizzieren, aber es gab wenige Möglichkeiten diese Skizze aus dem Computer rauszubekommen. Ich musste zunächst mit sich wiederholenden Modulen, Formen und Elementen arbeiten, die ich mit Hilfe des Siebdrucks auf eine Leinwand drucken konnte. Dementsprechend ist ein künstlerisches Vokabular - wie beispielsweise Maserungen durch großen Pixel - entstanden, welches ohne die technische Einschränkung der 80er Jahre nicht möglich gewesen wäre.
Doch die virtuellen Welten, die Kogler erschuf, knüpften von Anbeginn an das Leben an. Aus körperlichen, organischen Motiven, Tieren wie Ameisen oder Ratten, Gehirnen und auch immer wieder Röhren-Formen schafft Kogler bis heute seine raumgreifenden Arbeiten. Häufig benutzt der Künstler dabei das Prinzip des Seriellen, reiht seine Grundmodule aneinander, geht damit in den Raum, um hier eine labyrinthische, illusionistische Kunst zu schaffen, die den Betrachtern förmlich den Boden unter den Füßen entzieht.
Kogler-Kunst ist immer dynamisch, eröffnet neue Perspektiven, lässt den Raum neu erfahren, stellt Muster in den Vordergrund. Er liebt das Raster, liebt die Virtualität, liebt das Ornamentale, ist fasziniert von der Dualität von Natur und Technik. Der Computer ist Koglers Werkzeug.
Der in Wien lebende Künstler nutzt ihn, um den Menschen, den Betrachter, herauszufordern: Ist unser Gehirn ein begehbares Labyrinth?
Kogler lässt uns schaudern, lässt uns Hirnwindungen als Bild- und Soundinstallationen erfahren, lässt Ratten über Museums-Fassaden wandern, lässt uns das Raster fürchten. Ein Gefühl von Rausch stellt sich ein. Verlorenheit macht sich breit. Desorientierung. Alles gleichzeitig. Ein Faszinosum.
Text: Marc Peschke
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