Anzeige, tagebook des Museum Fünf Kontinente

Últimos Testigos. Die letzte Rebellion der Maya in Yucatán. Fotografien von Serge Barbeau

Tagebook Archiv

 

 

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Abundio Yamá, 96 Jahre, Gemeinde Señor, Quintana Roo © Serge Barbeau

“Últimos Testigos. Die letzte Rebellion der Maya in Yucatán. Fotografien von Serge Barbeau” – So lautet der Titel der neuen Sonderausstellung im Museum Fünf Kontinente, die sich in den Rahmen des Dualen Jahres 2016/17, das im Zeichen des kulturellen Austausches zwischen Mexiko und Deutschland steht, fügt. Während viele Kulturveranstaltungen und Ausstellungsprojekte des Dualen Jahres 2016/17 sich überwiegend präkolumbischen Kulturen widmen, legt das Museum seinen Fokus auf eine Gruppe der heute letzten noch lebenden Nachfahren der Maya.

Den politischen Hintergrund für das opulente Porträt-Projekt liefert der sogenannte Kastenkrieg, la Guerra de Castas. Er fand von 1847–1901 auf der Halbinsel Yucatán statt. Dabei handelte es sich um einen Unabhängigkeitskrieg der Maya-Bevölkerung gegen die „weiße“ Oberschicht, mit dem sie sich gegen hohe Abgaben, harte Zwangsarbeit, soziale Ungerechtigkeit und zunehmenden Landraub zur Wehr setzte. Diesen Krieg konnte sie nicht gewinnen. Die Nachfahren jener kämpferischen Maya spüren bis heute die Folgen dieser Auseinandersetzung, denn noch immer führen sie ein Leben voller wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Benachteiligung.

Der kanadische Fotograf Serge Barbeau (*1951) lebt seit vielen Jahren in Mexiko. Als ihn Bernardo Perez Soler bat, beim Dreh eines Kurzfilms über die heutige Erinnerungskultur der Maya zum Guerra de Castas zuhelfen, begann Barbeau im Jahr  2010, sich mit den Maya Yucatáns und ihrer Geschichte intensiv zu beschäftigen. Das Ergebnis

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Pressekonferenz

dieser Auseinandersetzung sind berührende Porträts von Männern und Frauen, deren visuelle Eindringlichkeit sich mit großer Wucht entfaltet. Von derselben ungeheuren Intensität geprägt sind auch die persönlichen Erzählungen der Porträtierten, die Barbeau während des Fotografierens aufzeichnete. Diese Zeugnisse vermitteln die lebendige Kraft der Erinnerung an den Guerra de Castas, die tiefe Religiosität der Menschen, ihren Überlebens- und Widerstandswillen sowie ihren ungebrochenen Stolz, Maya zu sein.

 

 

General Isabel Sulub May

83 Jahre, Gemeinde Dzula

„Die Maya existieren bis heute”

Mein Vater ließ mich nicht in die Schule gehen. Er sagte: „Wenn du nach einer Ausbildung keine Arbeit hast – auf der milpa (dem Feld) wirst du immer viel Arbeit finden.“

Die Regierung hat Angst vor den Maya. Deshalb nehmen sie uns jetzt unsere Waffen weg. Wir bewahren unsere Waffen bis heute auf, falls der Krieg wieder ausbricht. Dann werden wir sie wieder herausholen, um uns zu verteidigen, denn wir Maya existieren bis heute. Mein Vater hieß Máximo Sulub May und mein Großvater Evaristo Sulub. Sie waren Kriegsführer.

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Im Haus von Vicente Ek Catzin, 94 Jahre, Gemeinde Yaxley, Quintana Roo © Serge Barbeau

Das heilige Buch der Maya sagt, eines Tages werden sich Lianen ausbreiten, durch die man sprechen kann. Das sind die Stromleitungen oder Telefonkabel. Auch wird der Tag kommen, an dem die Kinder ihre Eltern hassen werden und die Eltern ihre Kinder. Es wird außerdem eine sehr weiche Straße im Himmel geben, das sind die Flugzeuge. Auch wird es etwas geben, das Rauch ausstößt und bis Payo Obispo (Chetumal) kommt, das ist die Eisenbahn.

Gott sagte auch, dass viele Menschen ihn vergessen werden, … aber nicht alle, denn er lebt in Chan Santa Cruz

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Alberto Cruz Peraza, 93 Jahre, Gemeinde Uh May, Quintana Roo © Serge Barbeau

Báalam Naaj K’anpóok’olche’ (Kleines Heiliges Kreuz, Jaguarhaus, k’anpóok’ol-Baum). Dort verbrannten sie seinen Körper, aber sein Geist lebt. Den konnten sie nicht verbrennen. Sein ganzer Körper lebt jetzt in seinen Kindern, den máase wáalo’ob (den indigenen Bauern) [Damit ist die Vernichtung der heiligen Schriften und Weisheiten der Maya durch die Spanier gemeint]. Aber es ist auch vorgekommen, dass die Maya im Krieg spanische Frauen genommen haben. So haben wir eine Vermischung der Völker erfahren.

 

Als die Maya sich dem Hafen Bacalar näherten, um den Soldaten entgegen zu treten, zog sich das Wasser zurück und ließ sie passieren. Sobald die Maya durchgezogen waren, kamen die sie verfolgenden Spanier mit ihren Pferden, und das Wasser kehrte zurück. Pferde und Reiter ertranken. Damals wurden Bacalar und Chetumal von den Maya erobert.

 

Parallel zur Ausstellung ist das Buch Últimos Testigos. The Last Rebellion of the Maya in Yucatán (englisch/spanisch/deutsch) erschienen.

Das Begleitprogramm zur Sonderausstellung gibt es hier.


In aller Kürze:

Was? “Últimos Testigos. Die letzte Rebellion der Maya in Yucatán. Fotografien von Serge Barbeau”

Wann? Vom 1. Juli bis 29. Januar

Wo? Museum Fünf Kontinente, Maximilianstrasse 42

Eintritt? 6 €

 

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