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Romantik, Rock und Regengüsse – Element of Crime auf Tollwood
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Den strömenden Regen und die schwarzen Krähen auf dem Zeltdach der Musikarena hätte man als düstere Vorboten eines melancholischen Abends deuten können. Schließlich waren die Meister der Tristesse, Element of Crime zu Gast auf dem Tollwood. Doch nichts würde diesem Abend weniger gerecht werden, als diese Deutung.
Schon der Opener – Tom Schilling mit seinen Jazz-Kids – verblüffte charmant durch mit frechen Texten angereicherten “Chansons”, die er hüftschwingend und stetig tänzelnd dem noch halbgefüllten Saal unter die vom Regen klammen T-Shirts rieb.
Hier bewiesen EOC ein gutes Händchen. Tom Schilling und Sven Regener sind Freunde, man kennt sich von den Dreharbeiten zu Leander Hausmanns Film “Robert Zimmerman wundert sich über die Liebe”, in dem Schilling die Hauptrolle spielte und EOC den Soundtrack lieferten.
Eine perfekte Einstimmung auf das was dann kommen sollte. Nicht zuletzt, weil einige Titel der Jazzkids mit geschlossenen Augen doch sehr nach Element of Crime klangen. Das Vorbild war deutlich zu hören, aber für die noch jungen Jazz-Kids bleibt Zeit, das Profil zu schärfen. Doch schon jetzt sind sie ein beeindruckender und hörenswerter Act. Wer sich ein Bild machen will – im Herbst kommen sie ins Milla.
Waren die Jazzkids noch von einer gewissen jugendlichen Unschuld und Leichtigkeit umgeben, so zeigten Element of Crime im Anschluss, was Jahrzehntelange Bühnenerfahrung leisten kann.
Kaum stand die Band auf der Bühne, hatte Frontmann Regener das Publikum mit seiner Präsenz im Griff. Wo er früher mit fast brüchiger und rauher Stimme seine Texte vortrug, so kamen sie diesmal wie wuchtige Peitschenhiebe auf das Publikum niedergeprasselt. Regener machte Druck – und zwar mächtig.
Schloss man die Augen, glaubte man Joe Cocker vor sich zu haben.
Egal ob alte Hits wie “Mehr als sie erlaubt”, oder aktuelles aus “Lieblingsfarben und Tiere”, Regener hämmerte gestützt von rockigen Riffs seiner Gitarristen Jakob Ilja den Besuchern seine Botschaften regelrecht ein. Und alle nahmen sie dankbar auf. Denn Liebe und Romantik haben viele Gesichter, was auch sich auch in den zahlreichen Paaren im Publikum widerspiegelte.
Element of Crime boten ihren treuen Fans und an diesem Abend mehr, als erwarteten. Zwei Stunden bester Rock mit intellektuell-verspielten-melancholisch-witzigen Texten, jede Menge Zugaben, eine Band die ihren Auftritt sichtlich genoss und ihre Anhänger anschließend verschwitzt und glücklich in die heftigen Regengüsse der Tollwood-Nacht entließ.
“Immer da wo Du bist, bin ich nie” heißt einer der Hits von EOC. Doch Sven, wenn Du wieder in München bist – dann sind wir garantiert auch wieder da. Versprochen!
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