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Oktoberfest: “Ein windiger Bauzaun kann niemanden vor einer geplanten Attacke bewahren”

Julius Zimmer

Ein Kommentar von Julius Zimmer

Ich bin kein Münchner Kindl. Nicht mal ein echter Bayer. Ich bin so a “scheiß Zugroasta”. Aber dennoch ist meine Wahlheimat unsere Landeshauptstadt München. Traditionell, gemütlich und ein bisschen Schickeria. Außerdem gibt es hier verdammt gutes Essen und, selbstverständlich, das beste Bier der Welt.

Ich habe neulich von einem Fest gehört, das hier scheinbar einmal im Jahr stattfindet. Die Einheimischen nennen es nur “Wiesn”, das Fernsehen und die überregionalen Zeitung “Oktoberfest”. Bei diesem “größten Volksfest der Welt” sollen die besten Eigenschaften Münchens vereint werden.

Es gibt kiloweise Süßigkeiten, Achterbahnfahrten, Frauen, denen der Busen aus dem Ausschnitt fällt und literweise Bier aus großen Krügen. Jedes Jahr kommen im Durchschnitt sechs Millionen Menschen aus der ganzen Welt, um auf dieser sechzehntägigen Party mal richtig die Sau rauszulassen. Geile Tradition.

Ein paar Besuchern geht es danach manchmal nicht mehr so gut. Die fallen dann einfach an Ort und Stelle um und schlafen ein. Die Internetseite muenchenkotzt.de hat sich zur Aufgabe gemacht, Fotos von solchen Leuten zu sammeln. Besser ist es, sonst vergessen die ja, wie schlecht es ihnen ging. Vielleicht passen sie das nächste Mal besser auf.

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Normalerweise ist das Oktoberfest von mehreren Seiten zugänglich. Am offiziellen Eingang stehen viele Taxis und der Großteil der Leute betritt hier das Gelände der Sünde. Allerdings kann man zum Beispiel auch über den beliebten Kotzhügel zu den Bierzelten gelangen. Das ist dieses Jahr etwas anders.

Die Stadt hat einen gigantischen Zaun um das Gelände gestellt. Der Grund? Mehr Sicherheit. Die Terroranschläge in Paris und Brüssel, sowie der Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum, hat viele verunsichert. Der Polizeipräsident Hubertus Andrä sagte der Süddeutschen Zeitung, dass die Sicherheit der Besucher dieses Jahr nur gewährleistet werden kann, wenn es keine “offene Flanken” gibt. Man müsse das gesamte Festgelände auf der Theresienwiese gegen Attacken absichern. Klingt nach Krieg. Und es klingt so, als ob man fest mit einer Attacke rechnen würde.

“Der Zaun ist eine Attacke gegen unsere Freiheit”

Ohne Zweifel ist das Oktoberfest ein potentielles Angriffsziel für islamistische Terroristen. Ihrer Meinung nach ist die Wiesn wahrscheinlich die Reinkarnation allen Übels: Schweinefleisch, Alkohol und unverschleierte Frauen. Vielleicht ist das Risiko dieses Jahr sogar so hoch wie noch nie. Doch das alles sollte uns nicht verunsichern.

Wir sollten vor allem nicht glauben, dass ein windiger Bauzaun uns vor einem geplanten Terrorangriff schützen kann. Das einzige was dieser Zaun kann, ist zu zeigen, dass unsere Gesellschaft tief verängstigt ist und wir den Terroristen tatsächlich auf den Leim gehen.

Wenn wir anfangen unsere Traditionen zu ändern, den Umständen so drastisch anzupassen, dann verleugnen wir die Grundsätze für die dieses Bundesland steht: Freiheit, Lebensfreude und Tradition. Wir sollten der Drohung trotzen und das Riesenspektakel nicht eingrenzen. Auf das nötige Maß an Sicherheit dürfen wir natürlich nicht verzichten. Keine Rucksäcke – schön und gut, aber unsere Türen sollten offen stehen und zeigen: Wir haben keine Angst!

 

 

 

(c) Bild: Tom Blitzibulb

 

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