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Die Münchner Parkautomaten sind ein infrastrukturelles Armutszeugnis

Julius Zimmer

Sie sind die maschinellen Schützer von Recht und Ordnung, die Bewahrer des öffentlichen Verkehrsfriedens, die stillen Hüter des StVGs: Parkscheinautomaten.

Ihre Funktion ist jedem Autofahrer bekannt. Man parkt auf einem öffentlichen Parkplatz und bezahlt pro angefangene Stunde einen gewissen Betrag. Straßen müssen immerhin in Stand gehalten werden und das kostet Geld. Dafür kommt der „Träger der Baulast“ auf, sprich die Stadt, die das wiederum – in Form einer Parkgebühr – auf die Nutzer des Stellplatzes überträgt. Soweit, so einfach.

Doch was läuft in einer Großstadt schief, wenn die Funktion der Automaten zwar jedem klar, die technische Umsetzung aber eher mangelhaft ist? Was bedeutet es, wenn die Technik der örtlichen Parkautomaten noch aus dem letzten Jahrhundert stammt? Und wieso ist sogar eine Kreisstadt mit rund 35.000 Einwohnern technologisch besser ausgestattet als die bayrische Landeshauptstadt München?

Die Wechselgeldtragödie

Ganz schön viele Fragen für so ein triviales Thema. Doch der Reihe nach. Momentan sieht es an den Münchner Parkautomaten so aus: Wechselgeld? Fehlanzeige. Bezahlen außerhalb der Geschäftszeiten? Nada. Bezahlen per Smartphone-App? Klar, sonst noch Wünsche?

Die Wechselgeldtragödie ist für viele Münchner nichts neues. Bereits vor drei Jahren berichtete die Zeitung „tz“ über die technologischen Rückstände an Münchner Parkautomaten. In Fürstenfeldbruck jedoch ermöglicht die bahnbrechende Technik der Firma „WSA electronic“ bereits seit 1992 das problemlose Ausgeben von Rückgeld.

In der Landeshauptstadt ist dies nicht möglich. 2 Euro rein, 0 Euro raus. In Fürstenfeldbruck, so berichtet die „tz“, ist die erste Stunde Parken sogar gratis. Danach kostet die Stunde 25 Cent. 2 Euro rein, 1,75 Euro wieder raus.

Anfragen der „tz“ an das Münchner Baureferat endeten in widersprüchlichen Ausflüchten. Auf eine Großstadt sei das System nicht anwendbar und außerdem sei „ein einbruchsicherer Schutz der Wechselgeldautomatik nicht möglich“. Wohingegen in anderen Großstädten wie Stuttgart, Bremen, Tel Aviv, Vancouver, Oslo oder Budapest Parkautomaten selbstverständlich Wechselgeld ausgeben. Klingt absurd.

M-Parking: Traum oder Realität?

Noch unbegreiflicher ist aber die Tatsache, dass es in München nicht möglich ist, vormittags einen Parkschein vor 9:00 Uhr zu lösen. Das klingt vielleicht kleinlich, doch es ist durchaus nervig, wenn man um 8:00 Uhr auf der Arbeit oder bei einem Termin sein muss und um 9:00 Uhr wieder auf die Straße rausrennt, um sich nicht strafbar zu machen. Man kann natürlich einen Strafzettel riskieren, doch zu viele davon können im Extremfall sogar zum Verlust der Fahrerlaubnis führen.

Wie könnte also eine Lösung für dieses vertrackte Problem aussehen? Möchte die Stadt München das „Sicherheitsrisiko“ in Form von Wechselgeld ausgebenden Parkautomaten nicht riskieren, so könnte man doch wenigstens das Zahlen per Handy-App ermöglichen.

„M-parking“ nennt man dieses technisch höchst komplexe System. Man bucht per Handy den benötigten Zeitraum, zahlt per Electronic Cash oder Pay Pal den exakten Betrag und muss sich keine Sorgen um einen Strafzettel machen.

Das funktioniert in anderen Städten wie Berlin, Bielefeld, Hamburg oder Köln ziemlich gut. Die Initiative “smartparking” bietet in diesen Städten seit 2015 einen schnellen und unkomplizierten “m-parking service an”.

Vize-Bürgermeister Josef Schmid ließ bereits 2013 verlauten, dass die Stadt die Möglichkeit für eine Umrüstung der Parkautomaten prüfe. Passiert ist bis heute allerdings noch nichts. Für den Technologiestandort München ist das ein infrastrukturelles Armutszeugnis.

Auf telefonische und schriftliche Anfragen des Stadtmagazins MUCBOOK reagierte das Münchner Baureferat am Mittwochmittag leider nicht.


Beitragsbild: (c) Julius Zimmer

1Comment
  • Martin
    Posted at 20:37h, 08 Dezember

    Schön ist auch, wenn man alles Kleingeld zusammengekramt und versehentlich 5,90 EUR eingeworfen hat. Und der Automat dann alles wieder auskotzt, weil er Zahlungen nur in 20 Cent Stufen erlaubt. Püarrk!

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