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Vom Untergrund an die Oberfläche: Das Frameworks Festival 2017

Jan Krattiger

Seit 2011 bringen Daniel Bürkner und Christian Kiesler, die Macher des Frameworks Festivals, experimentelle musikalische Perlen an die Oberfläche, so auch dieses Jahr. Und zwar während drei Tagen Anfang März in der Muffathalle und im Einstein Kultur, bei freiem Eintritt.

Hier ein Überblick:

Mittwoch, 8. März / Muffathalle

20 Uhr: Valerio Tricoli (München / PAN)

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Das wichtigste Element der Performances des Italieners Valerio Tricoli ist eine alte Bandmaschine: ein analoges Mittel um das live-Geschehen zu sampeln und zu verändern. Seine Arbeiten sind höchst abstrakt, und pendeln zwischen der Gegenwart – aufgenommenen Geräuschen und Klängen vor Ort – und einer seltsamen, nicht selten unbehaglichen Traumwelt. Mit der beklemmenden Schönheit eines Alptraums springen seine Performances zwischen dem Sein im Hier und Jetzt und deren surrealer, elektronischer Verzerrung.
Valerio Tricoli ist eine der zentralen Figuren des elektro-akustischen, experimentellen Underground und lebt in München.

21.15 Uhr: Hauschka (Düsseldorf / City Slang)

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Volker Bertelmann gehört zu den einflussreichsten Pianisten unserer Zeit. Mit seinem Ansatz, Elemente der klassischen Musik, vor allem der Minimal Music, mit der Clubkultur zu verbinden, hat er eine ganze Bewegung geprägt. Das Markenzeichen Bertelmanns, das mit Ping-Pong-Bällen, Papier, Dosen, Tape und sonstigen Fundstücken präparierte Klavier, kam aus den Clubs Deutschlands zu Kooperationen mit renommierten Orchestern wie den Münchner Philharmonikern oder dem Folkwang Kammerorchester Essen, klassischen Kompositionen für das MDR Sinfonieorchester oder Soundtracks für Filme wie den Golden Globe nominierten „Lion“ oder „Deutschland, Dein Selbstportrait“ von Sönke Wortmann. Einiges hat sich getan seit dem ersten Frameworks Festival 2011, das Hauschka damals mit einem intimen und berückenden Konzert zu einem krönenden Abschluss brachte. Insofern schließt sich auch für uns ein wunderbarer Kreis.

Donnerstag, 9. März / Einstein Kultur

20 Uhr: Group A (Tokyo, Berlin / Mecanica)

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Die japanische Avantgarde Band Group A produziert einen blitzhellen Schwall aus elektronischem Synth-Pop, digitalem Noise und Performance. Tommi Tokyo (Synthesizer, Gesang, Percussion) und Sayaka Botanic (Geige, Kassettendeck) tragen Kegelhüte, die ihre Gesichter verdecken, und Uniformen aus Zeitungen, oder manchmal auch nur Farbe auf der Haut, die von flackernden Projektionen erfasst wird. Und ja, diese Hüte sind wohl ein so stereotypisches Erkennungsmerkmal für Asien wie die Lederhose für Bayern. Dass Group A diese Länderklischees so überdeutlich bedienen, ist Teil des anarchistischen Spiels mit Erwartungen und Konventionen, das Group A meisterlich beherrscht.

21.15 Uhr: John Kameel Farah (Berlin, Toronto)

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Der Pianist John Kameel Farah baut bisher unbekannte Brücken: Er arbeitet Elemente des Barock, der Ambient Music, des Minimalismus, der elektronischen Clubkultur und der Musik des nahen Ostens ineinander und verwebt sie zu einem dichten Hybriden der Gegenwart. Sein Aufbau dafür beinhaltet mal einen Flügel, mal eine Orgel, mal ein Cembalo, mal einen Synthesizer, mal ein Laptop-Set. Immer ist die Musik rasant und atemberaubend intensiv, auch in ihren stillen Momenten. Farah, der zwischen Berlin und Montreal pendelt und zeitweise bei Terry Riley studierte, hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten und ist einer der spannendsten Vertreter zeitgenössischer Klaviermusik.

Freitag, 10. März / Einstein Kultur

20 Uhr: Sontag Shogun (New York, Montreal / Ricco)

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Das Trio Sontag Shogun aus New York und Montreal ist wie ein digitales Gedächtnis. Schleifende Betriebsgeräusche und elektronisches Rauschen lassen ab und zu den Blick auf nostalgische Bilder erhaschen, klar umrissene Motive auf dem Klavier. Nur um dann wieder verschüttet zu werden in digitalen Schichten von Geräuschen und Rhythmen, die organisch erzeugt werden: Von Sand, trockenen Blättern, kochendem Wasser und verschiedenen Bandmaschinen. Ian Temple, Jeremy Young und Jesse Perlstein beschreiben ihre Musik selbst als eine Erinnerung an eine unklare Emotion.

21.15 Uhr: Den Sorte Skole (Kopenhagen)

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Den Sorte Skole ist ein Produzentenkollektiv aus Kopenhagen, das seit 2003 daran arbeitet, die Musikgeschichte in verdichteten Collagen aus Samples zu neuen Hybriden zu verwandeln. Wie in einer Wunderkammer oder einem absurden Archiv versammeln Simon Dokkedal, Martin Fernando Jakobsen und Martin Højland tausende von Versatzstücken, unter anderem Elemente des Soul, der elektronischen Musik, internationaler traditioneller Folklore und zahllosen versteckten Ecken und Enden der Musik, fügen sie zu neuen Kompositionen einer globalisierten, ultraschnellen Gegenwart zusammen. Live ist Den Sorte Skole ein dichtes Gewitter aus Samples, experimentell, nachdenklich und antreibend zugleich.


In aller Kürze:

Was? Frameworks Festival

Wann? Mittwoch, 8. bis Freitag, 10. März 2017

Wo? Muffathalle & Einstein Kultur

Wieviel? Eintritt Frei, Einlass jeweils ab 19.30 Uhr


Beitragsbild: (c) Mareike Föcking

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