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Das Ende der Welt – “The Girl with all the Gifts” im Kino

Thomas Empl

Der Zombie ist in der Krise. Eine ganze Weile gab es keinen richtig guten Film mehr über ihn, während gefühlt immer mehr Leute aufhören, The Walking Dead zu schauen. Zu oft wurden die üblichen Szenarien durchgekaut, variiert und wiederholt. Definitiv ein Lichtblick ist da The Girl with All the Gifts: Gerade wenn man jede Woche noch die hirntote Dreiviertelstunde Walking Dead aussitzt, wird man überrascht sein, wie intelligent ein Zombiefilm doch sein kann.

Zombiekinder mit Twist

The Girl with All the Gifts beginnt mutig, einfallsreich, anders. Die ersten 20 Minuten könnten fast schon für sich ikonisch sein. Der Twist: In dieser Zombiewelt sind die Kinder nur halb infiziert. Sie können noch selbstständig handeln, aber der Geruch von Fleisch verwandelt sie in Monster. Warum das so ist, weiß keiner so genau, weshalb sie in einer Hochsicherheitsanlage untersucht und unterrichtet werden. Aus ihrem Gehirn und Rückenmark will man ein Gegenmittel zur Rettung der Menschheit entwickeln. Eines dieser Zombie-Kinder ist die eigentlich gutmütige und wissbegierige Melanie, beeindruckend gespielt von der Newcomerin Sennia Nanua.

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Teurer Look mit wenig Geld

Mehr darf auf keinen Fall verraten werden, am besten geht man so blind wie möglich ins Kino – und lässt sich vom beklemmend dröhnendem Soundtrack und den düsteren Bildern einfangen. The Girl with All the Gifts macht Zombies wieder gruselig und nicht nur zum Bildschirmhintergrund, vor dem sich Menschen bekriegen. Die Untoten sind schnell und treten in riesigen Herden auf. Befallen von einem Parasiten überwuchern sie die Städte. Richtig, Städte! Regisseur Colm McCarthy (Sherlock) hat tatsächlich den Mumm, seine Charaktere ins zerstörte London zu schicken und nicht nur durch billige Wälder laufen zu lassen. Obwohl der Indie-Film kein Blockbuster-Budget hatte, sieht er teuer aus. So wie die Briten schon mit Ex Machina Science-Fiction mit weniger Geld aufs Wesentliche runtergebrochen haben, gelingt ihnen dies hier für den Zombiefilm.

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Zombie-Kinder!

Was nicht so gut klappt: Der Film ist großartig darin, seine Ausgangslage zu präsentieren, fällt aber nach gut einer Stunde ein bisschen in ein Loch. Wo die Gruppe Überlebender eigentlich hinwill, bleibt leicht unklar und ein paar Szenarien wiederholen sich (Melanie geht sehr oft auf einsame Erkundungstour). Hinten raus fängt er sich, aber eine Viertelstunde kürzer wäre der Film noch ein stärkeres Brett gewesen. Nichtsdestotrotz ist The Girl with All the Gifts einer der besten Zombiefilme der letzten Jahre mit großen Themen, großen Bildern, einer beeindruckenden jungen Hauptdarstellerin und… Zombie-Kindern.

The Girl with all the Gifts startet am 09.02.2017 in unseren Kinos.

Der (sehr spoilerbehaftete) Trailer:

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Photo-Credit: © SquareOne/Universum

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