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ArtMuc-Macher Raiko Schwalbe im Interview
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Die ArtMuc ist Bayerns größtes Festival für zeitgenössische Kunst. Rund 350 Künstler und über 50 Projekte, Plattformen und Institutionen präsentierten sich bisher in den Jahren 2014, 2015 und 2016 einem breit gefächerten und interessierten Publikum.
Den Fokus des Festivals setzt der Veranstalter Raiko Schwalbe dabei bewußt neben dem Verkauf der gezeigten Kunstwerke auf das Netzwerken der Künstler untereinander sowie den Ausbau der Präentationsmöglichkeiten der Künstler. Das Motto “entdeckt werden und Netzwerke aufbauen” wir dabei vor allem durch die Verzahnung von Kunstschaffenden, den beteiligten Plattformen und Projekten sowie den Besuchern aus allen kunst-relevanten Bereichen forciert.
Mucbook: Kannst du ein paar spezielle Events/Happenings/Aktionen nennen, auf die sich Kunstliebhaber an der diesjährigen ArtMuc freuen können?
Raiko Schwalbe: Generell wurde das Spektrum der von den Teilnehmern präsentierten Kunstwerke stark erweitert. Neben Malerei, Skulpturen und Fotografie haben wir in diesem Jahr eine kleine Sonderausstellung von digitaler Kunst im alten Atelierhaus. Zum einen haben wir eine Kooperation mit drei Studenten der HFF München, die einen Gesamtinstallation in einem eigenen Raum umsetzen. Dazu werden die beiden Künstlerinnen Betty Mü und Cendra Polsner wieder ein paar digitale Perlen präsentieren.
Zusätzlich haben wir eine Kooperation mit dem „Viertelprojekt“ – besser bekannt unter „Deine Stadt, deine Leinwand“ die im letzten Jahr ein paar sehr coole Aktionen im Glockenbackviertel umgesetzt haben. Im Rahmen dieser wird es am Donnerstag Abend auch ein kleines Live-Konzert vor Ort geben.
Wie schätzt du den diesjährigen „Kunstjahrgang“ ein? Gibt es größere Themen/Richtungen, die sich abzeichnen?
Aus meiner subjektiven Sicht gab es in diesem Jahr einen kleinen Boom im Bereich der digitalen Kunst bzw. der Digitalisierung von Kunst. Gerade die Nutzung des Internet als Präsentations- und auch Vertriebsmedium wird stärker genutzt. Generell „emanzipieren“ sich die Künstler immer mehr. Wenn man mal die immer kleiner werdende Gruppe von Kunstinteressierten mit reaktionären und elitären Ansätzen außen vor lässt, zeigt sich, dass Kunst einen weiteren Schritt herunter vom elitären Sockel in Richtung einer breiteren Akzeptanz in der Bevölkerung macht.
– München als Kunststandort: was läuft, was fehlt, was könnte noch besser laufen? Was ist besser als anderswo?
*lach* – Eine typische Münchner Frage. Wenn man mal vom immer noch weit verbreiteten Schubladendenken à la „In München gibt es eh keine Subkultur und woanders ist eh immer alles besser“ absieht und sich die Mühe macht, die Szene umfangreich zu screenen, wird man schnell fest stellen, dass in München ziemlich viel schon da ist. Vielleicht nicht so optimal, wie man es aus anderen Metropolen dieser Welt kennt, aber vorhanden und ausbaufähig. Es ist klar, dass junge Generationen immer was am Bestehenden auszusetzen haben und etwas „Neues“ wollen. Das ist auch gut und hält auch die älteren Generationen jung (und in ein paar Jahren wird es den heute jungen Generationen genauso gehen, wenn sie älter sind und andere „jung“).
Es ist ein wenig schade, dass die Leute in München sich immer nur auf einzelne Leuchtturm-Projekte stürzt und diese dann selbst hoch-hypet, als wäre München endlich weiter als andere Metropolen – das haben weder die Stadt noch die Menschen hier nötig.
Kurz und gut: das Einzige, was ich mir wünschen würde, ist dass sich die einzelnen Veranstalter von interessanten Projekten nicht immer gegenseitig abschotten würden weil sie Angst haben, die eigenen Fans würden abwandern zu den anderen. Dadurch geht sehr viel Potential verloren.
Wie gelingt dir der Spagat zwischen Kunst und Kommerz?
Ein sehr spannendes aber auch sensibles Thema. Aus meiner Sicht hat die klassische Sicht und Definition von Kunst, ein „Sprachrohr“ für Kritik an Politik und Gesellschaft zu sein, auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung. Man muss aber auch beachten, dass sie sich Zeiten geändert haben und Künstler heute eben auch leben müssen.
Jeder Künstler, der ausstellt und verkaufen möchte, agiert kommerziell. Das ist absolut nicht schlecht und daran ist auch absolut nichts auszusetzen.
Ich vertrete mit meinen Events ganz klar die Meinung, dass jeder kreative Ansatz es verdient, eine Chance zu bekommen. Kunst soll inspirieren, zum Nachdenken anregen und darf auf jeden Fall auch gefallen. Mit Hilfe unserer Jury haben wir ein professionelles Team von Experten vor Ort, die klar unseren qualitativen Anspruch unterstützen. Dass nicht jede Arbeit jedem Besucher, Teilnehmer oder anderen Künstler gefällt, ist klar. Geschmack ist eben auch subjektiv.
Zum Schluss eine persönliche Frage: welche Kunst hängt in deinem Wohnzimmer / deinem Büro? Hängt da überhaupt Kunst?
In meiner Wohnung befindet sich Kunst von PeintreX aus München, den Jungs von Cruzf:x sowie Arbeiten von Eva-Maria Bischof-Kaupp aus Freising – allesamt Künstler, von meinen Events die noch eine gute Karriere vor sich haben werden.
In aller Kürze:
Was? ArtMuc
Wann? Donnerstag, 25. Mai 12 Uhr bis Sonntag, 28. Mai 18 Uhr
Wo? Praterinsel
Wieviel? 12 Euro
Beitragsbild: © Sven Ballenthin
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erscheint im tagebook, einer Kategorie, die unsere Partner nutzen können, um neue Ideen und Inspirationen in Blog-Beiträgen vorzustellen.
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