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München, du bist ganz schön dirty!

Emanuel Weitmann
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München als „Sauberstadt“? Das Motto ist die Isarmetropole jetzt endgültig los.

Das Schadstoffniveau (vor allem durch Stickstoffoxide) in der Münchner Luft ist um einiges höher als gedacht. Experten hatten dieses Ergebnis schon befürchtet, bevor die Bayerische Staatsregierung nun die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichen musste. Das Ganze kam leider erst nach einer Klage der Deutschen Umwelthilfe ins Rollen. (Du willst sofort wissen, wie dreckig es in deiner Straße ist? Die Detailergebnisse der Studie sind unten verlinkt)

Jetzt ist klar: Auf einem Viertel der Münchner Hauptstraßen ist die Stickoxid-Belastung beunruhigend hoch und auf 50 von ihnen sogar über 60 Mikrogramm pro Kubikmeter. Der Tagesgrenzwert beträgt 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und darf nicht öfter als 35 mal im Jahr überschritten werden. Der zulässige Jahresmittelwert beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Schuld an dem gesundheitsgefährdenden Stoff in der Luft sind vor allem Dieselfahrzeuge. Die Landesregierung stellte gegen ein Fahrverbot – vermutlich um die bayerischen Automobilkonzerne BMW und Audi nicht zu sehr zu verärgern. Diese versprachen eine deutliche Reduzierung des Schadstoffausstoßes durch eine Umrüstung von Euro-5-Diesel PKW. Wie viel und ob das etwas nützen wird, bleibt offen. Laut einer Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH), würden die geplanten Änderungen an den Fahrzeugen kaum etwas verändern.

Nun bleibt es dabei, dass bis zum 31.12.2017 eine Entscheidung getroffen wird, wie das Dieselfahrverbot umgesetzt werden soll.

Die bayerische Landesregierung setzt zudem auf den Ausbau des ÖPNV.

Mehr zu Stickstoffoxiden findet ihr hier.

Die Landesregierung packt an. Doch reicht es?

Nun will die Regierung weitreichende Maßnahmen ergreifen, um der Luftverschmutzung in ganz Bayern gegenzusteuern. Am Meisten muss in Metropolen wie München getan werden: Vor allem der Öffentliche Nahverkehr soll nach- und umgerüstet werden. So sollen beispielsweise alte Dieselbusse ausrangiert werden, noch bevor der Umstieg auf elektrisch angetriebene Busse komplett vollzogen wird.

mehr Busse braucht die Stadt
  • Außerdem soll der Ausbau von U- und Trambahnen stärker bezuschusst werden und auf ausgewählten Linien soll der Verkehr höher frequentiert werden, um so den Transport von mehr Personen schneller zu ermöglichen. Auch eine Verlängerung mancher Züge ist im Gespräch.
  • Des Weiteren sollen Park-and-Ride Parkplätze stärker gefördert werden, um so den Ausbau auch in die weiter außen liegenden Stadteilen voran zu bringen.
  • Auch Fahrradstationen wie die von der MVG sollen erweitert werden. Insgesamt sind jeweils 5000 neue Stellplätze für Autos und Fahrräder im Gespräch.
  • Aber nicht nur die bestehenden Angebote im ÖPNV sollen verbessert werden: Neue Tangentialverbindungen auf sieben oder acht neuen Buslinien sollen in Zukunft den Personentransport von den äußeren Stadtbezirken erleichtern.
  • Aber: das beste ÖPNV-Angebot nützt nichts, wenn es nicht mehr Personen in Anspruch nehmen. Deshalb sollen in Zukunft Neukunden des IsarCard-Jahresabos mindestens einen Monat gratis obendrauf bekommen. Das soll im Schnitt 13 000 neue Nutzer erbringen.
  • Auch der Fahrradverkehr soll in der „Radlhauptstadt“ vorangetrieben werden. Insgesamt 80 Kilometer neuer Radweg soll gebaut werden, was circa 80 Millionen Euro kosten wird. Das Ziel ist, dass in Zukunft ein Fünftel des Gesamtverkehrs mit dem Fahrrad zurückgelegt werden kann, was durchaus wünschenswert wäre. Die Elektromobilität soll ebenfalls mit circa 3 Millionen Euro gefördert werden. Hierzu gab der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) letzte Woche eine Pressekonferenz.
  • Um den Ausstoß in Zukunft besser unter Kontrolle zu haben, werden 20 neue Messstationen an den stark belasteten Straßen gebaut.

Die Frage ist nun, ob man nicht sofort etwas unternehmen kann. Die oben genannten Maßnahmen bewirken kurzfristig erst einmal wenig. Der Effekt wird noch viele Jahre auf sich warten lassen.

Bis dahin ist die Luft in München vermutlich noch viel mehr verpestet. Schnelles Nach- und Umdenken ist jetzt gefragt.

For a Greener City

Was wäre denn wünschenswert?

Andreas Schuster von Green City e.V. findet, dass der Ausbau des ÖPNV schon viel früher hätte beginnen sollen, da sich die Effekte eben erst nach langer Zeit zeigen.

Des weiteren sollten Aspekte wie eine City-Maut, temporäre Fahrverbote und eine Reduktion der Parkplätze, neben anderen Maßnahmen, ernsthaft besprochen werden. Eine deutliche Reduktion des Pkw-Verkehrs, als größter Verursacher der Belastung, muss laut Andreas bald auf dem Plan stehen.

Weitere Maßnahmen, die die Regierung andenken sollte, falls sie das Problem wirklich in den Griff kriegen möchte, wären zum Beispiel die Förderung von Ride-Sharing Apps, der Ausbau von Parkplätzen speziell für E-Autos und Radschnellverbindungen in der Stadt und im Umland.

Green City hat ein Facebook-Video veröffentlicht, in dem die Problematik ebenfalls angesprochen wird:

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Die oben genannten Maßnahmen der Landesregierung sollten so zügig wie möglich umgesetzt werden, um Folgepläne zu ermöglichen.

Wo ist München am schmutzigsten?

Besonders stark betroffen sind der Münchner Osten und Westen.

Während die Dachauer Straße Richtung Norden zwar sehr stark belastet ist, ist der restliche Norden nicht so sehr betroffen.

Selbstverständlich ist der Raum zwischen Mittlerer Ring und Altstadtring am stärksten verschmutzt, ebenso wie große Verbindungsstraßen.

Wie dirty deine Straße ist, findest du hier. 

Green City veröffentlichte bereits im Februar eine Karte aus der hervor ging, dass das Stickstoffoxid-Problem in München flächendeckend ist.

Schlußendlich bleibt zu sagen: Jeder kann seinen kleinen Teil beitragen, indem er öfter aufs Fahrrad steigt oder sich in der U-Bahn durch die Landeshauptstadt chauffieren lässt.


Beitragsbild: © Green City e.V. / Simone Reitmeier

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