lustige wahlplakate muenchen
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Die etwas andere Wahlplakat-Analyse

Ganz München scheint vollgepflastert und zwar mit witzigen, absurden und schrecklichenWahlplakaten. Der Wahlkampf geht in die letzte Runde, denn bald ist es soweit, am 24. September 2017 findet die Bundestagswahl statt.

Wir waren für euch in München und im Netz unterwegs und haben ein paar Schmankerl aus dem Wahlplakatdschungel abgelichtet. Weil manche Parteien einfach langweilige Plakate hatten, konnten wir – unabhängig unserer politischen Einstellung – nicht alle berücksichtigen.

CSU – Die christlich-soziale Union in Bayern in Lila

 CSU Politik und Prosecco

Wer ist zu sehen?

Den Bundestagskandidat für München-Nord Bernhard Loos und Bundestagesabgeordnete Julia Obermeier. Der Homepage können wir entnehmen, dass Loos’ Hobby Skifahren und Motorradfahren ist. Mode war ihm auch schon zu Bundeswehrzeiten wichtig, bei der er übrigens 1975 war.

Was wir wirklich sehen:

Eine violette, mit orientalischen Mustern verzierte Tapete. Sehr CSU-untypisch, oder? Doch schaut man genauer hin, lädt die CSU auf diesem Plakat mit Politik & Prosecco in die Cuore Pizzeria ein. Stellt euch vor, auch Frauen sind in der CSU! Damit wirbt zumindest Frau Obermeier. Diese Frauen müssen jedoch Prosecco trinken, pink und violett lieben und am besten ihre Wohnung mit einem orientalischen Paisley-Muster tapeziert haben. Da bekommt Frau gleich Lust auf die CSU

Was sagt uns das über die Partei?

Die Partei der konservativen Herren sucht zwanghaft junge Wählerinnen. Kein Wunder, bei der mageren Anzahl von 20 Prozent weiblichen Parteimitgliedern.

Wir fragen uns indes, was Politik & Prosecco mit Sicherheit zu tun haben? Denn mit diesem Schlagwort wirbt die Partei auf fast allen anderen Wahlplakaten. Dann auch wieder mit gewohnt blauem Hintergrund. Das Thema Sicherheit schreibt die CSU ganz groß. Ganze 58-mal taucht das Wort „Sicherheit“ auf. Geschmückt ist das Wahlprogramm übrigens mit dem wunderbaren Titel: „Für ein Deutschland in dem wir gut und gerne leben“. Und wie soll dieses Deutschland ausschauen? Na, bei Prosecco Verbrechen und Terror bekämpfen – eh klar.


FDP – Freie Demokratische Partei Deutschland in voller Kraft

Wer ist zu sehen?

Thomas Sattelberger. Er ist FDP-Direktkandidat für München Süd. Doch nicht nur das, er ist auch Autor seiner Autobiographie: „Ich halte nicht die Klappe. Mein Leben als Überzeugungstäter in der Chefetage“. Da wissen wir also ganz genau, aus welcher Branche Herr Sattelberger kommt.

Was wir wirklich sehen:

Auf dem Wahlplakat der FDP sieht man Herrn Sattelberger vor einer Tafel stehend, mit Schwamm in der Hand den Satz „Alles bleibt wie es ist“ wegwischend. Seine Körperhaltung spricht eine klare Sprache: Die linke Hand ist aggressiv zur Faust geballt und mit einem entschlossenen, etwas angsteinflößenden Grinsen im Gesicht. Und die Message dahinter? Hart durchgreifen? Es wirkt, als würde man nur mit Gewalt einen Wandel erzielen können. Das Lächeln darf dabei natürlich nicht fehlen.

Was sagt uns das über die Partei?

wahlplakate-muenchen

Ähnlich wie Sattelbergers Motto auf dem Plakat, ist auch der Titel des Wahlprogramms der FDP: „Denken wir neu. Schauen wir nicht länger zu!“. Neu denken muss die FDP wirklich, wenn sie es wieder in den Bundestag schaffen will. Zuletzt ist die FDP 2009 in den Bundestag eingezogen. Dabei setzt die FDP ihre Messlatte ziemlich hoch, da sie auf ganzen 148 Seiten Wahlprogramm fast ausschließlich Superlative benutzt. Wir werden sehen.

Was wir aber eigentlich vermissen, ist die kühle, modelesque Grazie eines Christian Lindners


AFD – Alternative für die CSU – äh Deutschland

Wer ist zu sehen?

Petr Bystron. Auf seiner Homepage prangt der Slogan „Ein Leben für die Freiheit“. Die AFD hat ähnlich wie die Bayernpartei keine Kandidaten für München, Bystron ist nämlich Spitzenkandidat der bayrischen FDP. Ähhhh, wir meinten natürlich AFD. Aus der FDP ist Bytron ja schon 2013 ausgetreten, um zur AFD zu wechseln.

Was wir wirklich sehen:

Auf dem blau gehaltenen Plakat sticht einem in weißer Schrift der Satz: „BYSTRON: Wir halten, was CSU verspricht“ ins Auge. Ratet mal, wo die AFD ihr Plakat aufgehängt hat?! Genau, im Hintergrund wehen in ähnlichem Blauton CSU-Flaggen. Damit es thematisch auch passt, dachte sich die AFD wohl, es sei sinnvoll das Plakat vor der CSU-Zentrale in München aufzuhängen. Ob da wohl nicht aufgrund der Verwechslungsgefahr einige Wähler an die CSU flöten gegangen sind? Man weiß es nicht. Das war es aber auch schon mit den zündend klugen Ideen der AFD.

Bestes Beispiel dafür ist die deutsche Rechtschreibung auf dem Plakat. Tja, Grammatik will gelernt sein! Doch mittlerweile haben auch die Deutschnationalen dazugelernt und auf ihren neuen Plakaten den Artikel vor CSU ergänzt – DIE CSU. Herzlichen Glückwunsch, liebe AFD, nun beherrscht auch ihr als die Alternative für Deutschland sogar die deutsche Grammatik.

Was sagt uns das über die Partei?

Wahlkampfthema Nr. 1 der AFD ist die Frage nach dem Umgang mit Asyl in Deutschland. Mit Tiraden wie „Afrika kann nicht in Europa gerettet werden“, „Keine weitere Einwanderung in die Sozialsysteme“ und „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ schmückt die AFD ihr Wahlprogramm. Wie jedoch Personen wie Bystron, der selbst politisches Asyl in Deutschland beantragt hat und mit seiner Familie 1987 aus der ehemaligen Tschechoslowakei nach Deutschland geflohen ist, mit solchen Sprüchen werben kann, ist schwer verständlich.


Mia und eben mia – Die Bayernpartei

Bayernpartei

Wer ist zu sehen?

Wer kandidiert jetzt eigentlich für die Bayernpartei? Man weiß es nicht, denn zu sehen ist eigentlich nie jemand auf den Plakaten. Außer natürlich unverkennbar die Bayernflagge. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Bayernpartei nur aus der Vorstandschaft besteht. Diese setzt sich übrigens aus 11 Männern und einer Frau zusammen (sie hat die Aufgabe der stellvertretenden Generalsekretärin).

Was wir wirklich sehen:

Einfach gestaltet, sticht einem der Slogan „Weil Bayern es auch alleine kann“ entgegen. Alles klar, Bayern ohne den ganzen unnützen Rest? Wie sollte das denn bitte funktionieren? Klar, wir Münchner grenzen uns gerne mal von diesen Berlinern und Hamburgern da im Norden ab.

Aber, liebe Berliner und Hamburger: eigentlich mögen wir uns doch ganz gerne. Nur weil es eine Bayernpartei bei uns gibt, heißt das noch lange nicht, dass wir für eine Alleinstaatlichkeit plädieren. Nur um das mal klar zu stellen.

Was sagt uns das über die Partei?

Im Wahlprogramm geht es weiter mit der Distanzierung. Und zwar nicht nur zu dem Rest von Deutschland, sondern wirklich einfach zu ALLEM. Eigentlich besteht das komplette Wahlprogramm nur aus Kritik an allem Existierenden. Wahre Misanthropen sind das.

Highlights der Forderungen der Bayernpartei sind: „Wahlprogramm der Union ist nicht das Papier wert auf dem es gedruckt ist“ und „Bayernpartei: Aussagen aus dem Bundesumweltamt sind ein Skandal“. Umwelt? Wer braucht denn schon sowas?

Und jetzt? Fazit aus dem Wahlplakatdschungel

Falls euch 780 Seiten Wahlprogramm aller Parteien zu viel zum Lesen sind, könnt ihr den Wahl-o-mat oder DeinWal ausprobieren. Der Wahl-o-mat zeigt euch, zu welcher Partei eure Meinung am ehesten passt. DeinWal hingegen zeigt eure Übereinstimmung mit vergangenen Entscheidungen aus dem Bundestag. Einfach mal ausprobieren!

Habt ihr noch lustige Qual-, also Wahlplakate in München gesehen? Schickt sie uns einfach in einem Kommentar unter den Artikel! Wir sind gespannt.

 


Bildquelle Christian Lindner: https://i.redd.it/7mws5786t4jz

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