Was machen wir heute?

„Eine Fotografie zeigt nie die Wahrheit!“

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Mit dem Projekt „Fotokreuze“ ging eine Gruppe von acht Münchner Fotografen dieser Grundfrage der Foto-Theorie nach und unternahm den Selbstversuch: Würden verschiedene Fotografen an ein und demselben Ort das gleiche, das objektive Bild machen?

Das behauptete schon Star-Fotograf Richard Avedon. Doch selbst in Zeiten von digitalen Bilddateien und Bearbeitungsprogrammen gilt ein Foto oft als wahr und objektiv. Dabei beginnt das Subjektive bereits bei der Aufnahme, denn in jedem Foto steckt mehr als die Summe aus Handwerk und Technik. Es enthält Interessen, Erfahrungen und Empfindungen des Fotografen. Die Persönlichkeit des Menschen hinter der Kamera nimmt Einfluss auf das spätere Bild.

Wie objektiv ist Fotografie also wirklich?

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Als passende Umgebung für dieses Experiment suchte sich die Künstlergruppe den sich stark im Umbruch befindenden Stadtteil Giesing aus. Wie kein anderer Münchner Stadtteil ist Giesing Synonym für Individualität und Vielfalt. Hier wurden acht konkrete Foto-Standorte bestimmt – anfangs noch zentimetergenau festgelegt durch Kreidekreuze auf dem Boden (so entstand der Name des Projektes), später mit etwas mehr Bewegungsfreiheit. An jedem dieser Standorte machte jeder der acht Fotografen „sein“ Bild. Die Ergebnisse des Projektes „Fotokreuze“ sind in der Ausstellung in der Färberei zusammengetragen: 64 individuelle Sichten auf Giesing – manchmal überraschend anders, manchmal ähnlich – immer persönlich. Die FotografInnen von „Fotokreuze“ sind: Roland Hartmann, Markus Heinisch, Dagmar Köhler, Laszlo Molnar, Christian Schüehle, Sabine Pichlau, Sarah Seifert, Andreas Weimann. Die Ausstellung ist vom 26. Juli bis 5. August 2012 in der Färberei zu sehen. DieVernissage findet am 26. Juli 2012 ab 19:00 Uhr statt – der Eintritt ist frei.

Infos zur Künstlergruppe und zur Idee der Ausstellung

Acht Fotografen haben sich im Frühjahr 2011 zusammengetan. Untereinander kannte man sich nur vereinzelt, Ziel war es, voneinander zu lernen und unterschiedliche Arbeitsweisen und Auffassungen kennenzulernen. Dazu sollte ein gemeinschaftliches Werk umgesetzt werden, das alle Teilnehmer zu Interaktion auffordert. Eine kollektive Arbeit und nicht bloß eine Aneinanderreihung von individuellen Ansichten zu einem Thema in Form von acht Serien oder Einzelbildern. So wurde die Idee der Fotokreuze geboren. Fotokreuz bedeutet, dass jeder Fotograf einen Standort vorgibt, an dem jeder der Teilnehmer ein Bild zu machen hat. Standort meint hier einen fest definierten Bereich an einer Straßenecke, in einem Park oder einer beliebigen Örtlichkeit.

Die Idee der Fotokreuze kann auf jeden Raum angewendet werden. Die Wahl für die erste Umsetzung fiel auf Giesing, einen heterogenen Stadtteilder im Wandel begriffen ist. Er bietet auf kleinem Raum Standorte, die verschiedensten Aspekten gerecht werden. So stößt man auf belebte Straßenecken, ruhige Seitenstraßen, aufgerissene Baugruben und Baustellen sowie bekannte und markante Stätten. Dies ermöglichte jedem einerseits, einen Standort nach seiner Façon vorzugeben und andererseits sein Konzept gestalterisch umzusetzen. Diese Standorte, die Fotokreuze, werden zu Knoten in einem virtuellen Netz individueller bildnerischer Ideen. Das Konzept des einzelnen geht in einem Fotokreuz auf, also einer Fotostrecke, die aus acht Bildern von acht verschiedenen Fotografen besteht. In der Ausstellung werden Nägel, Klammern, Leinen, Bänder, Holz, Pappe, Klebeband und schließlich auch Elektronik bemüht, damit jedes Fotokreuz eine eigenständige Präsentation bekommt. Die Individualität der Standorte sowie die Subjektivität der Fotografen sollen dadurch zum Ausdruck kommen.Mit dem ersten Fotokreuz Giesing soll nicht Schluss sein. Die Gruppe hat neue Gebiete in München ins Auge gefasst. Es wird eine Fortsetzung geben, soviel kann bereits jetzt gesagt werden. Die Fotografen eint ein gemeinsames Interesse, die Möglichkeiten der Fotografie auszuloten. In diesem Fall, das Individuelle im Kollektiv zu ermöglichen. Sie haben unterschiedliche Hintergründe, die von Dokumentationen über Reportagen bis hin zu künstlerischen Arbeiten reichen, die in Ausstellungen und anderen Veröffentlichungen gezeigt wurden. Jeder blickt auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Fotografie zurück.

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