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„HipHop in München hat Abitur!“ – Oida? Was geht?

Sebastian Gierke
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Es ging um HipHop in München. Schwieriges Thema. Gerade für eine Podiumsdiskussion. Es ging auch darum aufzuzeigen, was war und was ist. Doch ein wenig hatte man den Eindruck, dass ein Teil von HipHop-München vergessen wurde.

„Das ist München, der Nabel der Welt, wir haben das Geld und tragen nur Pelz.“ Ein Text der Münchner HipHopper Der neue Süden. Johannes Moser, Professor am Institut für Volkskunde und Europäische Ethnologie an der LMU, liest ihn vor, umreißt so das Thema der folgenden Diskussion.

Bis zum Abschlusskonzert der Gesprächsreihe „Sounds like Munich“ am 20. Juli soll in verschiedenen Konstellationen noch vier Mal darüber gesprochen werden, wie München klingt, wie die Musik München prägt – und München die Musik. Diesmal geht es um HipHop. Schwierig. Der Nabel der HipHop Welt ist München nicht. „München war nie eine große HipHop-Metropole“, weiß Anton Schneider (rechts). Er ist Rapper bei Creme Fresh, einer der besten der Stadt und sitzt zusammen mit Ralf Binder (links) , HipHop-DJ und Booker im Muffatwerk auf dem Podium.

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Zu Beginn wird die HipHop-Landschaft Münchens kartographiert. Main Concept sind wohl die wichtigste HipHop-Band der Stadt, gegründet 1990. Sie prägten das Bild von HipHop-München. Blumentopf und auch Creme Fresh sind ihre Nachfolger.

„Diese Bands zeichnet aus, dass sie sich in Texten immer mit etwas auseinandersetzten, das mehr ist als Party, Drogen, Aggressivität. Das wird natürlich gerade in Berlin, wo eine härtere HipHop-Gangart gepflegt wird, belächelt“, erklärt Binder und fügt an: „HipHop in München hat Abitur, das empfinden viele als Negativimage.“ Dabei gibt es auch in München harten Rap. Feinkost Paranoia waren mit die Ersten. „Die waren nur ihrer Zeit zu sehr voraus“, glaubt Schneider.

„Die haben harten Rap gemacht, lange bevor Bushido damit Erfolg hatte.“ Doch richtig wahrgenommen wurde in München immer nur der Studentenrap. „Da gab es vor 10 Jahren auch eine richtig große Community“, denkt Ralf wehmütig zurück. „Jetzt gibt es viele verschiedene Strömungen.“

Der harte Rap spielt immer noch keine Rolle. Obwohl auch in München Jugendliche aus Problemvierteln Frust und Aggressionen in Reime packen, ironisch-böse, provokativ. Der neue Süden sind die am wenigsten unbekannten. Woran das liegt? Bekommen viele keine Chance?

Anton Schneider, der selbst viel und gern Gangsta-Rap hört, glaubt das nicht. „Qualität setzt sich durch und von dort kommt wenig.“ Das sehen wahrscheinlich eine ganze Menge Leute anders, von denen war aber keiner ins Gasteig gekommen. Und Binder ist sich sicher, dass das Münchner Publikum diesen Rap auch nicht akzeptieren würde. Viele jungen Rapper, zum Beispiel aus Neuperlach, würden „wie Karikaturen des amerikanischen HipHops auftreten. Die erlauben sich künstlerisches nichts Eigenes.“ Und die Veranstalter hätten irgendwann aufgehört in Neuperlach Flyer zu verteilen. „Weil wir es statt hatten, ständig Krankenwangen rufen zu müssen.“ Hier findet eine Abgrenzung statt. Die HipHop-Stadt München wirkt zweigeteilt.

Die Studentenrapper im Zentrum, die Straßenrapper an der Peripherie. Kann das nur an der mangelnden Qualität des harten Raps liegen? Vielleicht lässt die Pop-Disco-Metropole München auch nichts anderes zu. Das könnte dann auch bei der „Sounds like Munich“- Veranstaltung zum Thema „Disco“ am 28. Juni ein Thema sein, mit Mirko Hecktor und Thomas Meinecke.

Und hier noch ein paar Bonustracks, guter und weniger guter HipHop aus München:

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