Kultur

Georg M. Oswald – “Vom Geist der Gesetze”

Piritta Kleiner
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München in Büchern: Die Autorin erliest sich München. Das MucBuch.

Unlängst ist das Buch des ehemaligen bayerischen Finanzbeamten Wilhelm Schlötterer erschienen, in dem er das System Franz Josef Strauß und seine Mechanismen anprangert – Korruption, Mauschelei, Begünstigung von Freunden, gezieltes Mobbing von Gegnern.

Starker Stoff. Ganz so weit wagt sich der Schriftsteller und Rechtsanwalt Georg M. Oswald in seinem Buch „Vom Geist der Gesetze“ nicht vor, er darf es nicht, da seine Satire auf die bayerische Justiz und die Politiker nicht funktionieren würde, wäre sie zu offensichtlich.

oswald

Schauplatz des Buches ist, natürlich,  München. Ein als „Scharfmacher“ geltender Politiker, der nicht nur seinem Schwiegervater sondern auch immer dem Ministerpräsidenten imponieren möchte, fährt einen erfolglosen Drehbuchautor an und begeht Fahrerflucht. Hier überlegt der Leser noch – verquickt Oswald möglicherweise Fälle, die so nicht zusammengehören? Was äußerte unlängst ein ehemaliger Ministerpräsident der CSU? Ein “gestandenes Mannsbild” vertrage an einem Abend auch “zwei in der Regel schlecht eingeschenkte Maß”, wenn er sie über den Wiesnabend verteilt trinkt. So so. Da im Buch aber kein Alkohol im Spiel war, liest man erst einmal weiter.

Dann nimmt uns der Autor auf eine schicke Münchner Abendgesellschaft in Nymphenburg mit, die der kaltschnäuzige Staranwalt Heckler und seine Frau, man achte auf den Humor des Juristen Oswald, Philomena, geben. Spätestens hier ist es dann vorbei mit den subtilen Andeutungen, denn der Ministerpräsident selbst erscheint auf der Party und hält eine Rede, bei der er den Namen des Gastgebers verwechselt. “Da er für bizarre Versprecher bekannt war und mit weitaus schlimmeren schon politische Krisen ausgelöst hatte, fasste man diesen beinahe wie ein gelungenes Bonmot”, schreibt Oswald.

Spätestens jetzt weiß der Leser, auf welchem Parkett man sich mit diesem Buch bewegt, und beginnt zu überlegen: welcher Hinweis im Buch ist welchem Fehltritt innerhalb der großen bayerischen Volkspartei geschuldet. Es gibt so viele. Einerseits unterhält das den Leser, da die Suche nach realen Personen und Ereignissen einem plötzlich wie ein Spiel erscheint, Autounfall? Klar, da war doch was, war aber noch zu Strauß-Zeiten. Rüstungsaffäre? Jaja, ich weiß Bescheid. Der eigentliche Plot geht dadurch aber ein wenig unter, doch ohne die Verstrickungen in die Politlandschaft Bayerns käme er natürlich auch ein bisschen dünn daher.

Der Politiker kommt am Ende, mit Hilfe seines Staranwaltes, natürlich sehr milde davon und wird erst einmal in eine Stiftung abgeschoben, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Wem das aus der CSU bekannt vorkommt, kann beim Lesen des Buches auch mal die Wut packen, zu offensichtlich scheinen die „Großghopferten“ der Münchner Kreise immer wieder davonzukommen. Auf der anderen Seite lebt auch der München-Mythos von seinen Skandalen. Und die Münchner Schickeria braucht Mausoleen wie das Moshammer-Grab.

Bleiben wir beim Modezar: in welcher anderen Stadt kann man leben und geliebt werden,  obwohl man beim Eurovision Songcontest-Vorentscheid sich bis auf die Knochen blamiert hat und zusätzlich noch Autor des Buches:  „Ich, Daisy. Bekenntnisse einer Hundedame“ ist? Eben, nur in München. Und deswegen mag man als ordentlicher Münchner zwar die CSU so überhaupt nicht, aber ohne sie wäre es auch schrecklich langweilig. Und was würde Georg M. Oswald machen ohne die spezielle Münchner Gesellschaft? Nur im Gericht hocken. Eben, und das wäre ja auch ziemlich freudlos.

Die Autorin erliest sich München. Aus alten und neuen, guten und schlechten, dicken und weniger dicken Büchern. München literarisch – das MucBuch.

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