Kultur

Nach-Silvesterfeierei mit der Gastroszeneria

Markus Michalek

Der Münchner Web-Poet Markus Michalek war für mucbook Feiern. Eine Nachtkritik über ein rauschendes Fest…

Auf dem Tresen statt nur dahinter...Foto: Volker Derlath

Auf dem Tresen statt nur dahinter...Foto: Volker Derlath

Irgendwann schwebt das Raumschiff völlig losgelöst.

Definitiv losgelöst war die Stimmung der knapp 1000 Gäste auf dem 12. Münchner Gastrosilvester in der Reitschule / Taverne Cavos. Weder die Schlange am Eingang, noch die satten Getränkepreise konnten da stören. Schlechte Laune kam erst gar nicht auf, schließlich gab es direkt am Eingang einen üppig gemischten Wodka Bull. Discoschorle eben und Garant für ein rauschendes Fest, eine volle Tanzfläche und jede Menge selig lächelnder Gesichter. Denn wenn Münchens Barkeeper, Bedienungen, Türsteher, Runner und Gastronomen ihre eigene Silvesterparty feiern, dann richtig.

Die Menschen, die sonst das Jahr für die Parties anderer sorgen, sie feiern sich selbst, zu Recht! Dazu gehört definitiv: Dress up, Sehen und Gesehen werden. Für Außenstehende klingt das ein bisschen wie ein Traum. Sämtliche hübsche Mädels und Jungs, die man das Jahr über hoffnungslos von der anderen Seite des Tresens aus anhimmelte, auf einem Platz versammelt, sprichwörtlich fast zum Greifen nah. Ein bisschen ist es das auch. Drinks fließen in Strömen, Rauchschwaden wabern durch die Räume, trotz des immer höher steigenden Exzess-Pegels ist alles völlig entspannt. Obwohl Taverne und Reitschule brechend voll sind und Körperkontakt angesagt ist, gerempelt wird hier nicht, geflirtet dafür umso mehr.

Musikalisch sind alle Geschmäcker vertreten – egal ob  Disco, Rock, Electro oder Livemusik. Die Stimmung ist spätestens mit dem traditionellen Auftritt der Coverband „Volker und die Folgsamen“ am Überkochen – deren Ansage, „Wir haben unsere Gage bereits im Sack, ihr macht die Party!“ sowie ein zeitloser Hit nach dem Anderen erledigen den Rest.

Heißt es pünktlich um 1:00 endlich Happy New Year, tanzen die Massen schöner, gestylter und bestens gelaunter Menschen zu Frank Sinatras „New York, New York“, dann zählt nur noch: lächeln und sich dabei gegenseitig in die Arme fallen. Mit einer Portion Glück gehört man außerdem zu jenen, die ein Glas aus der 15-Liter Flasche Dom Perignon ergattern. Die beiden Veranstalter Florian und Jakob Faltenbacher haben trotz bereits 12 Jahren jedenfalls keine Schwierigkeiten, einen guten Schluck direkt aus der imposanten Flasche zu nehmen – auf der Bar stehend, selbstverständlich.

Wer nicht wusste, wie man aus einem umgedrehten Glas trinkt, ohne das ein Tropfen verloren geht, konnte das spätestens hier lernen. Jemand anzusprechen – ebenfalls denkbar einfach. Jeder scheint jeden zu kennen und wenn nicht, könnte man einfach nach dem Arbeitsplatz fragen – Voila. Klingt fast zu platt, aber die Probe aufs Exempel zeigt – es funktioniert. Stellt sich Gastgeber Florian Faltenbacher im „neuen“ Jahr dann selbst ans DJ-Pult … wissen alle, die Nacht ist noch längst nicht vorüber, von langweiliger Routine keine Spur.

Na dann, frohes neues Jahr, auf den 13. Gastrosilvester im nächsten Jahr!

Nachtrag: Der Münchner Gastrosilvester gilt als legendär, berühmt und berüchtigt. Zu Recht. Nicht umsonst drängen sich selbst in den Morgenstunden noch genügend Feierwillige vor der Tür, die weder Einladung noch Gästelistenplätze erhalten haben.

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