Kultur, Nach(t)kritik

Swing, Befremdung, Indiepop

Salvan Joachim
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Samstagabend und endlich Sommer in der Stadt. Der verregnete August besinnt sich eines besseren und München lädt ein zum musikalischen Streifzug durch die Stadt.

Erste Station: Theatron

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Dicht drängen sich Jung und Alt im Amphitheater am Olympiasee. Auch auf den Wiesen rundherum machen es sich die Leute auf ihrer Decke gemütlich und genießen den lauen Sommerabend. Für beste Laune sorgen Antonia, Carlotta, und Pia. Zusammen sind sie die Twitter Sisters, die singend und swingend auf der Bühne des Theatron stehen. Im Stil der dreißiger Jahre arrangieren sie bekannte und eigene Melodien. Grenzen kennen die „Titties“, wie sie sich selbst nennen, nicht: Selbst Britney Spears’ „Toxic“ wird einer Radikalkur unterzogen – was dem Song zum ersten Mal Leben einhaucht.

„Wir waren das erste Mal mit fünf Begleitmusikern auf der Bühne“, sagt Basti van Tasti, Pianist der Band nach dem Konzert. Zu Klavier, Gitarre und Trompete gesellten sich ein Schlagzeuger und ein Bassist. Der tobende Applaus am Ende des Konzertes zeigt: Premiere gelungen!

Zweite Station: Wieder Theatron

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Die Sonne ging unter, doch weiterhin wehte warme Sommerluft durch das Olympiazentrum. Gegen 20:30 Uhr betraten Sabrina Khalil, Jakob Haas und Adrian Sieber die Bühne. Sie nennen sich Electra Volksbad und schnell wurde klar: Sie sind mehr als eine Band. Gitarrist und Cellist sitzen mit ihrem klassischen Instrument hinter einem Macbook, eine Vielzahl bunter Effektgeräte liegt vor ihren Füßen. Sie schaffen einen neuen, anderen, experimentellen Sound, der aber auch bedrückt und befremdet.

Ein Teil des Publikums nimmt das zum Anlass, um sich langsam auf den Heimweg zu machen. Andere bleiben, weil das Electro-Pop-Projekt fasziniert, einen in den Bann zieht, aber vor allem Fragen aufwirft. Angespannte, verzerrte, teils verstörte Gesichter – die entspannte Sommeratmosphäre weicht einer kollektiven Denkleistung des Publikums. Die Vielzahl der Spuren, die verzerrten Drumloops, die gewollt in Reime gepressten deutschen Texte, die beängstigende Videoinstallation. Ãœber all das muss nachgedacht werden…

Dritte Station: Ehemalige flashbox

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Geburtstagsparty auf der Thalkirchnerstraße: So warm, so schön, so angenehm ist es vor der Ex-flashbox. Außer vielleicht für den jungen Mann am Einlass, der dafür sorgen muss, dass die zahlreichen Gäste vor der Tür des Clubs nicht allzu sehr die Taxis aufhalten und die Nachbarn wach halten.

Grund zu Feiern gibt es – einen doppelten sogar. Ron Fliegers Label djenje music feiert seinen vierten Geburtstag und DJ Britshop und Raoul Duke vom Atomic Café sorgen für Bewegung auf der Tanzfläche. Doch nicht nur das: Gegen 1:30 Uhr greift Mario Clement, Sänger der Band This is the Arrival, zum Mikrofon. Er singt die erste Karaoke-Version von „Mexico“, die erste Single des am Freitag erschienen und lang ersehnten Albums seiner Band.

„Wurde auch langsam Zeit“, dachte sich wohl mancher Fan. Zwei Jahre schraubten und bastelten die vier Münchner an ihrem Erstlingswerk. Doch das Warten hat sich gelohnt. Zehn tanzbare Indiepop-Nummern werden einen durch den restlichen Sommer begleiten.

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