Stadt

44 Filme in sieben Tagen

Hakan Tanriverdi

Filmfest 1

Unsere Wege haben sich dann recht schnell getrennt. Sie gingen auf die Party, ich nach Hause. Irgendjemand muss ja darüber schreiben, dass eines der bedeutendsten Nachwuchs-Festivals angefangen hat: Das „Internationale Festival der Filmhochschulen München“. Zu sehen gibt es reichlich: 44 Filme, eingereicht von 34 unterschiedlichen Filmhochschulen einmal quer über den Globus. Neu vertreten sind dieses Jahr Beiträge aus Pretoria, Myanmar und: Luzern.

Mit diesem Jahr geht die Veranstaltung in die 30. Runde, „da waren die meisten unter Ihnen noch nicht geboren“. Nicht nur Lars von Trier („Europa“, „Dogville“, „Der Antichrist“), auch Thomas Vinterberg („Das Fest“) und Detlev Buck („Same Same But Different“) haben hier ihre Werke präsentiert. Entsprechend selbstbewusst und lässig ging die Eröffnungsveranstaltung über die Bühne. Freundliche Grußworte an die anwesenden Gäste durch die Stadträtin Ursula Sabathil, kleine Neckereien in Richtung Georg Fahrenschon, bayrischer Staatsminister der Finanzen („Es ging ja durch die Presse, dass nun doch mehr Geld zur Verfügung steht, da müssen Sie sich ja keine Sorgen machen heute Abend“): Die Atmosphäre ist entspannt, das Zeremoniell wird in aller Förmlichkeit durchlaufen, ab und an durch Applaus unterbrochen. Dann gehen die Lichter aus und der erste Film des Festivals wird gezeigt: „dreimaldraussen“.

Der Film (Regie: Alexander Costea, Miriam Märk) wird angekündigt als Spagat zwischen Fiktion und Dokumentation, porträtiert drei Gefängnis-Insassen kurz vor ihrer Entlassung. Mal sind es zwei Wochen, mal sechs Monate, bis sie aus der Haft entlassen werden. Heute haben sie Ausgang, dürfen für ein paar Stunden am Gesellschaftsleben teilhaben. Die Protagonisten gehen einkaufen, schwimmen, lernen Auto zu fahren, reparieren Waschbecken oder unterhalten sich ganz einfach mit den ehrenamtlich arbeitenden Menschen, von denen sie abgeholt wurden. Doch auf je drei unterschiedliche Umstände tauchen Widerstände auf.

Filmfest 2

„dreimaldraussen“, bereits der Name gibt einen ersten Hinweis, ist ein ruhiger Film, indem man die intensiveren Momente auf die relative Parallelisierung der drei Erzählstränge zurückführen kann. Relativ deshalb, weil die Geschichten weder den gleichen Verlauf nehmen, noch die Wegmarken zur gleichen Zeit passieren, der Bogen wird dreifach gespannt. Die reduziert eingesetzte Musik transportiert das Gefühl von einer Szenerie in die nächste und überwindet die auseinanderhaltende Funktion des Schnitts. Wenn sich also einer der Häftlinge an das Klavier setzt und eine Melodie anspielt, die sich direkt im Anschluss als musikalische Untermalung in einem komplett anderen Umfeld präsentiert, dann wird dadurch auf geschickte Art und Weise das Gesamtgefühl übermittelt. Der Film bleibt bewusst leise und, hier ist er ganz Dokumentation, rückt die Charakterstudie in den Mittelpunkt. Dabei werden jedoch nicht nur die Häftlinge, sondern auch die „Betreuer“, und ihr Verhalten in Konfliktsituationen, porträtiert. Die Frage nach dem Gefängnis wird auch auf sie angewandt.

Erneut gezeigt wird „dreimaldraussen“ am kommenden Samstag. Die restlichen Filme sind auf dieser Zeittafel aufgeführt.

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