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Excuse me – what´s going on here?
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Diese Frage eines asiatischen Touristen der sich am vergangenen Dienstagmorgen auf den Max-Joseph-Platz vor der Residenz verirrt hat, war durchaus berechtigt. Bärtige Männer in bayerischer Tracht hatten sich – teils mit Gewehren – vor dem Nationaltheater aufgebaut. Zahlreiche Polizisten säumten frierend den Platz von der Residenz bis zur Oper. Acht Monate nach der Vereidigung, der Antrittsbesuch des Bundespräsidenten Christian Wulff in Bayern.
Gut, dass der junge Mann aus Asien nicht der deutschen Sprache mächtig war, denn vor dem Eingang des Nationaltheaters prangte das Motto der aktuellen Saison – “Ich bin böse und frei!” Zusätzliche Irritation wäre ihm sicher gewesen.
Doch das Rätsel war schnell gelöst. Die Trachtengruppen, die Tölzer Schützenkompanie, Polizei und Pressevertreter – alle warteten auf einen Mann.  Bundespräsident Christian Wulff. Der war auf Antrittsbesuch in Bayern, besuchte den bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer.
Doch bis auf die direkt am Geschehen beteiligten war der Platz vor der Oper kalt und leer. Etwas fehlte – das Volk! Der Kurzbesuch des Bundespräsidenten war den Münchnern anscheinend verborgen geblieben. Dabei versäumte es die Staatskanzlei nicht, die Medien für den Besuch zu begeistern. Dies gelang ihr sogar so gut, dass aufgrund zahlreicher Presseanfragen nur noch den Vertretern der “reichweitenstarken Medien” Zugang zu allen Stationen des Besuchs in Bayern gewährt wurde.
Nicht verpassen möchten wir übrigens den Hinweis auf die oppositionsfreundliche Rede des Präsidenten im Landtag, die ihm mehr Applaus von SPD und Grünen einbrachte als von den Politikern, die in der Bundesversammlung einst für ihn gevotet hatten. Wulff prangerte die fehlenden Einwanderungskonzepte und das bayerische Schulsystem an. Einen schönen Kommentar dazu gibt es beim Bayerischen Rundfunk zum Nachhören: “Keine Streicheleinheiten für den bayerischen Löwen”
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