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München in treffenden Worten

Laura Goudkamp
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Millionendorf, Luxusdomizil und Touristenhochburg. Der Filmregisseur und Drehbuchautor Matthias Kiefersauer hat die Eigenheiten unserer Stadt genauer unter die Lupe genommen. In Kurzgeschichten kommentiert er die “Weltstadt mit Föhn”. Illustriert mit gewohnt schräg-skurillen Schnappschüssen unseres Lieblingsstadtfotografen Volker Derlath. Wir verlosen zwei Bücher! Update: Die Gewinner heißen Barbara Metzger und Matthias Matschke! Wir gratulieren!

Darum finden wir: Für den Münchner eine absolute Pflichtlektüre! Hier haben wir einen kleinen Auszug aus “Weltstadt mit Föhn” für euch.

Lieber leben ohne Luxus

Meine persönliche Immobilienkrise sieht so aus: Ich lese den Immobilienteil der Zeitung und krieg die Krise. Zwölf Millionen Euro könnte man derzeit hinblättern für eine Wohnung in meinem Viertel. Aus dem ehemaligen Heizkraftwerk an der Müllerstraße wird nämlich ein Luxusquartier. Ich habe nachgerechnet: Wenn ich denGürtel ein bisschen enger schnalle, könnte ich die Wohnung schon im Jahr 9342 abbezahlt haben. Dennoch zögere ich:Wie der MünchnerAlltag im Jahr 9342 aussieht, ist nicht absehbar.

Es ist nicht einmal gesagt, dass Christian Ude dann noch Oberbürgermeister ist. Was bekommt man geboten für diese zwölfMillionen Euro? – Einen traumhaften Blick über dieMünchner Innenstadt, einenWahnsinns-Wellness-Bereich und einen Concierge-Service. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger will ich diese Wohnung. Einen traumhaften Blick über die Innenstadt hat man auch auf dem Dach der Parkgarage am Hofbräuhaus. Noch dazu ist der kostenlos. Und zum Thema Wellness-Bereich im Haus kann ich nur sagen: Solange ich nicht neben Natalie Portman lebe, lege ich keinen Wert darauf, meinen Nachbarn in der Sauna zu begegnen.

Bleibt der Vorteil eines Concierge-Services. Schon super, wenn jemand den Eingangsbereich eines Münchner Wohnhauses bewacht! Man kennt ja diese Geschichten: Nichtsahnend liegt man am Wasser. Plötzlich wird man von bewaffneten Menschen eingekesselt und muss all seine Wertsachen hergeben.

Allerdings – kleines, aber nicht unwichtiges Detail – spielen diese Geschichten meist in Rio de Janeiro. Wenn man in München am Isarstrand von bewaffneten Menschen angesprochen wird, dann sind das Polizisten. Und die wollen nicht die Wertsachen, sondern dass man das Feuer im Grill löscht. So gefährlich ist die Stadt, in der wir leben. So dringend braucht man hier einen Concierge.

Freilich hat ein Concierge auch andere Aufgaben. Er empfängt beispielsweise den Besuch und meldet ihn oben an. Aber das allein macht den Besuch auch nicht angenehmer. Es hilft der schönste Blick über München nichts, wenn der Concierge im Haustelefon sagt: »Die Steuerfahndung ist da.«

Matthias Kiefersauer / Foto: Volker Derlath

mucbook verlost zwei Exemplare des Buches! Update: Die Bücher sind weg! Die Gewinner heißen Barbara Metzger und Matthias Matschke! Wir gratulieren!

Einfach Codewort “Weltstadt mit Föhn” in der Betreffzeile und an info@textbau.com schicken.
Dann gibt es vielleicht bald Post von uns.

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