Kultur, Was machen wir heute?

Wenn Theater auf das wahre Leben trifft

Marco Eisenack
Wohin gehen wir? Welche Fortschritte haben wir im Sinne einer gesellschaftlichen und kulturellen Evolution gemacht?
„Creative, Passionate, Fast“: Der Kurzfilm beleuchtet die teilweise absurden Auswahl- und Evaluierungsverfahren in Firmen, angewandt auf Personal oder Humanressourcen. Im Wechsel zwischen Tanz- und realistischen Spielszenen werden Qualitätssicherungsversuche konterkariert.
Katja Wachters Solo „6. Tag und danach“ vollzieht einen Schnelldurchlauf durch die biologische Evolution des Menschen. Zeichensysteme entwickeln sich, das Warenangebot verführt zu ständigem Konsumverhalten, die Reizüberflutung bewirkt ein Zuviel auf jeder Ebene.
Das Trio „Rules of Engagement“ wirft ein Schlaglicht auf Kommunikation heute. Wie wirkt sich die ständige Erreichbarkeit auf uns und unsere Beziehungen aus?
Konzept: Katja Wachter
Tanz / Solo: Katja Wachter
Tanz / Trio: Katrin Schafitel, Bettina Theil, Alberto Franceschini
Film / Regie: Diether Sommer und Brigitte Spielmann-Sommer
Darsteller im Film: Ira Blazejewska, Martin Harbauer, James Newton, Tom Tiller, Katja Wachter

Heute um 19 Uhr sind die Bühne für Menschenrechte und die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland mit den Asyl-Monologen in München.

Der Pressetext klingt viel versprechend:

Die Asyl-Monologe erzählen von Ali aus Togo, von Freunden liebevoll „Präsident“ genannt, Felleke aus Äthiopien, der erst willensstark Abschiebeversuche verhindern muss, um dann einen Menschenrechtspreis überreicht zu bekommen, und Safiye, die nach Jahren der Haft in der Türkei und einer absurden Asylablehnung sich für das Lebensbejahenste überhaupt entscheidet: sie schenkt einem Sohn und einer Tochter das Leben.

Die Asyl-Monologe erzählen von Menschen, die Grenzen überwunden, Verbündete gefunden und ein “Nein” nie als Antwort akzeptiert haben.

„Viele Menschen wissen nicht, was los ist. Ich möchte zeigen, wie wir Flüchtlinge leben. Ich hoffe, dass das Publikum es verstehen wird.“, so Ali, einer der Protagonisten, der seit 2007 auf eine Entscheidung zu seinem Antrag auf Aufenthalt aus humanitären Gründen wartet und somit noch heute von Abschiebung bedroht ist.

Theater trifft auf wahres Leben

Asyl-Monologe beruhen auf dem Konzept des dokumentar. Theaters: Wortgetreue Texte, die auf Interviews beruhen, verleihen den Stimmen sonst ungehörter Menschen Gehör. Professionelle SchauspielerInnen bieten die Monologe dar und sprechen damit das Publikum direkt an – sie berühren und aktivieren.

Bühne für Menschenrechte

Die Asyl-Monologe sind die erste Produktion des Berliner Vereins Bühne für Menschenrechte.

„Wir möchten bundesweit ein Netzwerk an SchauspielerInnen und MusikerInnen aufbauen, die in ihrer Stadt eine Lesung darbieten. Als Theatermacher hat man sonst Sorgen wie: Funktioniert der Spannungsbogen der Geschichte? Sind Sprache und Rhythmus im Fluss? Als ich mitten in den Vorbereitung zu den Asylmonologen erfuhr, dass Ali nicht länger auf seine Aufenthaltsentscheidung warten kann und er eine Entscheidung einklagt, auch wenn diese zur Ablehnung führen kann, wurde mir klar, dass es hier um mehr geht als ein Theaterstück, ich den Text eigentlich ständig umschreiben müsste. Ungewiss ist, wie oft Ali seine eigene Überlebens-Geschichte auf einer Bühne in Deutschland noch anschauen können wird. Aber wir haben gerade deshalb die Hoffnung, dass das Publikum durch Alis Geschichte zu seinen UnterstützerInnen wird.“ so Gründungsmitglied und Regisseur Michael Ruf.

Vorbild Actors for Human Rights

Inspiration sind die Actors for Human Rights aus Großbritannien. 600 professionellen SchauspielerInnen haben seit 2006 Aufführungen vor mehreren zehntausend Personen dargeboten. Der Erfolg der ersten Produktion hat zur Entwicklung von mittlerweile neun Produktionen geführt.

Pressestimmen:

Sätze, die wie Stromschläge wirken. (…) In seiner Untertreibung vernichtend. (…) Safiyes Geschichte kommt mit nur zwei Stühlen und zwei Menschen, etwas Licht und Publikum aus. Das reicht, um ein intensives, oft schmerzliches, aber für Momente auch erstaunlich komisches und warm-menschliches Kopfkino anzuwerfen. (…) Dass Safiyes Geschichte ein leises Happy End besitzt, nimmt nichts von ihrer Wucht. – amnesty journal (Artikel-Veröffentlichung im Dezember 2011):

“Verstört, entsetzt und bewegt.” – Hildesheimer Allgemeine Zeitung

“Die Asylmonologe wecken die Zuschauer auf, die dann vor Ort aktiv werden.” – Hochschulmagazin NERV der Uni Hildesheim

“Berührende Erfahrungen. (…) Lebendig und nachvollziehbar. (…) Die Diskussion war bewegend und engagiert. (…) Dramaturgisches Geschick.” – Mittelbayerische Zeitung

“Hautnah werden die drei Lebensgeschichten erzählt. Jede für sich bewegend, einzigartig. (…) Die 100 Besucher lauschten ergriffen.” – Märkische Oderzeitung

Weitere Reaktionen:

http://www.buehne-fuer-menschenrechte.de/index.php?option=com_content&view=article&id=71&Itemid=69&lang=de

KünstlerInnen

SchauspielerInnen: Asad Schwarz-Msesilamba, Vincent Légitimus, Diana Marie Müller

Querflöte: Prisca Mbawala-Dernbach

Ein Interview mit dem Darsteller Tahir Della gibt es auf klimaherbst.de in der Rubrik Stadtverbesserer.

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