Kultur, Nach(t)kritik

Ein Abend für Freunde

Alexander Maria Dhom
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Sonntag war wieder einer dieser Abende,  an denen das Atomic Café zum Wohnzimmer wurde. Und das nicht unbedingt, weil der ein oder andere hier viel Zeit verbringt, sondern weil es ein Abend war, an dem fast alles stimmte. Auf dem Programm stand der 23-jährige Singer-Songwriter Ben Howard.

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Ein Kerl, der kurz vor dem Abschluss sein Journalistikstudium abbricht, um sich ganz der Musik zu widmen. Mutig, aber vermutlich die richtige Entscheidung.

Im September erschien sein Debütalbum „Every Kingdom“ bei Island Records und wer einmal reingehorcht hat, dürfte die Platte nicht so schnell vergessen haben. Melodien, die sich in den Ohren festbeißen. Ein Können an der Gitarre, das nicht nur Musiker in ihren Bann zieht und Gefühle, die realer nicht sein könnten. Und ja, hinter allem steht ein Kerl, der nicht zuletzt die Frauenherzen höher schlagen lässt…

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Das all das auch für seine Liveshows gilt, war ziemlich schnell klar. Ben Howard bringt gleich als zweites Lied seine bislang erfolgreichste Nummer „Old Pine“. Taktisch geschickt, spätestens jetzt liebt das Publikum Ben Howard für seine unkomplizierte Art. Weiterer Höhepunkt ist sicherlich „The Wolves“. Von den Gästen regelmäßig vorgesungen, wartet der Gitarrist damit jedoch fast bis zum Schluss. Aber die Nummer sitzt. Ben Howard lebt die Musik und vor allem seine Bedeutung wie nur wenige Andere. Er genießt das „Call and response“-Spiel mit dem Publikum bis zur letzten Minute aus, ohne dabei in die Rolle eines billigen Entertainers zu verrutschen. Und dennoch ist der 23-jährige angenehm schüchtern, lächelt verschmitzt und erzählt doch freizügig über seinen Plan irgendwann einmal mit der E-Gitarre aufzutreten.

Unterstützt wird der Musiker von einer 2-köpfigen Band, die eifrig ihre Instrumente durchwechselt. E-Gitarre, E-Bass, Kontrabass, Geige und Cello bringen somit noch die entsprechende Abwechslung ins Spiel. Auch sein ständiger Gitarrenwechsel wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird geschickt überspielt. Ohnehin wurde man den Eindruck nicht los, dass hier kein „prominenter Star“ für seine zahlenden Fans spielt, sondern ein Freund für seinen engsten Freundeskreis. Ben Howard verbreitet eine Ausgelassenheit, die er sich hoffentlich den Rest seiner Karriere immer bewahren wird.

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Fotos: Sebastian Hofer

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