Kultur, Nach(t)kritik
In der Hosn hab ich immer a freche Goschn g´habt
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In den sechziger Jahren als Liesl Karlstadt starb, gehörte sie zu den bekanntesten Münchner Künstlerinnen. Doch in den folgenden Jahrzehnten rückte ihr Bühnenpartner Karl Valentin mehr und mehr in den Mittelpunkt, sie dagegen galt bald nur noch als die Frau an seiner Seite. Daran, dass Liesl Karlstadt viel mehr als nur das war, will Michaela Karl mit ihrem Buch “Liesl Karlstadt – Gesichter einer Frau und Künstlerin” erinnern.
Mit Liesl Karlstadt im Turmstüberl
Vorgestellt hat sie ihr neu erschienenes Werk, natürlich stilecht mit einer Lesung im kitschig-schönen, von Petra Perle betriebenen Turmstüberl des Valentin-Karlstadt-Musäums am Isartor. Dass sich die Niederbayerin Michaela Karl wirklich tief in die rebellische Münchner Künstlerin versetzt hat, merkte man in der Lesung schnell. Wer die Augen schloss, glaubte wirklich Liesl Karstadt selbst sprechen zu hören.
Doch neben reichlich Sympathie für Liesl Karlstadt hat die Autorin auch üppiges Fachwissen über die als Elisabeth Wellano geborene Münchnerin gesammelt. Was Michaela Karl für dieses Buch an Geschichten, Anekdoten, Briefen und Erzählungen von Zeitgenossen zusammengetragen und in eine lebendige und unterhaltsame Geschichte gepackt hat, beeindruckt sehr. Von ihrer armen Kindheit, über die ersten Gehversuche als Soubrette, bei denen sie Karl Valentin kennenlernte, bis zu ihrer Wandlung zur Filmschauspielerin und Werbeikone für Pfanni und Dallmayr, lernt man eine Frau kennen, die immer ihren Mann stand. Wenn es sein musste, auch in Hosen. Weil, “In der Hosn hab ich immer a freche Goschn g´ghabt“, sagte sie selbst einmal. Heute führt Liesl Karlstadt im Bewusstsein der Münchner ein Schattendasein gegenüber dem wieder entdeckten, übermächtigen Karl Valentin. Doch die Autorin bemerkt im Vorwort: „Karl Valentin wird bewundert und verehrt, Liesl Karlstadt aber wird von denen, die sie kennen, geliebt. Möge dieses Buch dazu beitragen, dass derer noch mehr werden“. Wenn man das 150 Seiten starke Buch verschlungen hat, kann man nicht mehr anders, als diese Meinung zu teilen.
Foto: Michaela Karl liest mit Herzblut im Turmstüberl aus ihrer Karlstadt-Biographie
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