Stadt, Was machen wir heute?

Revolution in Tutzing!

Mario Lehlbach
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Zwischen urbanem und digitalem Raum schaffen die Urbanauten im März einen dritten Raum: den öffentlichen Zwischenraum. Die letzten zwei Jahre standen im Zeichen der Revolutionen. Als Plattformen dienen soziale Medien und bestimmte Plätze im städtischen Raum. Diesem Thema widmen sich in diesem Jahr die urbanauten und die Ev. Akademie Tutzing im Rahmen der Tagung „Die Vermessung des Urbanen #4“. Akteure und Theoretiker untersuchen und diskutieren die neue Art der Proteste und Diskurproduktionen im „öffentlichen Zwischenraum“.

Tahrir Platz

In Tunesien startete die Revolutionskette mit der so genannten Jasmin-Revolution – die Keimzelle des „Arabischen Frühlings“. Von dort aus findet die Idee um den ganzen Globus Anhänger und von Madrid über Tel Aviv bis nach New York gehen junge Menschen auf die Straßen, die oft zuvor noch nie politisch engagiert waren.

Symbolisch manifestieren sich diese Revolutionen immer öfter an bestimmten Plätzen in Großstädten. In Kairo versammeln sich die Protestler auf dem Tarhir Platz, in New York wird im Namen von „Occupy Wallstreet“ der Zuccotti Park besetzt und in Stuttgart wird der Schlossgarten zum Ort des Widerstands gegen das Großbauprojekt „Stuttgart 21“ (der heute übrigens geräumt wurde).

Organisiert wird die neue Form des Protests meist über das Internet. Über Blogs, Facebook und Twitter werden Ideen, Strategien und Taktiken entwickelt, ausgetauscht und verbreitet. Sichtbar werden die Forderungen dann an konkreten öffentlichen Plätzen.

Wiederentdeckung des öffentlichen Raumes

Die Veranstalter suchen eine Definition für die Überschneidung von digitalem und urbanem Raum zu einem neuen Raum, dem „öffentlichen Zwischenraum“. So müsse städtischer Raum, urbane Gesellschaft und Stadt an sich neu gedacht und definiert werden, heißt es in der Einladung. Denn die Revolution finde nicht mehr nur „von unten“ durch die breite Bevölkerung statt, sondern auch „von oben“ mische sich die kommunale Stadtregierung und „von der Seite“ die Wirtschaftsunternehmen ein.

Welche Rolle spielt nun das überall verfügbare Internet und die dadurch entstehenden Bewegungen im Machtgefüge der Stadt? Welche Auswirkungen hat der im Internet und auf Straßen und Plätzen organisierte Protest auf kulturelle, politische und ökonomische Aspekte des Zusammenlebens? Welche Vorteile und Verbesserungen bringt die neue Art der Kommunikation? Und entsteht an der Schnittstelle dieser Räume eine neue „globale, digital-urbane Zivilgesellschaft“, die sich einen politischen, wiederentdeckten, öffentlichen Raum zu Eigen macht?

All diesen Fragen wollen die urbanauten und die Evangelische Akademie Tutzing bei ihrer Tagung nachgehen und dabei Antworten aber auch neue Fragen entwickeln.

Den Flyer zur Veranstaltung und weitere Infos gibt’s hier.

Ort: Ev. Akademie Tutzing

Zeit: 23. – 25. März 2012

Referentinnen und Referenten:
Denis Bartelt, Softwareentwickler und Geschäftsführer von Startnext, Dresden
Siegfried Benker, Mitglied des Stadtrats (Bündnis 90/Die Grünen), München
Dr. Wilfried Blume-Beyerle, Kreisverwaltungsreferent der Landeshauptstadt München
Ulrike Bührlen, Dipl.-Geographin, die urbanauten, München
Benjamin David, Dipl.-Geograph, die urbanauten, München
Stefan Denig, Siemens AG, München/London
Slobodan Djinovic, Mitbegründer von Otpor und CANVAS, Belgrad
Karsten Drohsel, Redakteur und Autor von urbanophil.net, Berlin
Birgit Frank, Journalistin, Zündfunk/Bayern 2, München
Rania Gafaar, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
Dirk von Gehlen, Redaktionsleiter von jetzt.de, München
Nikolaus Gradl, Mitglied des Stadtrats (SPD), München
Patrick Gruban, Veranstalter und Informationsarchitekt, Organisator der Nerd Nite München, München
Richard Gutjahr, Journalist, Blogger und freier Mitarbeiter in der Chefredaktion des Bayerischen Fernsehens, München
Stefan Höffken, Mitbegründer, Redakteur und Autor von urbanophil.net, Berlin/ Kaiserslautern
Dieter Janecek, Landesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen Bayern, München
Anja Junghans, Kulturwissenschaftlerin, die urbanauten, München
Oliver Kost, Organisator des Flashmobs “Stehen – Damit es weiter geht” in München, München
Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Landeshauptstadt München
Peter Kusterer, IBM Deutschland, Ehingen
Dr. Christa Müller, Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis, München
Dr. Juliane Pegels, Dr.-Ing. MSUP, Büro stadtforschen.de, Essen
Thomas Pfeiffer, Dipl.-Pädagoge, Programmierer und Buchautor, Isarnetz.com
Anne Roth, Journalistin, Bloggerin und Mitbegründerin von Indymedia.de, Berlin
Prof. Dr. (em.) Dieter Rucht, Soziologe, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Berlin
Stefan Schröder, Siemens AG, München
Zehra Spindler, semi-fiktive Veranstaltungsgeneratorin, München
Anna Theil, Kommunikationswissenschaftlerin, Startnext, Dresden
Conrad R. Tribble, US-Generalkonsul, München
Hannah Wettig, Journalistin, Autorin, Berlin
Sandra Zistl, Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin, München

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