Kinogucken, Kultur

Filmfest München: “Das Mädchen Wadjda”

Thomas Empl

Mehr Nische geht eigentlich nicht: Im letzten Jahr feierte auf den Filmfestspielen von Venedig der Film Das Mädchen Wadjda Premiere. Damit ist er tatsächlich der erste und bisher einzige Film, der komplett in Saudi Arabien realisiert wurde. Und das auch noch unter der Regie einer Frau.

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Haifaa Al Mansour erzählt die Geschichte der 10-jährigen Wadjda. Wadjda wächst im konservativ-islamischen Saudi Arabien auf und rebelliert auf ihre Weise gegen das dort herrschende Frauenbild. Sie trägt Turnschuhe, hört Rockmusik und wünscht sich vor allem eins: Das grüne Fahrrad, an dem sie jeden Tag vorbeikommt. Ein ganz normales Mädchen eigentlich, geboren in einem Land, für das ein ganz normales Mädchen nur leider ganz anders auszusehen hat.

Die Regisseurin hat die Kinderrollen komplett mit einheimischen Laienschauspielern besetzt. Auch wenn man das sofort bemerkt und es manchmal so wirkt, als würde man Kindern beim Kino-Spielen zuschauen – es schadet überhaupt nicht. Im Gegenteil verleiht es dem Spielfilm einen dokumentarischen Anstrich, der richtig gut passt. Die junge Waad Mohammed erweist sich als charmante Sympathieträgerin – genau wie ihre hinreißende Mutter, bei der es einem fast wie ein Verbrechen vorkommt, sie verschleiern zu wollen.

Beide müssen im Laufe der Handlung einiges durchmachen. Wadjda will einen Koran-Rezitierwettbewerb gewinnen, um mit dem Preisgeld das Fahrrad kaufen zu können, während sie von ihrer Lehrerin terrorisiert wird. Ihre Mutter muss sich damit auseinandersetzen, dass ihr Mann (warum.auch.immer!) sich eine Zweitfrau zulegen will. Dass beide trotzdem nicht den Mut verlieren, macht den Film so sympathisch. Die Kritik am System zeigt sich nicht als einseitige, keifende Anklage – aber jeder, der hinguckt, kriegt sie trotzdem mit.

So ist der Regisseurin ein kleiner Geniestreich gelungen. Denn gegen alle Widerstände ist „Das Mädchen Wadjda“ als erster saudiarabischer Film nicht nur einzigartig, sondern auch absolut wundervoll geworden.

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“Das Mädchen Wadjda” ist dreimal auf dem heute eröffneten 31.Filmfest München zu sehen:

So. 30.06. um 12:00 im Atelier
Mo. 01.07. um 19:30 Uhr im Carl-Orff-Saal am Gasteig
Mi. 03.07. um 20:00 Uhr im Rio 2 (anschließend Podiumsdiskussion mit Regisseurin und Hauptdarstellerin)

Der reguläre Kinostart ist (im Moment) für den 05. September geplant.

(Bilder © Razor Film Produktion GmbH)

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