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Schickes Papier

Jonas Bock
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Wie schön, dass es das Haus der Kunst gibt. Die Ausstellungen dort sind nämlich nichts nur für knallharte Kunstcracks, sondern bieten auch leichtere Kost, die sich auf die Schnittstellen von Kunst und Konsum behutsam einlässt.

In diese Kerbe schlägt die Ausstellung “Paper Weight – Stilbildende Magzine von 2000 bis heute”, die heute im Haus der Kunst startet. Papierfetischisten mit vielseitigem Interessenhorizont kommen dabei voll auf ihre Kosten.

Als Magazin lebt es sich vergleichsweise leicht, wenn man ein dickes Verlagshaus im Nacken hat, das einen aus finanziellen Engpässen und anderen Schwierigkeiten herausholt. Die 15 in der Austellung vertretenen Zeitschriften, die allesamt unabhängig von den großen Verlagsgruppen agieren, sind in der Hinsicht wahre Überlebenskünstler. Bis sie eine größere Leserschaften erreichen konnten, mussten manche der 15 ausgestellten Zeitschriften einen langen und steinigen Weg hinter sich bringen.

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Doch die Wanderschaft hat sich gelohnt: Mit geschärftem Profil, kreativer Freiheit und einer ureigenen Herangehensweise an beispielsweise Ess-, Fetisch- oder Einrichtungskultur haben sie eigene Welten geschaffen, die die Verantwortlichen um Kurator Felix Burrichter mit feinen Installationen umsetzten. Aufgeschlagene Magazine in Überlebensgröße bergen dabei Collagen, kleine Kunstschätze, interessante Trinkets und Effekte, die ein Gefühl für das jeweilige Magazin erzeugen soll. Einziger Wehrmutstropfen: Durchblättern is nich, lediglich im Museumsshop finden sich einige aktuelle Ausgaben zum schmökern und kaufen.

Doch welche Magazine sind denn nun eigentlich dabei? Ein kleiner Schnelldurchlauf, um nicht zuviel zu spoilern:

The Gentlewoman – keine Dummchen, sondern echte Frauen. Sang Bleu – Tattoos, Fetische und alles mögliche dazwischen. Bidoun – Sympathischer Orientalismus. Fantastic Man – Ideale Schwiegersöhne. PIN UP – Was Architekten wirklich denken. EY! Magateen – Die Auswüchse des Jugendwahns. Candy – Geschlechterwechsel macht Spaß. 032c – der modische “Berlin Point of View”. Apartamento – echte Innenräume. Toiletpaper – der Künstler als Magazinverleger. Picnic – Meditation in Print. Girls Like Us – die ganze Bandbreite der Weiblichkeit. Butt Magazine – Männerhintern und andere Körperteile. White Zinfandel – Guten Hunger. Encens – Stoffgewordene Kunst.

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Foto: Matthu Placek, Maximilian Geuter

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