Kinogucken

Monster an der Kette

Thomas Empl

Hugh Jackman ist Wolverine. Schon wieder. Um die Filmrechte an den X-Men nicht zu verlieren, muss 20th Century Fox alle paar Jahre einen neuen X-Men-Film machen. Und weil das US-Studio gerne Geld verdient (wer nicht), wird es damit auch nicht aufhören. Und so verkörpert der Australier schon zum sechsten Mal den unsterblichen Muskelberg mit den ausfahrbaren Krallen.

wolverine

Nur dürfte auch den zahlreichen Funktionären bei Fox, die ihre Regisseure gerne mal zur Verzweiflung bringen, aufgefallen sein, dass das Publikum inzwischen gewisse qualitative Ansprüche an das Superheldengenre stellt. Spätestens seit Nolans Batman oder Marvels Avengers. Denn: The Wolverine, in Deutschland unnötiger- und
-sinnigerweise mit dem Zusatz Weg des Kriegers versehen, ist gar nicht mal so übel.

Das ist vor allem deshalb eine Überraschung, weil der Vorgängerfilm, “X-Men Origins: Wolverine”, geradezu lächerlich misslungen war. Drehbuchautor Christopher McQuarrie tat deshalb das einzig richtige und schrieb eine eigenständige Geschichte. Logan, so Wolverines richtiger Name, lebt zurückgezogen in den Bergen, redet nur noch mit Bären und wird geplagt von Albträumen. Erst die Nachricht eines Freundes, den er einst in Nagasaki vor der Atombombe rettete, und der ihn nun an sein Sterbebett nach Japan ruft, holt ihn zurück ins Leben.

Der unsterbliche Gott, der schon zu lange auf der Erde unter Sterblichen wandelt und einen erlösenden Tod sucht… The Wolverine wirft einen überraschend erwachsenen Blick auf eine erstaunlich vielschichtige Figur. Logans Charakterentwicklung wirkt immer stimmig und hält so den Film zusammen. Was auch daran liegt, dass Hugh Jackman nicht nur ein wahrlich unmenschliches Muskelpaket aufgebaut, sondern auch ein neues Gespür für seine bekannteste Rolle entwickelt hat.

japan

Der Rest der Handlung ist schnell erzählt: Logan reist nach Japan, wird schnell verwickelt in zahlreiche Intrigen und muss die Enkelin seines alten Freundes vor den Yakuza beschützen. Fast schon gewagt: Ein Superheldenfilm, der außer dem Protagonisten eine fast rein japanische Besetzung hat – die manchmal sogar untertitelt japanisch sprechen darf. Jackman, dieses australische Symbol, in ein komplett frisches Setting zu schmeißen, war auf jeden Fall eine der besseren Ideen der Macher.

Leider hatte man auch ein paar schlechtere. Denn während die Zeichnung des Helden sowie einige schön anzusehende Aufnahmen japanischer Kultur überzeugen, fällt ausgerechnet die Action ab. Man wünscht sich, man würde das Monster endlich von der Kette lassen. Doch gefesselt durchs Korsett der amerikanischen Altersfreigabe geraten die viel zu häufigen Actioneinlagen ziemlich blutleer und öde. So bricht dann im letzten Akt auch fast alles zusammen, weil man doch noch das Sommerblockbusterpublikum ansprechen will, das (angeblich) nach Explosionen, nutzlosem 3D und Riesenrobotern verlangt. Und eine eindimensionale Bösewichtin braucht’s natürlich auch: Die Russin Svetlana Khodchenkova spielt die eh schon für die Geschichte irrelevante “Viper” völlig katastrophal. Jedes Wort, das aus ihrem Mund kommt, klingt nicht nur abgelesen, sondern schlecht abgelesen.

Es wäre also mehr drin gewesen. Aber: Die Aussage impliziert schon mal, dass Wolverine – Weg des Kriegers immerhin auch ein paar gelungene Elemente mitbringt. Das ist weit mehr als man vom Vorgänger behaupten konnte. Dank des interessanten Zugriffs auf die Figur des Logan sowie des stark eingesetzten Settings bietet man diesmal immerhin solide Sommerunterhaltung …und Hugh Jackman.

undhughjackman

“Wolverine – Der Weg des Kriegers” läuft ab diesem Donnerstag, den 25.07. Einige Kinos, darunter das Mathäser, Leopold, Cinemaxx und Royal zeigen schon am Mittwoch Preview-Vorstellungen. Der Film läuft in 3D und 2D, wobei man sich im Zweifel den 3D-Aufschlag absolut sparen sollte.

Bilder © Twentieth Century Fox

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