Kultur

Im Aufzug mit Stray Colors

Josephine Musil-Gutsch
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Der Münchner Tatort, behaarte Barkeeper und Tequila: Wir haben uns mit der Münchner Band Stray Colors letzte Woche im Cord in einen Aufzug gequetscht. Mit ihrem Gemisch aus Balkanbeats und Indiepop heizten sie die Menge auf dem SoundAround-Festival ganz schön auf. Müde mit dem Fuß mitwippen ist bei dieser Band schier unmöglich – mit Stray Colors wird gefeiert. Als wir nach dem Konzert backstage ein Interview führen wollen, ist es hierfür viel zu laut. In ihrer unkomplizierten und fröhlichen Art ist es für die vier Jungs gar kein Problem, sich da mit mucbook in einen Aufzug zu quetschen.

Auf dem Bild oben sind sie von links nach rechts zu sehen: Zlatko Pasalic (Sänger), Patrick Baumann (Cello), Rüdiger Sinn (Gitarre & Gesang, Mütze) und Stefan Winklhofer (Schlagzeug)

mucbook: Wie hat euch der Auftritt gefallen?

Patrick: Recht auftrittig war’s.
Rüdiger: Es war natürlich super cool, dass die Leute so mitgemacht haben und so viele da waren.

mucbook: Das fragt man natürlich immer, aber bei euch klingt der Name „Stray Colors“, frei „Streufarben“, nach einer tiefgründigeren Botschaft.

Patrick: Weil wir so fröhlich sind wie ein Regenbogen. (allgemeines Gelächter)
Zlatko: Der Name hat natürlich viele Ebenen. Der Name spiegelt zum einen unseren Musikstil wieder, insofern dass wir uns nicht einschränken auf ein Genre oder einen Schreibstil, keine Grenzen setzten, sondern alles was uns gefällt verwenden. Nach dem Motto: Taugt – kommt rein.

mucbook: Zslatko singt ja auch auf bosnisch. Und versteht ihr alle bosnisch?

Alle außer Zslatko: Ne.
Patrick: Aber wir haben eine Vermutung, ich glaube es geht um Frauen und Gummibärchen.
Zslatko: Ich fördere damit die bosnische Kultur, indem ich die Leute dazu animiere die bosnische Sprache zu lernen um meine Texte zu verstehen und … bis jetzt hat’s noch nicht funktioniert.
(Alle lachen.)

mucbook: Was wir interessant finden ist, dass ihr die Balkan und orientalischen Töne mit Folk und Indie mixt. Wie kam es dazu? Hattet ihr jeder eine Musikrichtung, die ihr toll fandet und habt dann alles kunterbunt gemixt?

Patrick: Das ist tatsächlich der Ursprung.
Rüdiger: Wir kommen auf jeden Fall alle aus anderen Richtungen.

mucbook: Wie seht ihr München, wie ist die Band- und Musikszene für euch, ist das ein gutes Pflaster?

Zslatko: München ist tatsächlich bunt, kann man schon sagen. Es gibt ja auch Städte, in denen fast nur Electro oder Hardrock gespielt wird und hier in München gibt’s eigentlich abends für jeden einen Zufluchtsort, wo er seine Musik hören kann. Von den Bands ist es genauso bunt, es gibt tausende Bands die verschiedene Richtungen machen und trotzdem gut miteinander klar kommen und das ist eigentlich das Schöne an der Musikszene in München, finde ich.

mucbook:
Wo geht ihr am liebsten hin, wenn ihr in München unterwegs seid?

Zslatko: Das ist glaube ich auch bei jedem unterschiedlich. Ich geh tatsächlich gerne ins Cord und ins Atomic.
Patrick: Ich bleib gern zu Hause. (alle lachen.)
Rüdiger: Ich bin auch anders als du…
Patrick: Du bist gern bei mir.
Rüdiger: Ja, ich bin auch gern in Pasing, da ist unsere Bandbase. Ich gehe viel ins Feierwerk, weil ich viel auf Konzerte gehe, glaube ich.
Stefan: Ich lasse mich für vieles begeistert, also mich kann man auch mal …
Rüdiger: … in der Shakira-Bar antreffen.
Stefan: Ja, in der Shakira-Bar. Das ist kein Witz. Also in Boazn findet ihr mich, oder auch mal im Crux, wenn guter Hiphop läuft.

mucbook: Wenn ihr euch aussuchen dürftet, mit einer Band auf einer Ebene sein zu dürfen, welche Band wäre das?

Zslatko: So eine Band wie Shantel. So ein Zwischending zwischen Rolling-Stone-Titelseite und unbekannt.

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mucbook: Wenn eure Band eine Person wäre, was für eine Person wäre eure Band?

Patrick: Die wäre total irre, die Persönlichkeit.
Zslatko: Auf jeden Fall schizophren, mit zwei Köpfen. Klein…
Patrick: … und groß. So ein kleiner Langer mit dunkelweißem Bart.
Zslatko: Spricht in der Früh mit einer extrem tiefen Stimme und gegen Abend wird die Stimme immer höher bis sie einem feuerwerkartigem Schwall von Pikachus gleicht.
(mucbook lacht.)

mucbook: Was liebt ihr an München besonders?

Rüdiger: Das Westend. Da wohne ich. Das ist ein kleiner Kosmos für sich und es ist so, dass es in München noch diese Viertel gibt mit ganz eigenem Flair, so wie Schwabing.
Patrick zu Rüdiger: Hast du den letzten Münchner Tatort gesehen?
Rüdiger: Diesen verrückten? Ne, den hab ich nicht gesehen.

mucbook: War der geil?

Patrick: Der war richtig, richtig, richtig gut. Ich glaube, das war echt der beste Tatort, den ich je gesehen habe.
mucbook: Du liebst München, wenn es im Tatort vorkommt?
Patrick: Ich liebe den Münchner Tatort tatsächlich sehr.
mucbook zu Stefan: Und du?
Stefan: Ich liebe die Shakira-Bar.
(schallendes Gelächter im Aufzug)

mucbook: Wir sollten einen Boazn-Führer mit Stray Colors machen.

Patrick: Im Titty-Twister, da waren wir letztes Wochenende, da ist der dicke, fette, haarige Barkeeper über die Bar gelaufen und hat den Leuten Tequila in den Rachen geschüttet und zwar bis zu den Zähnen.

mucbook: Geil.

Zslatko: Wieviele haben gekotzt?
Patrick: Also ich war kurz davor – der hat echt immer wieder aufgefüllt.
Zslatko: Ich möchte noch das Ca Va empfehlen. Und ich mag München wegen dem Kiosk an der Reichenbachbrücke. Aber andererseits gibt es auch an anderen Orten in München…
Patrick: … auch Bier. (wieder kugeln sich alle.)
Zslatko: Es ist einfach das Gesamtpaket, was unbeschreiblich ist.

Interview: Lena von Holt, Josephine Musil-Gutsch, Bilder: Fiona Schweizer

Die Shakira-Bar befindet sich in der Theresienstr. 73.
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