Kurios, Leben

Der neue Herrenwitz des Internets

Jan Rauschning-Vits
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drawing cocks

© drawing cocks on the local paper // Facebook

Seit letztem Sommer gibt es die Seite „Drawing Cocks on the local papers“. Der Name ist Programm. Und wie!
Fast jede halbe Stunde feuern die Administratoren ein neues Bild raus.
Hier gibt es Fotos aus Tageszeitungen aus der ganzen Welt die mit dicken, saftigen Schwänzen verziert wurden.
Bei dem Detailreichtum fällt einem echt die Kinnlade runter. Das hier hat nichts mehr mit den kleinen 2-dimensionalen Schülerpimmeln zu tun, die ihr damals in der 4ten Klasse in die Hefte eurer Banknachbarn gekritzelt habt. Die Dinger hier bieten fette realistische Adern, liebevoll gestaltetes Sackhaar und perspektivisch gezeichnete Spermafontänen.

Meist werden Bilder von jubelnden Fussballspielern aufgewertet. Wahrscheinlich weil sie oft die meiste Ekstase im Gesicht haben, was herrlich zu den gezeichneten Mega-Nudeln passt. Aber auch Rugbyspieler, Promis oder Politiker kriegen hier Penis-Enlargements.

Auf der Wall der Seite rattern die Fanfotos rein, von denen viele sich qualitativ nicht vor den Posts der Administratoren verstecken müssen. Es scheint also anzukommen im Social Web.
Doch ist das Kunst oder einfach nur kindlicher Genitalwitz?
Wie gesagt, die Qualität und Ausfertigung ist atemberaubend gut. Die Künstler stecken hier offensichtlich richtig viel Zeit und Arbeit rein. Kreativ ist es also allemal.

Doch Kunst will auch immer auf etwas hinweisen, sucht nach Bedeutung in sich selbst.
Wie viel Kunst kann in gigantischen Kugelschreiberpimmeln auf Tageszeitungen stecken, wie viel Sinn steht dahinter?
Will die Seite aufrütteln und uns mahnen, die Gesellschaft nicht zu sehr zu sexualisieren?
Oder ist sie ein Symptom gerade jener überladenden Sex-Öffentlichkeit, die sich an Fotos von Britney Spears Vagina und Janet Jacksons entblößten Nippel labt?

Auch wenn ich mich damit zum kulturellen Untermenschen deklassiere – ich finde Zeichnungen von Fußballern, die sich gegenseitig auf den Titeln der Gazetten ins Gesicht spritzen, äußert witzig. Aber ich fand auch schon damals die schlecht gezeichneten Lümmel in den Hausaufgabenheften meiner Klassenkameraden zum piepen.
Vielleicht muss man Drawing cocks on the local paper auch nur nach dem bewerten was es ist:

Eine weitere lustige Seite die einen während der Arbeit erheitert.

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