Leben, Stadt

Flucht vor dem Zwang, für den guten Zweck

Sebastian Huber

Hey München,

heute schon gefühlte fünf Stunden auf Facebook verbracht und die Timelineposts deiner Freunde auswendig gelernt?

Als Stadtmensch der Internetära kommen einem Portale wie Facebook &Co heutzutage manchmal mehr wie automasochistische Folterinstrumente vor, und nicht unbedingt als die zivilisatorischen Beglückungsapparaturen, als die sie uns vom Geflecht der Stimmen und Bilder, in dem wir uns ständig bewegen, angepriesen werden.

Kein Wunder, dass man Angesichts der Posting-Kaskaden aus Remedialisierung und Re-Remedialisierung abzustumpfen droht — “die Folter endet nie, doch unser Schmerz verschwindet.”

Hat auch schon mal mehr Spaß gemacht: Social Media. (Foto von Joachim Kirchner / pixelio.de)

Hat auch schon mal mehr Spaß gemacht: Social Media. (Foto von Joachim Kirchner / pixelio.de)

Die wenig realen Ereignisse, die sich tatsächlich noch ereignen, werden bis in ihren letzten Winkel narrativisiert, kommentiert und in den Strom aus digitalen Contents eingebettet, der uns als mediales Hintergrundrauschen den Takt unseres alltäglichen Lebens vorgibt.

Das seltsame daran ist, dass dadurch das Gefühl des “Echten” von der Inszenierung des Echten verdrängt wird. Kann sich jemand von euch einen nächtlichen Schwimmbadeinbruch mit Freunden vorstellen, bei dem keine Fotos gemacht werden? Ich leider nicht.

Dabei kann es natürlich auch gut sein, dass ich unrecht habe — Kulturpessimismus zieht meistens auch ohne gute Argumente.

Karte

Trotzdem sollte man sich fragen, ob man da nicht irgendetwas tun kann. Also eben dieses Ideal vom Ausbruch auf dem Alltag verfolgen, aber vielleicht mal ohne die Digicam im Rucksack und ein Facebookposting alle 2 Stunden. Und uns dabei bewusst werden, dass wir uns in Blasen bewegen, die unsere Ideen von der Welt, wie sie für uns ist, festigen und die Konfrontation mit Neuem verhindern – lernen, dass wir selbst nicht das Maß aller Dinge sind.

Für die Spontanen unter euch, gibt es einen spannenden Wettbewerb, bei dem sich die Idee von Abenteuer und Menschlichkeit verbinden: Breakout München.

Auch wenn wir es ein bisschen spät gemerkt haben — Montag ist der Bewerbungsschluss — verdient das Projekt eure Aufmerksamkeit.

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Auf breakout-muenchen.de erklären Moritz Berthold und Robert Darius, beide Studenten, ihr Projekt zugunsten der UNO-Flüchtlingshilfe:

Die Teams à zwei Personen starten am 13. Juni um 10 Uhr am Brunnen am Geschwister-Scholl-Platz in München mit der Aufgabe, sich in 36 Stunden möglichst weit vom Startpunkt wegzubewegen. Fortbewegungsmittel und Himmelsrichtung sind egal — es darf nur kein Geld für den Transport verwendet werden. Der Witz an der Sache ist, dass sich die Teams Sponsoren suchen, die pro zurückgelegtem Kilometer einen vorher festgelegten Betrag an das DAFI-Projekt der UNO-Flüchtlingshilfe spenden. Im Rahmen dieses Projektes werden Stipendien an begabte Flüchtlinge vergeben, um ihnen so ein Studium zu ermöglichen.

Auch wenn das Projekt hinsichtlich Dingen wie CO²-Bilanz nicht perfekt ist, ist es eine geniale Idee, Geld für einen guten Zweck zu beschaffen und selbst etwas zu erleben!

2 Comments
  • Breakout
    Posted at 17:40h, 04 Juni

    Hallo Sebastian,

    vielen Dank für den coolen Artikel! – Unsere Anmeldefrist wurde übrigens aufgrund des großen Andrangs bis morgen (Donnerstag 5.6. 24:00 Uhr) verlängert…

    Viele Grüße
    Robert für Breakout

  • Sebastian Huber
    Sebastian Huber
    Posted at 13:51h, 05 Juni

    Sehr gerne! Coole Sache, die ihr da macht.

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