Kultur, Live

“Lesekunst”: Paris im Licht

paris im licht

Christopher Thomas hat letzte Woche, am 1. Oktober, auf der Vernissage seiner Ausstellung bei Bernheimer Fine Art Photography sein neues Stadtprojekt – und den dazu passenden Bildband – präsentiert: Paris.

eiffeltour

Es ist die vierte Stadt, die Christopher Thomas photographiert. Seine Art, Städte in monochromen Bildern zu verewigen, ist inzwischen ein Markenzeichen geworden. (Allein ein Blick auf das Coverbild genügt, um ihn als Künstler dieses Bildbandes zu identifizieren.) Dennoch ist die Ästhetik dieser Serie zwar gewohnt, aber irgendwie auch anders als bei München, New York oder Venedig.

Paris_place-de-la-concorde

Die Bilder wirken nicht mehr so melancholisch wie die bisherigen. Gerade über Venedig legt sich auf einem Großteil der Bilder ein morgendlicher Nebel. Und auch die Münchner Elegien sind sehr romantisch-poetisch. Paris hingegen vereint sich mit Licht. Die meisten Bilder wurden, wie Thomas erklärt, gegen Abend mit sehr langen Belichtungszeiten aufgenommen, so verschwinden irgendwann auch die Menschen, die teils noch durchs Bild laufen würden. Aber dadurch erhalten die Straßen, Architekturen, Monumente ein ganz besonderes Strahlen, wie wohl am eindrücklichsten auf dem Photo der Place de la Concorde sichtbar wird, der von Licht durchflutet wird.

sacre-coeur

Der Paris-Zyklus wirkt leichter und verspielter: da ist zum Beispiel Sacre Coeur, dessen Kondensstreifen im Licht so deutlich werden, dass es bei einem flüchtigen Blick auch an den abendlich beleuchteten Montjuic in Barcelona erinnert. Oder, da ist diese kleine Serie eines nur schemenhaft erkennbaren Eiffelturms, der nach und nach sichtbar wird – eine kleine Hommage aus Licht und Nebel auf die Eiffelturm-Photographien von Pierre Petit, die 1888 dessen Entstehung dokumentierten. Oder, die Île de la Cité III: hier wird von Nahem das bloße Korn sichtbar; betrachtet man das Bild aber mit etwas Distanz, ist es von einer Bleistiftzeichnung fast nicht mehr zu unterscheiden.

Île-de-la-Cité-III

Christopher Thomas spielt bewusster als bisher mit dem Material der schwarz-weiß-Polaroids Typ 55. Die Rahmen um die Bilder sind eben keine nachträglich hinzugefügten Umrandungen á la Instagram, sondern entstehen durch die Photoplatten. Um dem Vorwurf der Bildbearbeitung entgegenzuwirken und gleichzeitig den Blick auf den Entstehungsprozess zu lenken, sind seinen Büchern inzwischen „Making of“-Seiten hinzugefügt. Das Photomaterial selbst ist vergänglich wie die Augenblicke, die Christopher Thomas festhält. An manchen sehr dunkeln Stellen auf den Bildern kann man das sehen, hier entstehen durch Solarisation kleine Flecken und so authentische Bilder.

Die Ausstellung bei Bernheimer Fine Art Photography läuft vom 2. Oktober bis 15. November 2014.

Christopher Thomas, Ira Stehmann
Paris im Licht
Gebundenes Buch, Leinen, 160 Seiten,
30×28, 80 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-7913-8102-2
€ 39,95 [D] | € 41,10 [A] | CHF 53,90 * (* empf. VK-Preis)
Verlag: Prestel

Text: Valerie Kiendl
Fotos: Christopher Thomas

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