Kultur, Nach(t)kritik

Herr Voormann, wie war das damals eigentlich?

Cornelius Zange

“Klaus, wie war das eigentlich damals, als du die Beatles zum ersten Mal gehört hast?” fragt Fritz Egner um das Gespräch einzuleiten. Daraufhin erzählt Klaus Voormann, wie es damals zuging, in Hamburg mit den Beatles. Durch ein offenes Fenster eines Clubs, hörte er Ringo Starrs erste Band “Rory Storm And The Hurricanes”. Sie und die Beatles spielten damals jeden Abend mehrere Stunden in Hamburg. Für Voormann waren es die ersten Bands, die er live Rock’n’Roll spielen sah. Rock’n’Roll sei für ihn eher ein Gefühl, das diese Musiker damals rüberbrachten. Man merkt, dass er es auch mit Mitte 70 immernoch verinnerlicht hat. Das Gespräch wird immer wieder durch eingespielte Songs angeregt, bei denen er mitgeht und im Sitzen twistet.

Voormann

In den frühen 60ern lernte er die Beatles in Hamburg kennen und bildete mit ihnen und Freunden eine Clique junger Künstler und Musiker. Beinahe wäre es sogar dazu gekommen, dass er in die Band eingestiegen wäre. Aufgetreten war er immerhin bereits mit ihnen, als Stuart Sutcliffe rumknutschen musste und ihm einfach seinen Bass in die Hand drückte. Eines Abends, als sie sich “etwas auf einer anderen Ebene” befanden, saß er mit John Lennon zusammen und warf ein, dass er ja auch Bass spielen könne, aber Paul McCartney hatte sich kurz vorher schon einen Bass gekauft.

Bekannt ist Voormann nicht nur für sein musikalisches Können, sondern auch für seine Illustrationen. John Lennon, der seine künstlerische Arbeit sehr bewunderte, fragte ihn ob er eine Idee für ein Cover hatte. Herausgekommen ist das legendäre Cover für eines der wichtigsten Alben der Rockmusik, das damals musikalisch seiner Zeit voraus war. Dass John Lennon ihn bewundert hat, würde Voormann wahrscheinlich nie zugeben. Er wirkt unglaublich bodenständig, nett und ehrlich.

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Klaus Voormann erzählt so lebhaft und unterhaltsam, dass man sich wünscht, damals dabei gewesen zu sein. Anmoderiert wurde er von Fritz Egner als “ein unglaublich sympathischer Mensch, den man gerne zum Freund haben möchte”. Genau das zeichnet ihn aus und aufgrund dieser Eigenschaft ist er mit beinahe jedem Musiker, mit dem er zusammengearbeitet hat, befreundet und kann fröhlich und ehrlich aus dem Nähkästchen plaudern.

Neben den Beatles arbeitete er für zahlreiche andere Bands und spielte immer das, was gerade gebraucht wurde. Egal ob Flöte für Manfred Mann oder Bass für Lou Reed. Klaus Voormann war bei so vielen Sessions dabei, dass er nicht mehr genau weiß, bei wie vielen wirklich. Die Wichtigen hat er aber natürlich noch im Gedächtnis. Seine Geschichten geben den Hörern einen Einblick in das Musikgeschäft und wohl kaum jemand erzählt so ehrlich davon wie die Musiker wirklich waren. Er kann erzählen, wie Little Richard auf der Bühne in Unterhosen rockte und in der Umkleide aus der Bibel vorlas, wie er in George Harrisons Badezimmer Kontrabass spielte und kurzeitig in den Besitz dessen erster teuren Gitarre kam, wie er mit John Lennon Imagine in dessen Schlafzimmer aufgenommen hat und wie man schon damals merkte, dass gerade ein besonderer Song geschaffen wird, welchen Teil von “Photograph” Ringo Starr geschrieben hat oder wie die Beatles bekifft Elvis trafen. Schnell wird einem beim Zuhören bewusst, dass dieser Mann so viel erlebt hat, dass er mehrere Tage durchreden könnte, ohne dass es langweilig wird. Nach zwei äußerst unterhaltsamen Stunden ist das Gespräch im Amerika Haus aber leider vorbei. Danach nimmt er sich noch die Zeit, von Zuhörern mitgebrachte Platten, Bücher oder Illustrationen zu signieren.

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