Kultur, Live

Jäger oder Gejagter?

Juliane Becker

Wir freuen uns auf Samstag. Denn da gibt es eine Premiere in den Münchner Kammerspielen, die uns schon jetzt begeistert: Jagdszenen aus Niederbayern.

(c) Julian Röder

(c) Julian Röder

Das Dorf riecht nach Schweinsbraten. Eine halbe Kuh hängt von oben herab, in einem großen Kessel wird Fleisch für Würste gekocht. Alle gehen ihrer Arbeit nach, in der Metzgerei oder auf dem Feld. Und alle reden. Es brodelt im Dorf. Denn Abram ist wieder da, nachdem er in der Stadt im Gefängnis war. Jetzt repariert er Maschinen auf dem Hof bei Maria. Abram ist schwul und soll wieder weg. Das findet sogar seine Mutter. Nur Tonka will, dass er da bleibt, die Dorfschlampe, die sagt, sie kriege ein Kind.

Die bäuerliche Idylle, getrübt vom gehässigen Gespött der Dorfbewohner: ja, es gibt sie noch. Und Regisseur Martin Kušej kennt sie auch zu gut, sagt er. Er selbst ist in solch einem Dorf aufgewachsen, er hat sie mitbekommen, “die bedrohliche Enge, die ewig gleichen Vorurteile, die korrupte Verlogenheit, die bigotte Frömmigkeit”. Und auch wenn der Intendant des Residenztheaters eher für seine blutigen, orgiastischen Inszenierungen gefeiert wird, könnte ihm mit diesem ländlichen, mittlerweile 40jährigen Stück ein größerer Erfolg gelingen – letztendlich geht es auch in Jagdszenen aus Niederbayern essentiell um Toleranz. Und das schlägt ja bekanntermaßen zur Zeit ziemlich gut an. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf eine fulminante Premiere!

Jagdszenen aus Niederbayern von Martin Sperr

zu sehen am 21.02., 24.02., 27.02., 02.03., Karten ab 8 Euro

Mit: Katja Bürkle, Silja Bächli, Anna Drexler, Gundi Ellert, Pauline Fusban, Hans Kremer, Cristin König, Christian Löber, Anna Maria Sturm, Michael Tregor, Jeff Wilbusch

Informationen und Spielplan unter muenchner-kammerspiele.de

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