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Munich goes Venice – ein Biennalen 1 x 1

Vergangenen Freitag ging es auf der Pressekonferenz im Haus der Kunst zur Abwechslung nicht um die nächste interne Ausstellung, sondern um die 56. internationale Kunstschau „la Biennale di Venezia“! Der Grund – Okwui Enwezor, Direktor vom HdK, wurde dieses Jahr zum Hauptkurator ernannt und stellte sein Konzept der internationalen Fachpresse vor. 

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Präsident und Chefkurator der Biennale 2015: Paolo Baratta und Okwui Enwezor. Fotocredit: Ronja Lotz

Vorneweg – Klugscheißerwissen zur Biennale:
Im Jahre 1895 wollten die Stadtväter Venedigs eine eigene Internationale Kunstausstellung auf die Beine stellen. Ihr Vorbild war die kommerziell sehr erfolgreiche Internationale Kunstausstellungen im Münchner Glaspalast – Ja, genau der ja dann leider abgebrannt ist. Nach einigen Sammelausstellungen in einem Konzertgebäude auf den Gardini – der Parkanlage Venedigs – waren es ab 1907 vor allem die europäischen Großmächte, die sich kleine aber sehr dekorative Pavillons bauten um dort ihre Kunst zu präsentieren. Heute sind es über 28 feste Länderpavillons, während zahlreichen anderen Nationalstaaten im gesamten Stadtgebiet Venedigs Kunstorte in diesem Zeitraum eröffnen. Dieses Jahr feiert die Biennale also ihr 120 jähriges Bestehen.

Und was macht Enwezor da?
Kuratorischer Leiter bedeutet nicht, dass Enwezor die einzelnen Pavillons der Biennale kuratiert, sondern lediglich zwei große Ausstellungsbereiche bespielt. Er bestimmt welche Künstler mit welcher Thematik im Zentralpavillon und in den Arsenale (den ehemaligen Schiffswerften Venedigs) ausgestellt werden. Die Länderpavillons haben wiederum ihre eigenen Kuratoren und ihre eigenen Konzepte.
Dieses Jahr versammelt Enwezor künstlerische Positionen unter dem Titel „All the World’s Futures“. Es ist ein Versuch all die Themen ein zu fangen, die den Künstlern heutzutage Zündstoff für ihre Werke geben und nicht mehr durch nationale Grenzen von einander getrennt werden können. Ob das der Wandel von einer technikbasierten Industriegesellschaft zu einer digital getriebenen Post-Industrie Gesellschaft ist oder die Entwicklung von globaler Umweltverschmutzung und politischen Konflikten sind, vieles lässt sich nicht mehr von einander trennen.
Im Zentralpavillon will Enwezor im größten Raum eine Arena errichten um dort eine umfassende Inszenierung des „Kapital“ von Karl Marx zu präsentieren. „Capital is the great drama of our age“, meint der Haus der Kunst Chef und setzt zur Kur eine tägliche Lesung aller drei Bände für sieben Monate an. Konzerte, Diskussionen, Plenarsitzungen und Film Screenings begleiten die Dauerlesung.

Und zum Schluss – der deutsche Pavillon:
War zunächst einmal nur der bayerische Pavillon – allerdings nur bis 1912. Nach den letzten beiden Biennalen stand der deutsche Pavillon unter der kuratorischen Führung von Susanne Gaensheimer, der Direktorin vom Museum für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt. Für 2015 wurde Florian Ebener für diesen Job ausgewählt. Hauptberuflich ist Ebner kuratorischer Leiter für die fotografische Sammlung vom Museum Folkwang in Essen. Für die Bespielung der drei großen Räume des Pavillon hat er Olaf Nicolai, Hito Steyerl, Tobias Zielony und das in Kairo lebende Künstlerpaar Jasmina Metwaly und Philip Rizk eingeladen.

Wann: Vom 9. Mai bis zum 22. November 2015 in Venedig

Ein super Interview mit Enwezor im Deutschlandradio Kultur findet ihr hier!

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