Kultur, Live

LaBrassBanda im Interview – von Lastern, Bier und Katy Perry

Alissa Muench

Samstag, den 08. August: Wir befinden uns im Backstage-Bereich der BrassWiesn, einem Drei-Tage-Festival in Eching.
Es ist kurz vor vier, die Sonne knallt unbarmherzig herunter und das Aufenthaltszelt für alle Mitarbeiter und Musiker bietet seltenen Schatten.
Am Tisch der Band LaBrassBanda herrscht bereits gute Laune, als ich mich setze.

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„Hallo, hallo, hallooooo!“, johlen alle ins Aufnahmegerät – mein Handy. „Test, Test, Test.“

Korbinian: Jörg, Jörg! Sag deinen Spruch.
Jörg: Test, Test.
Korbinian: Naa, deinen Spruch.
Jörg: Hallo, hier ist der Jörg.
Stefan: Ja genau, jetzt ham ma’s. Heute live. Habe die Ehre und servus. Dürfen wir Kraftausdrücke verwenden?

Es kann losgehen.

MUCBOOK: Ich habe meine Freunde gefragt, was sie denn unbedingt über euch wissen wollen. Die ersten Reaktionen sahen in etwa so aus:
„Wie cool, du darfst mit LaBrassBanda reden, wie geil ist das denn?”

Stefan: Hilfe!!

Ist das schon Normalzustand?
Jörg: Ich werde nie gefragt, aber ich freu mich, wenn du mit mir redest, weil ich nen kleinen Sozialstaat um mich herum habe, da redet keiner mit mir.
Stefan: Also, ich red scho mit dir! Ich gehör‘ zu deinem Gefolge!

Jakob, der bei der Organisation der Band mitmischt, schneit vorbei und hält ein paar Flaschen Bier in die Runde.

Jörg: Naa, naa, kein Bier mehr. Jeder hatte schon eins, jetzt gibt’s bis zum Auftritt nur noch Wasser.

Jakob verschwindet und sucht Wasser.

Stefan kommt auf die eigentliche Frage zurück: Mia san vorher durch’s Gelände gegangen und dann red’n uns vui Leit‘ an, die gfrein sich einfach und dann macht des auch allen Spaß. Und da gfrein ma selber uns dann scho auch drum.

Trinkt ihr jetzt kein Bier mehr wegen letztem Jahr am Chiemsee-Summer? (Anm. d. Red.: Auf dem Chiemsee Summer 2014 hatte Stefan vor dem Auftritt zu tief ins Glas geguckt und sich anschließend via Facebook bei den Fans entschuldigt)

Betretene Gesichter.

Stefan: Ja, scho.

Das war ein blödes Erlebnis?
Stefan: Ja mei, es war eigentlich scho schee, weil des ist ja unser Festival dahoam. Aber des Problem ist, dass wenn ma auf der Bühne steht, möchte man ja einfach a guade Leistung abliefern. Und des geht scho mal, dass man draußen an der Bar hängen bleibt, aber es ist halt einfach voll schad, weil man dann eben ned die beste Leistung bringt. Die Leut gfrein si, und da möcht ma ja a dann scho g’scheit spuin. Und des geht meistens besser, wenn man ned b’soffen is.
Wir haben ja sogar einen Alkoholbeauftragten, das ist der Jörg.

Du passt auf, dass sich der Rest nicht zutrinkt?
Jörg: Joa.
Stefan: Ja, der Jörg trinkt nämlich nix.
Fabian: Raucht nix, trinkt koan Kaffee.
Stefan: Keine Frauen.
Fabian: Doch! Des ist sein einziges Laster.

Was heißt Laster?
Stefan: Ja eben. Freie Liebe, oder?

Seid ihr froh, dass ihr erst heute Nacht spielt, weil es grad so heiß ist?
Stefan: I würd scho lieber bald spuin, dann dürft’ma uns auch scho wie der Rest zulöten.

Wie tourt ihr mittlerweile? Bei eurer ersten Tour wart ihr ja mit Mopeds und einem Traktor unterwegs.
Stefan: Naa, des mach ma nimmer. Jetzt ham ma so nen Bus. Weil wir müss’n morgen nach Köln und da wär’n ma ja doch a Woche unterwegs.
Fabian: Ich bin heut morgen aufgewacht, und da warn ma scho da. Dann hab ich schee geduscht, jetzt san ma hier und später hör‘n ma vielleicht noch a bissal Musi.
Stefan: Die Youngblood Brass Band spuit, auf die g’frein ma uns scho.
Fabian: Und auf Nacht musst noch bei Erwin&Edwin vorbeischaun, des sind Freind von mir aus Wien. Die san super.

blaskapelle

Jemand kippt aus Versehen etwas Wasser über mein Handy, mit dem ich alles aufnehme und plötzlich dreht sich das Interview.

Stefan: Ahhh. Dein Handy überlebt das heute ned. Sag mal, was trinkst du eigentlich, wenn du Alkohol trinkst?
Meistens Bier.
Fabian: Scho g‘scheid.
Stefan: Und wos is die Lieblingsbier?

Tegernseer oder Augustiner. Bei euch?
Stefan: Also Schönramer ist ganz weit vorn. Des is so a Grüns, des gibt’s bei uns dahoam.
Fabian: Dann das Traunsteiner Holzfasserl. So a Augustiner wär aber a kei Fehler.
Stefan: Genau, Hofbräuhaus Traunstein. Da schmeckt uns des Holzfasserl besonders gut. Aber das ist jetzt irgendwie a bisserl hart, wenn wir über Bier reden müssn.

Dann lieber zurück zur Musik: Was hört ihr in eurer Freizeit? Ähnliche Musik wie die, die ihr selber macht oder was ganz anderes?
Stefan: Total anders, kann ma sagen. Klassik, Punk, Jazz, Hip-Hop.
Fabian: Jeder unterschiedlich, eigentlich. Geh?
Jörg: Aber wir ham alle eigene Radiosendungen. Das kannst du dir mal anhören.
Stefan: Ja, wir ham nämlich seit Februar nen eigenen Radiosender. Der heißt buh. Da kann jeder von uns seine eigene Musik reinduan. Aber der Jörg hat die scheenste Sendung.
Fabian: Ja, also ich hör auch dem Jörg am liebsten zu, muss i sagen.

Und über was redest du da? Oder läuft nur Musik?
Fabian: Er redet gerne über sich und das Leben.
Jörg: Des kann ma nicht verraten, weil wenn ich des jetzt sag, ist’s ja langweilig. Aber letzte Woche war’s a ganz normale Sendung, ohne Gast. Ich hab wahnsinnig gerne Gäste, aber es war keiner da.
Stefan: Und du hast doch an Ausruf gemacht, du hättest gerne die Handynummer von…
Jörg: Katy Perry!
Stefan: Weil er ihren Busen so schön findet.
Fabian: Er wär bereit für ein Date, hat er g’sagt.
Jörg: Bereit für ein Tätatä. (–> Tete-a-tete) Aber zurück zum Thema: Meine Sendung ist mehr gitarrenlastig, deine trompetenlastiger.

festival

Und wie macht ihr das in der Band mit neuen Liedern? Stefan, bist das ausschließlich du, oder bringt sich jeder ein?
Stefan: Ja, also ich schreib vui Lieder. Dann müssen die auf die Bühne und die proben’ma dann. Die Idee kimmt scho meistens von mir. Oder jemand anders hat halt so a grobe Idee für a G‘schicht. Anschließend arbeiten ma des aus miteinand und des passt eigentlich echt ganz gut.

Ist es manchmal kompliziert, mit so vielen Leuten alle Meinungen unter einen Hut zu bekommen, wenn ihr an neuen Songs arbeitet?
Stefan: Ne, das ist richtig schee. Ganz entspannt. Wir ham a super Team. Normal sind wir neun, aber grad sinnd wir zu zehnt – ham an Bass dabei, den Jimmy. Das ist der junge, gutaussehende Österreicher.
Jörg: Sixpackbestückt. Der hat alles.
Stefan: Alles, was wir ned ham. Aber im Team ham wir ja nochmal 10 Leute dabei.

Die kümmern sich dann um euch.
Fabian: Genau, unsere Babysitter.
Setefan: Die ganze Technik… Die Organisation, zum Beispiel der Jakob und der Sepp. Des ist a super Team miteinander.

Wo wir gerade bei den Technikern sind: Euer letztes Album habt ihr im Kuhstall aufgenommen. Wie war das?
Stefan: Ja, des war so `ne unplugged G’schicht. Es gibt vui Bands, die für „unplugged“ ins Theater gehen, aber bei uns ist des nix besonderes mehr, da ham wir scho öfters gespuit. Wir wollten einfach an `nen Platz, wo koane Menschen san.

Hat es einen bestimmten Grund, dass ihr immer barfuß spielt? Es soll ja schon Leute gegeben haben, die sich darüber aufgeregt haben.
Fabian: Du hast ja a keine Schuhe an.

Ne. Ich hab ja auch kein Problem damit, mich interessiert es nur.
Stefan: Naa, also auf der Bühne beim Spuin ist es einfach voll schee, wenn man den Untergrund richtig spürt. Wenn du Schuhe trägst, spürst du die Vibrationen net so schee und deswegen macht’s manchmal vui mehr Spaß, wenn ma barfuß läuft. Ich bin mal a Woche barfuß durch New York und des hat mir auch g’fallen, weil du merkst: Jetzt is ma warm, jetzt is ma koid. Is bisserl sinnlicher alles.
IMGP7448bearbeitet

Was ist denn DIE Standard-Frage, die ihr immer zu hören bekommt?
Stefan: Oh, wenn ma die jetzt laut sagen, dann rast’ma völlig aus.

Ich tippe auf: Wie seid ihr auf Bandnamen gekommen?
Stefan: Naa, es ist: Was ist Heimat für euch? Was sagt man da scho. Was ist Heimat für dich?

Für mich? Wo meine Familie und meine Freunde sind.
Stefan: Ah, schee. Des basst, des ist guad. Magst wissen, welche Fragen wir gerne hören? Zum Beispiel, wenns um was Musikalisches geht. Also zum Beispiel, wenn jemand sagt „Hey, Youngblood Brass Band spuit heut noch, was bedeutet das für euch?

Und was antwortest du?
Stefan: Die sind supercool, weil da drei Leit unabhängig voneinand Schlagzeug machen. Und die ham an Rapper dazu, dann noch Blechbläser. Die hab ich vor sieben Jahr in New York gesehn und die ham mich so beeindruckt, dass sie der Grund sind, warum’s uns überhaupt gibt. Und des ist scho sau cool, dass ma heit mit dennen spuin dürfen.

Also seid auch ihr ein bisschen Fans, wie wir alle auch.
Stefan: Ja, da san ma richtige Fans. Die leg’ma auch im Tourbus auf.

Ok, zu guter Letzt: Gibt es etwas, das ihr niemals machen würdet?
Stefan: Ganz klar: Mit Nazi-Bands zusammenarbeiten. Anfragen von solchen würdn wir a ned für an Haufen Geld annehmen. Oder mit manchen Hip-Hop-Deppen, die richtige gewaltverherrlichende Musi spuin, zamarbeiten. Es muss halt zambassen, die Leut müssen cool sein und was ganz wichtig ist: weltoffen müss‘ns sein. Wir spuin nächste Woche zum Beispiel das dritte Mal in Budapest und san mittlerweile bei nem Festival auf der Hauptbühne, wo hunderte tausende an Leut san, die einfach voll abgehn, weil sie Spaß an der Musi haben.

 

Foto 1: (c) Gulliver Theis
Foto 2: (c) Jens Thekkeveettil via unsplash
Foto 3: (c) Anthony DELANOIX via unsplash
Foto 4: (c) Alissa Münch

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