Leben

Die Situation der Geflüchteten: Ticker für München am 16.09.2015

Kevin Brandt

Zur Situation der Geflüchteten in München: Wir informieren euch hier über die neuesten Entwicklungen. Die neuen Informationen werden oben angehängt, sodass der Beitrag chronologisch am unteren Ende beginnt.

16.09.2015 – 21:00 Uhr:

Ein Kommentar zu den anhaltenden Fluchtbewegungen.

Was beschreibt die aktuellen Vorgänge in Europa am besten? Man darf nicht vergessen, dass keine Grenzen geschlossen werden, sondern an ihnen nun systematisch kontrolliert wird. Die Grenzkontrollen verweigern niemandem das Recht auf Asyl. Aber die Reisewege und die relativ freie Auswahl des Ziellandes erschweren sich zunehmend, falls sie jemals frei waren. Die Menschen werden weiter aus dem europäischen Kernland hinausgedrängt und sitzen einfach eine Station früher fest. Nach Deutschland war es Österreich, dann Ungarn, jetzt Serbien, Kroatien, Slowenien.

Es scheint, als würden sich die Staaten gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben. Erst die Schuld, dann die Menschen, am Schluss die Verantwortung. Die Regierungschefs sind bemüht, das Dublin-Verfahren wieder regelgemäß durchzuziehen, wobei besondere Ausnahmen bestehen bleiben, zum Beispiel keine Menschen zurück nach Griechenland abzuschieben, obwohl sie dort zuerst erfasst wurden. Ironischerweise wird Deutschland vorgeworfen, sich nicht an die Regeln zu halten; eine verbindliche Quote zur Aufnahme von Geflüchteten sei nicht vereinbart. Die Sache mit den Regeln, egal wie man sie persönlich bewertet hat, dürfte Deutschland eigentlich noch aus dem Umgang mit Griechenland bekannt vorkommen. Jetzt fliegt den Verantwortlichen die Starrsinnigkeit um die Ohren, obwohl man selbst helfen möchte, aber nicht alles alleine erledigen kann und will.

Während die Mitglieder der EU sich nicht auf eine gemeinsame Strategie festlegen können, es Gipfel zur Verteilung von 40.000 Schutzsuchenden braucht, entfernen sich die anderen auf ihrer Reise wieder weiter von ihrem Ziel: Sicherheit. Das hängt vor allem davon ab, dass weitere Menschen von den anderen Seiten des Mittelmeeres ihr verlorenes Leben hinter sich lassen. Wer will es ihnen verübeln?

Es ist schwierig, momentan einen Überblick zu behalten. Für eine ganze Generation von Europäer*innen sind diese Zeiten die ersten, in denen ihnen politische Entwicklungen von globaler Bedeutung wirklich nahekommen. Alles andere sind nur Erzählungen oder Geschichte, immer irgendwie unnahbar. Natürlich sollte man nicht aus der Situation heraus, die Lage überhöhen, weil die nötige Distanz zur richtigen Einschätzung fehlt. Dennoch, was gerade im Nahen Osten, in Afrika und Europa passiert, wird seine Spuren hinterlassen. Umso erschreckender wirkt der Ausblick, weil eine menschenwürdige, nachhaltige Lösung weit entfernt scheint.

Vor einiger Zeit vollzog eine radikale Kunstgruppe eine Aktion, mit der sie den Bau neuer Mauern um Europa kritisierte. Wenn wir nicht aufpassen, könnte es am Ende dazu kommen, dass unsere Realität – Europa, das viele verschiedene Menschen zusammenführen wollte – für andere unerreichbar wird. Wollen wir das? Eine Generation, die global denkend aufwächst, die die Welt bereisen möchte, die Freunde aus unterschiedlichen Kulturen im Freundeskreis vereint. Egal, wie man sich politisch positioniert, ob man alle hereinholen möchte oder den Nationalstaat an seine Grenzen stoßend sieht, als Menschen sind wir verpflichtet, uns gegenseitig zu helfen. Das heißt, wir müssen uns kümmern. Wo? Dort, wo die Menschen sind.

***

16.09.2015 – 11:00 Uhr:

Wie die tz berichtet, kamen am Dienstag um die 1400 Menschen in München an. Für den heutigen Vormittag geht eine Sprecherin der Stadt von 1000 Geflüchteten aus. Nachdem am Anfang der Woche die Auswirkungen der eingeführten Grenzkontrollen unmittelbar zu sehen waren, steigt die Zahl der ankommenden Menschen wieder. Die tz schreibt weiterhin, wie die Stadt München zur Wiesn die Situation am Hauptbahnhof regeln möchte.

 

Im Vorfeld der Wiesn werden pragmatische Vorschläge geäußert, wie man die von Innenminister Joachim Herrmann erwähnte massive Alkoholisierung doch noch mit der Unterstützung der Geflüchteten in Einklang bringen könnte.

Wer eh keinen Bock dieses Jahr hatte, kann sich jetzt auch mit einer Petition gegen die Veranstaltung der Wiesn aussprechen. Dieser provokante Aufruf kann schon mal als Denkanstoß genutzt werden, sich eine vernünftige Diskussion zum gemeinsamen Zusammenleben zu überlegen.

Zum Schluss haben wir noch einen Artikel für all die aktiven Helfer*innen in München, die sich aus Versicherungsgründen die Frage nach der Art der Organisation ihrer Tätigkeiten stellen sollten.

Wer die Ereignisse der letzten beiden Tage noch mal nachlesen möchte, ist hier richtig.

Und wer es gestern nicht auf das Plenum der Flüchtlingshilfe München geschafft hat, kann hier die Veranstaltung nachhören.

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