Kinogucken

Kinostart “Knock Knock”: Free fucking pizza!

Thomas Empl

Keanu Reeves, an einen Stuhl gefesselt und schweißdurchnässt, schreit hemmungslos übertreibend Sätze wie “It was free fucking pizza!” oder “You sucked my cock!” in die Kamera. Ihm gegenüber zwei leicht bekleidete Schönheiten, die sich für diese Situation verantwortlich zeigen und ihn verspotten. Wer das unterhaltsam findet (und wie könnte man nicht?), der sollte an Eli Roths neuer Thrillerhorrorkomödie Knock Knock eigentlich auf jeden Fall seinen Spaß haben.

Wenn man den Trailer gesehen hat, der den ganzen Film in 2-Minuten-Form zeigt (was in diesem Fall ausnahmsweise nichts ausmacht), ist klar, was zu erwarten ist: Keanu Reeves, glücklicher und geliebter Familienvater öffnet – Frau und Kinder sind verreist – zwei völlig durchnässten jungen Frauen die Tür. Auch wenn er sich richtig lange dagegen wehrt, findet das Porno-Szenario seinen logischen Abschluss; und am Tag nach dem Dreier wird er von den zwei Racheengeln für seine Untreue kreativ bestraft.

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Das ist zu Beginn überraschend spannend. Roth und sein Kameramann Antonio Quercia zeigen erstaunliche Zurückhaltung, zögern das Eintreten des Erwarteten immer länger hinaus. Man wartet und wartet, dass alles doch so trashig wird, wie die absurde Geschichte es vermuten lässt – aber es passiert nicht. Auch wenn die Zurückhaltung der Hysterie weicht und aus dem Thriller eine recht gestörte schwarze Komödie wird: Eli Roth, bisher vor allem bekannt für zügellosen Torture Porn (Hostel) und dafür, mit Quentin Tarantino befreundet zu sein, liefert einen ziemlich coolen, kleinen, billigen (aber nicht billig aussehenden) Film ab.

Das Ende, eigentlich das ganze Konstrukt der Handlung, ergibt bewusst keinen richtigen Sinn. Roth sinniert über Feminismus, Treue, Pädophilie oder soziale Medien. Zum Schluss aber hat man keine Ahnung, was uns sein kleines Kammerspiel über diese Schlagpunkte sagen soll. Macht aber irgendwie nichts. Vielleicht ging’s ihm nur um das, was er seine Mädels als weiteres unverständliches Manifest an die Wand sprayen lässt: “Art doesn’t exist.”

Vielleicht. Es lässt sich nur schwerlich sagen oder es braucht klügere Köpfe, um eine Pointe aus diesem Film rauszuanalysieren. Was sich sagen lässt: Knock Knock ist verdammt unterhaltsam. Und warum schaut man sich so einen Schmarrn an, wenn nicht, um unterhalten zu werden?

https://www.youtube.com/watch?v=ti6S3NZ5mKI

(Kinostart ist der 10.12.2015)

Bilder: ©SquareOne/Universum

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