Leben, Was machen wir heute?

Silvester? Mach doch, was du willst!

Anika Landsteiner

Der innerliche Druck, der sich ab Anfang September auf die Frage, was man an Silvester machen würde, aufbaut, ist bei manch einem stärker als der Druck vorm Staatsexamen. Müssen, können, wollen, sollen und am ersten Tag des neuen Jahres dann das große Konjunktivgejammer … wäre ich einfach mal daheim geblieben, hätte sie mich doch geküsst, wären wir lieber zu Andrea als zu Jonas gegangen, hätte ich doch bloß die letzten 10 Schnaps gelassen …

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Wo hat der Wahnsinn eigentlich seinen Ursprung und wie kann es sein, dass die wichtigste Party des Jahres mehr Gezeter und Schulterzucken auslöst als das neue Jahr selbst, mit all seinen Möglichkeiten, Neuigkeiten oder der Befürchtung, wiedermal nicht das zu ändern, was ändernswert ist? Denn selbst diejenigen, die keine Vorsätze machen oder sich nur mal kurz den Gedankenspielen hingeben, stehen doch alle bereit und in der Tür, wenn es heißt:
Ab morgen alles anders.

Wie wäre es also, wenn an Silvester alles anders ist als beim letzten Mal? Vorschläge.


 

Mit Fremden feiern

Vor zwei Jahren habe ich eine Einladung einer Bekannten bekommen. Zusammen mit ihrem Freund wurde zuhause groß aufgekocht, es gab ein Buffet mit allem drum und dran. Ich kannte absolut niemanden dort, doch ich war nicht die einzige. Sehr unterschiedliche Menschen mit noch interessanteren Geschichten saßen an einem großen Tisch in einer viel zu kleinen Küche und haben sich über hausgemachten Humus und Co. kennengelernt. War großartig. Also, ladet doch ein paar Leute ein, die sich nicht kennen oder andersrum: Traut euch auf die Party, auf der euch niemand kennt. Bleibt eh nicht lange so.

Nach Görlitz fahren

Schon mal gehört? Unsere Redakteurin Katerina ist mitsamt ihrer ganzen Familie in die östlichste Stadt Deutschlands gefahren, um auf den Spuren des Grand Budapest Hotels zu wandeln. Denn wer noch nicht weiß, wie viele verdammt gute Filme in diesem Städtchen an der polnischen Grenze gedreht wurden, dem ist echt was entgangen. Inglourious Basterds, Die Bücherdiebin und Der Vorleser, um nur drei Weitere zu nennen. Warm anziehen, zwischendurch Kakao trinken und von Kulisse zu Kulisse hüpfen – dafür gibt es übrigens den Führer GörliwoodJa, finden wir auch super.

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Nachts ans Meer fahren

Wo wir schon beim Wegfahren sind … mit dem Auto brauchst du nur rund fünf Stunden ans Mittelmeer. Warum nicht in der Nacht die Freunde einpacken, losfahren und zum Sonnenaufgang mit Pizza und einer Flasche Wein am Strand sitzen? Ich habe diese Idee jedes Jahr wieder und jedes Jahr zu spät, weil zu dem Zeitpunkt, an dem alle motiviert vom Tisch aufstehen, rücklings wieder umfallen.

Arbeiten, wo andere Party machen

Vielleicht bist du für dieses Jahr zu spät dran, aber das nächste kommt bestimmt! Wer schnell und spaßig verhältnismäßig viel Geld (rund 20 Euro/Stunde) beim Kellnern und Co. verdienen will und keinen Bock auf die Einladungen und halbgaren Zu- und Absagen der Clique hat, geht da arbeiten, wo alle anderen feiern! Hier findest du Jobs, wenn sie dir andere nicht wegschnappen, denn in der Neujahrsnacht arbeiten zu wollen, ist mittlerweile keine Seltenheit mehr.

Alleine feiern

Dieses Jahr warst du zum ersten Mal alleine im Kino? Bravo, dann ist das nun der nächste Schritt. Egal, ob frischer Single oder Silvesterhasser – warum machst du nicht das Beste draus, anstatt auf den Tag zu schimpfen?
Koch dir was Leckeres, das dir keiner wegisst, schau deine Lieblingsserie von Anfang bis Einschlafen auf Netflix, lass dir ein Bad ein, fahr in ein Wellnesshotel in den Alpen, lass dich tätowieren oder die Frisur deines Lebens verpassen, lass dir von deiner Oma die fiesesten Anekdoten über deinen Vater erzählen, stöbere in Fotoalben, hab genügend Weinvorrat zuhause oder geh mit Ohropax um 9 Uhr ins Bett: Mach, was du willst, und mach’s richtig.

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Zurück zum Klassiker

918TJVQICuL._SL1500_Mit den besten Leuten (also die, mit denen der Abend sicher streitfrei endet) Feuerzangenbowle machen, dezent betrinken und den namensgleichen Film anschauen. Traditionell dazu gibt es natürlich Raclette – weil es gesellig ist und man immer wieder anfangen kann. Beziehungsweise einfach nicht aufhört mit dem Essen. Im Anschluss muss natürlich Blei gegossen werden, logo.

 

 

 

 

 


 

… und tags darauf? Hast du dir schon mal das erste Jugendstilhaus Münchens (Ainmillerstraße 22) angeschaut? Warst du schon mal im ältesten, durchgehend laufenden Kino der Welt oder im legendären Johannis Café? Geh’ doch mal da hin, wo du noch nie warst. Auch wenn München nicht New York ist, erfindet sich die Stadt neu und hält gleichzeitig Ecken bereit, von denen du nach Jahren noch nichts gehört hast.

 

Wir stoßen an. Auf dich! Und auf dein neues Jahr.

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Fotocredits: Header Paul via cc2.0 Lizenz, (2) Porsche Brosseau via cc2.0 Lizenz, (3) Polybert 49 via cc2.0 Lizenz, (4) Unsplash

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