Leben, Münchenschau, Stadt

“Vielleicht muss man Sie mal hart anpacken” – Marina Lessig veröffentlicht Hass-Email

MUCBOOK Redaktion

Marina Lessig war eine der ersten, die im September am Hauptbahnhof mitgeholfen hat, als Tausende Flüchtlinge ankamen. Sie ist im Vorstand des Kreisjugendrings München-Stadt und Vorsitzende von “Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V.”, dem Verein, welcher sich aus der Helferinitiative am Hauptbahnhof entwickelt hat. Und mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt, für ihre Arbeit Hass-Emails aus dem rechten Sektor zu kassieren.

Marina hat das lange ignoriert und ihr Postfach mit Schweigen gestraft. Mit der öffentlichen Diskussion nach Köln hat sie ihre Meinung nun geändert. Jetzt hat Marina beschlossen, eine der Mails zu veröffentlichen. Der Grund dafür? Um zu zeigen, dass unter denen, die deutsche Frauen vorgeblich schützen wollen, sehr viele sind, denen es offenbar um etwas anderes geht.

Wir sind der Meinung, dass man bei solchen Stimmen nicht wegschauen darf. Darum haben wir uns entschlossen, diese E-Mail hier zu veröffentlichen.


Von Marina Lessig:

“Die Diskussionen um Köln widern mich immer mehr an. Natürlich müssen Täter bestraft werden, selbstverständlich ist es schlimm, wenn die Polizei den öffentlichen Raum nicht sichern kann. Und dennoch, sind das einfach Vollidioten und Straftäter. Diese stehen genausowenig für alle Männer mit Migrationshintergrund und die Gesamtheit der Geflüchteten, wie die (ausschließlich) Männer, die mir seit zwei Jahren Nachrichten in meinen Sonstiges-Ordner oder per Mail schreiben.

Ich habe länger nachgedacht, was ich mit solchen Nachrichten machen soll. Normalerweise sammle ich fröhlich ignorierend diese Post in meinem Postfach, schenke dem ganzen kein Interesse, gehe dem nicht nach und biete dem auch keine Bühne. Aber inzwischen habe ich doch das Bedürfnis, anderen mal zu zeigen, was einem da so geschrieben wird. Von Leuten, die jetzt glauben, deutsche Frauen beschützen zu müssen. Deshalb hier mal einer von den harmlosen Briefen, die man so geschrieben bekommt:

Ist Ihnen langweilig Frau Lessig oder warum hängen Sie am Bahnhof rum? Warten Sie vielleicht darauf dass da auch ein Schwanz für Sie dabei ist? Dabei sind Sie doch eine ganz Hübsche. Sie tragen gerne kurze Kleider und Höschen. Und diese Männer machen Sie jetzt nass im Höschen? Sie glauben doch nicht das diese Männer ohne jegliche Ausbildung unser Deutschland retten und ihnen eine Zukunft bieten. Das sind zu 90% Muslime die da kommen. Deren Weltanschauung kennen wir. Mord und Gewalt überall. Die werden auch Ihnen in den nächsten 10 Jahren ein Kopftuch verpassen und an den Herd stellen. Wenn Sie so einen heiraten, werden Sie bald wegen einem Ehrenmord unter der Erde liegen. Suchen sie sich doch schon mal einen Grabstein aus. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht warum die reichen Ölstaaten die nicht aufnehmen. Der Rest Europas will sie auch nicht. Aber hier schreien einige verblendete wie Sie alle her damit. Denken Sie mal an die eigene Bevölkerung die dieses Deutschland aufgebaut hat.

Alltersarmut immer mehr. Haben Sie überhaupt schon mal richtig am Stück gearbeitet. Und da meine ich nicht im Büro rumsitzen und Politik machen. Ich glaube nicht. Haben Sie schon mal in Ihrem Leben angepackt. Ich denke nicht. Aber vielleicht muss man Sie auch nur einmal hart angepacken, damit ihr hübsches Köpfchen wieder klar denken kann. Ich habe gelernt bei der Äußerung von Wünschen vorsichtig zu sein, denn sie können schneller in Erfüllung gehen wie einem lieb ist!
P.S.: Wenn ihr Höschen mal zu feucht ist, können wir uns gerne mal zu zweit über Politik unterhalten.”

 

5 Comments
  • Anonymer Mann
    Posted at 13:55h, 04 Februar

    Frau Lessing,

    Sie machen einen großartigen Job. Ignorieren Sie solch einen Blödsinn und schenken Sie Mails wie dieser keinerlei Beachtung.

    Vielen Dank für Ihr großartiges Engagement.

    Weiter so!

  • Eva
    Posted at 14:18h, 04 Februar

    Ihh! Ich hoffe, solche Kommentare und ekelhaften Nachrichten machen dir nicht zu viel zu schaffen. Was würde der Absender wohl machen, wenn er diese Nachricht auf seiner eigenen Facebook-Seite veröffentlicht sieht? Er findet sich selbst dabei wohl ganz charmant, immerhin nennt er dich ja hübsch. Was für eine sexistische Scheiße!

  • Herbert Gerhard Schön
    Posted at 23:52h, 04 Februar

    Bei solch einer unmöglichen Art von Zuschrift täte es mich schon interessieren, wie die persönliche Identität von so einem harten Möchtegern-Anpacker ermittelt werden kann und welche technischen Möglichkeiten dann bestünden, diesen Text als öffentliches Dokument so nah wie es nur irgend geht an den Schreiber zurückzugeben: Das sollte für die Ehefrau, für die Kinder, für Freunde und Verwandte, für den Arbeitgeber und für den weitesten Kollegenkreis lesbar und damit auch gut sichtbar werden können.

  • Emily
    Posted at 11:09h, 05 Februar

    wow ist das ätzend. wow. Weiter machen und solche Trottel soweit es geht ignorieren!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • Martina
    Posted at 09:40h, 11 Februar

    Einfach grauslich – ich möchte mir garnicht vorstellen, wie dieser Mensch drauf ist. Davor hab ich Angst. Die wahren Gesichter, die sich hinter diesen Zeilen verstecken, die dann sich zeigen, wenn Ihnen irgendetwas gegen den Strich geht..
    Gut, dass Sie es öffentlich machen. Und – wir helfen weiter – Sie in München – wir in Klosterneuburg und Wien. Alles Liebe!

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