Stadt, Wohnen trotz München

Kabinett beschließt Prüfungen für Immobilienmakler

Jan Rauschning-Vits
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Immobilienmakler war lange ein sehr lukrativer Beruf, denn die Wohnungsnot in deutschen Großstädten wird immer schlimmer. Steigende Mieten sind dabei nur ein Symptom unter vielen. Die Mietpreisbremse, die seit dem 1. Juni gilt, ist schon mal der erste Tropfen auf dem heißen Stein.

Jedoch haben auch die Immobilienmakler ihren Anteil am unsozialen Wohnungsmarkt und seinen Problemen. Das Bestellerprinzip hat ihre Arbeit und Abzockmöglichkeiten erschwert, aber auch den Markt für die Mieter gerechter gemacht. Seit 1. Juni gilt die Gesetzesänderung der großen Koalition, nach der nun der Besteller, also meist der Vermieter den Makler bezahlen muss und nicht mehr der Mieter, der ohnehin schon mit dem geringen Angebot und der gigantischen Nachfrage am Wohnungsmarkt zu kämpfen hat.

Gestern ging die Bundesregierung noch einen Schritt weiter, um den Wohnungsmarkt an die Kette zu legen. Sie beschloss im Kabinett, dass alle Makler zukünftig einen Sachkundenachweis ablegen müssen, bevor sie sich Immobilienmakler schimpfen lassen dürfen und erfüllt damit ein weiteres Versprechen ihres Koalitionsvertrags.

Das sagen die Verbände

Wie genau diese Prüfung aussehen soll, ist bisher völlig unklar. Die Vertreter des Dachverbands deutscher Immobilienverwalter (DDIV) sprachen am Telefon von einer circa einstündigen Prüfung. Per Mail verbesserte man sich dann noch und zitierte aus dem Gesetzentwurf:

„Analog zur Sachkundeprüfung für Versicherungsvermittler und Immobiliardarlehensvermittler wird angenommen, dass die Sachkundeprüfung für Immobilienmakler und Wohnungseigentumsverwalter insgesamt 160 Minuten dauert (90 Minuten schriftlicher Prüfungsteil und 70 Minuten mündlicher Prüfungsteil).“

Hier bestehe die Gefahr, dass die Prüfung eine bloße Hülle werden könne, warnte der Pressesprecher des Deutschen Mieterbunds im Gespräch mit mucbook.de. Allerdings sei es noch zu früh, um klare Tendenzen zu erkennen. Man müsse schlicht „die Anforderungen abwarten“.

Freiheit für ‘alte Hasen’

Weiter aufgeweicht wird der Gesetzentwurf von der so genannten ‘alten Hasen Regelung‘. Gewerbliche Immobilienverwalter und -makler die mehr als 6 Jahre im Beruf sind, sollen keinen Sachkundenachweis erbringen müssen. Der Grund hierfür sei, laut dem DDIV, dass diese ‚alten Hasen‘ eben schon wissen, wie der Hase zu laufen hat und daher nicht mehr geprüft werden müssten. Dass der Sachkundenachweis auch gerade deswegen wichtig ist, weil Immobilienmakler dank der geringen Qualifikationshürden ganz oft eben nicht vertrauenswürdig sind, wird hier mal ganz nett weggeredet. Davon sind auch gestandene Makler nicht gefeit. Gerade wenn die Prüfung nur rund drei Stunden dauern soll, könnte man sie doch eigentlich jedem zumuten, oder nicht?

Dennoch ist der deutsche Mieterbund zuversichtlich. Natürlich habe man sich einen Gesetzentwurf in die Richtung einer richtigen Berufsausbildung gewünscht, allerdings sei es ein Schritt in die richtige Richtung, die das Bundeskabinett da gegangen sei.

Auch der Münchner Mieterverein jubelt. Das sei eine „super Sache“, erzählte uns die Urlaubsvertretung am Pressetelefon.

Für Max Heisler, beliebter Interviewpartner vom Bündnis für bezahlbares Wohnen, ist es noch zu früh, um wirklich sagen zu können, wie das Gesetz am Ende aussehen wird. Er hätte sich aber gewünscht, dass ein drängenderes Problem zuerst gelöst wird. Nämlich das der energetische Modernisierung. Renoviert ein Vermieter eine Wohnung, kann er die entstandenen Kosten auf die Mieter umlegen. Für diese steigt die Miete und sie können sie sich nicht mehr leisten. Sie müssen ausziehen. So können Vermieter Mieter mit günstigen alten Mietverträgen aus ihren Wohnungen drängen. Nicht einmal die „alte Mieterpartei SPD“ sei bei diesem Thema aktiv geworden, als sie mit den Grünen eine Koalition bildeten. Trotzdem erhoffe er sich, dass die Immobilienmakler nun endlich mehr Qualität bekommen.

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