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Protestcamp Sendlinger Tor bleibt bis 24.9.

Jan Rauschning-Vits
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Am Sendlinger Tor protestieren zur Zeit rund 60 Flüchtlinge gegen Abschiebung und für ein Bleiberecht für alle Flüchtlinge. Unterstützt werden sie von dem Bündnis refugeestruggle. Diese sehr linke Organisation besteht aus so genannten Non-Citizens, Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge, die sich als staatenlose Menschen sehen und die Abschaffung jeder Nationalität und Grenzen fordern.

Sie protestieren auch, weil sie sonst wieder ins Lager gehen müssen. Dort sei das Leben aber ähnlich wie jetzt in ihrem Camp am Sendlinger Tor – man wartet, man schläft, man wartet. Es sind Flüchtlinge aus unterschiedlichen Stadien des Asylvorgangs am Sendlinger Tor. Gemeinsam haben sie alle den Wunsch nach einem richtigen Leben in Deutschland, außerhalb des Lagers.

 

img_9540Die Stimmung unter den Protestlern ist noch relativ ruhig

Heute wurde die Genehmigung für ihre symbolische Besetzung des Sendlinger Tor Platz bis zum 24.9. verlängert. Bis dahin werden sie auf jeden Fall bleiben. Was danach geschieht? Mal sehen, sagen uns zwei der Aktivisten, die sich zu einem Interview bereit erklärt haben. Noch seien sich nicht so weit, dass sie in den Hungerstreik treten müssen, aber sie seien dazu bereit.

Die Polizei ist auch da. Ein halbes Dutzend Beamte in Krawall Outfit passen auf. Auf die Aktivisten in erster Linie. Denn hin und wieder kommt jemand vorbei und zeigt ihnen den Mittelfinger oder beschimpft sie. Heute sollen es schon zwei gewesen sein. Als eine Dame mittleren Alters Fotos von den Helfern am Infostand macht, schreiten die Polizisten ein und zwinge die Frau, die Bilder zu löschen. Nahaufnahmen von Personen seien ohne deren Einwilligung nicht erlaubt, stellen die Beamten klar.

So illusorisch ihre Forderungen sind, so verzweifelt ist auch ihre Lage. Viele von ihnen sind Schwarze. Also offensichtlich eher nicht aus Syrien oder Afghanistan. Sie haben durch ihre Nationalität vielleicht weniger Chancen auf ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland. Gerade deshalb lehnen sie das Konzept der Nationalität als Ganzes ab. Eine ur-linke Forderung wird so zum Strohhalm für viele der Aktivisten.

Wer den Protest unterstützen will kann Kleidung, Schlafsäcke oder Nahrungsmittel vorbeibringen. Es fehlt an allem.

Ob ihr Protest irgendetwas bewegen wird, bleibt zu bezweifeln. Es haben schon vor ihnen Menschen versucht, durch Aktionen am Sendlinger Tor etwas zu bewegen und sind gescheitert.

Als wir gehen, wünschen wir ihnen alles Gute, obwohl uns wie wohl auch ihnen klar ist, dass sich nichts ändern wird.

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