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Lea Rieck: Auf Weltreise mit Münchner Nummernschild

Es ist schon zwei, drei Jährchen her als Lea und ich noch in irgendwelchen Kunstgeschichts-Seminaren saßen. Mitte diesen Jahres stellten wir dann fest, dass wir beide beinahe gleichzeitig in den Himalaya nach Indien reisen. Ich mit dem Flugzeug, sie auf ihrem Motorrad “Cleo”. Ihre Route führte sie bereits durch Länder wie die Türkei, Usbekistan, Georgien, Pakistan, Indien und Nepal. Höchste Zeit zu fragen, wie es ihr eigentlich geht.

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Cappadocia

  • Lea, Wie lange bist du jetzt schon unterwegs?

Ich reise jetzt seit fünf Monaten. Manchmal fühlt es sich an als wäre ich gerade erst losgefahren, und dann kann ich es wieder kaum glauben, dass ich es wirklich über Land bis nach Thailand geschafft habe. Das hat sich bei meiner Planung immer so weit weg angefühlt.

  • Bist du noch im Zeitplan oder hattest du irgendwo unfreiwillig längere Aufenthalte?

Bisher hat alles mehr oder weniger so geklappt wie ich es mir vorgestellt habe – in diesem ersten Teil meiner Reise hätte ich ansonsten auch Probleme bekommen. Viele der Visas waren auf gewisse Daten ausgestellt oder nur für eine gewisse Zeitspanne gültig. Deswegen hatte ich jede Menge zeitliche Vorgaben, an die ich mich halten musste. Ich bin sehr froh, dass ich mich ab jetzt ein bisschen mehr treiben lassen kann, da es in Australien und Amerika nicht so kompliziert zugeht.

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Auf dem Karakorum-Pass, China

  • Wie kamst du auf die Idee alleine auf dem Motorrad die Welt zu umrunden?

Ich bin schon immer gerne gereist – auch alleine. Deswegen hatte ich schon länger vor, mir einmal eine längere Auszeit zu nehmen als die zwei Wochen, die eine Festanstellung in der Regel hergeben. Nachdem ich dann meinen Motorradführerschein bestanden hatte, war für mich klar, dass so eine Reise für mich nur noch auf zwei motorisierten Rädern über Land stattfinden könne. Ich wollte einfach hautnah erleben, wie sich Kulturen, Landschaften und Klimata verändern. Und davon wollte ich am liebsten so viel wie möglich sehen. Deswegen fragte ich mich dann: „Warum nicht einmal um die Welt?“ Von da an ließ mich der Gedanke dieser Weltreise nicht mehr los.

Mit der endgültigen Entscheidung meinen Job, meine Wohnung und mein bisheriges Leben zumindest für ein Jahr hinter mir zu lassen, hat es zwar ein bisschen gedauert, aber von einem auf den anderen Tag wusste ich dann: Ich muss diese Reise machen oder werde es mein Leben lang bereuen. Nun bin ich jeden Tag aufs neue glücklich, dass ich mit meinem Motorrad Cleo, einer Triumph Tiger 800 XCA, mir bisher unbekannte Orte entdecken darf.

  • Du machst ja wirklich alle Bilder und Videos von dir selbst. Welche Ausrüstung hast du dafür dabei?

Zumindest bearbeite ich meine Bilder selbst. Ein großer Teil meiner Ausrüstung sind nämlich oft Mitreisende, Einheimische oder Freunde, die mich besuchen kommen und die ich frage, ob sie nicht dieses oder jenes Bild von mir machen können. Ansonsten habe ich ein Stativ dabei, das ich gerne und oft nutze. Meine Kamera ist eine kleine Nikon Spiegelreflex mit zwei guten Zoom Objektiven. In manchen Momenten muss auch mal mein Handy herhalten. Zum Glück macht mein iPhone auch ziemlich gute Bilder…

nepal lea Rieck

Nepal

  • Gab es Überraschungen?

Ich bin immer wieder überrascht, wie großherzig andere Menschen sein können, und dass vor allem die, die am wenigsten haben, am meisten geben. Es sind immer wieder vor allem die kleinen Begegnungen, die meine Reise in ihrer Summe bisher zu einer unvergesslichen Zeit machen.

Alle negativen Überraschungen, die ich bisher erlebt habe, haben sich relativ schnell in Wohlgefallen aufgelöst. Immer habe ich schnell Hilfe bei Einheimischen oder Vorbeifahrenden gefunden. Wenn eine Straße nicht passierbar ist muss man schonmal einen Umweg in Kauf nehmen – auch wenn er mehrere Tage dauert. Gerade in abgelegenen Gegenden erkundige ich mich aber vorher immer bei den Menschen, die in den Gebieten wohnen. In Nepal zum Beispiel musste ich einen Trip in die Berge abbrechen, da ich wegen der Regenfälle in den letzten Tagen mehrmals ausdrücklich davor gewarnt wurde, ein bestimmtes Gebiet zu befahren. Wenn die Einheimischen sagen, dass es wegen der Erdrutsche zu gefährlich ist dann glaube ich ihnen auch und fordere mein Glück nicht heraus. Und am Ende bleiben mir dann noch ein paar Dinge die ich unbedingt in den nächsten Jahren machen möchte, wenn ich von meiner Weltreise zurück bin.

  • Du fährst als Frau durch Länder wie Pakistan oder Indien. War das ein Problem?

Bisher kann ich fast nur von positiven Erfahrungen berichten. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen einem mit Respekt begegnen wenn sie merken, dass man sie ebenso respektvoll behandelt und ernsthaftes Interesse an ihrem Leben und ihren Traditionen hat. Die zwischenmenschlichen Begegnungen sind für mich das Wichtigste – egal ob beim Reisen oder in meinem „normalen“ Leben.

Erst mit dem Reisen wurde mir aber so richtig klar, dass die verschiedenen Kulturen und Bräuche sehr exotisch sein können. Und dass wir Menschen aber eben überall auf der Welt einfach verdammt menschlich sind und ein Lächeln überall ein Lächeln ist. So unterschiedlich Lebensentwürfe, Motive und Kulturen sind, lässt es einen mit scheinbar Fremden gleich viel näher zusammenrücken wenn man bemerkt, wie ähnlich man sich eigentlich ist.

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Pamirgebirge

  • Wie viel Budget hast du dir vor der Reise angespart?

Ich bin mit einem Budget von 30.000 Euro gestartet. Alleine die Hälfte davon geht für die ganzen kostspieligen Transporte des Motorrads über die Weltmeere drauf – und für geführte Touren – denn nicht in jedem Land darf man alleine mit seinem eigenen Fahrzeug reisen.

  • Vermisst du München schon etwas?

Ich vermisse vor allem meine Familie und meine Freunde. Und viele davon wohnen in München. Außerdem vermisse ich die Sauberkeit, den geordneten Verkehr, und die Auswahl an fantastischen Restaurants. Bald werde ich außerdem sehr neidisch sein, wenn der Winter los geht und alle sich auf zum Skifahren machen. Ich habe dieses Jahr einen „never ending Summer“. Aber es könnte Schlimmeres geben, als den Winter in Australien und Südamerika zu verbringen.

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Thailand

  • Wann hast du vor wieder zu kommen?

Ich bin im Juni 2016 gestartet und habe grob ein Jahr eingeplant – ein paar Wochen mehr oder weniger machen dann aber auch nichts mehr. Im Sommer 2017 sollte ich also wieder zu Hause sein!

 


In aller Kürze:

Leas Route kannst du auf ihrem Blog got2go verfolgen.
Oder auf Facebook und Instagram

(c) Fotos: Lea Rieck

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