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Checkpoint Ali, oder: Die Deutsche Mauer 2.0. ?

Leonie Meltzer

„Auf der Mauer, auf der Lauer…“ Ach ne, falsches Thema. Hier geht es um etwas Ernstes.
Ihr habt sicher schon von der „Lärmschutzwand“ in Neuperlach gehört. Die vier Meter hohe Mauer (übrigens: Sie ist 40 Zentimeter höher als die ursprüngliche Berliner Mauer) trennt nun die im Bau begriffene (!) Flüchtlingsunterkunft an der Nailastraße von einer Wohnsiedlung, nachdem 7 der dort ansässigen Bewohner geklagt hatten.

Da müsste eine Rockband auftreten, „the Who“, die „Rolling Stones“, das wäre Lärmbelästigung, aber doch keine minderjährigen Flüchtlinge“ 

– Jimi Hartwig, Aktivist bei CheckpointAli und ehemaliger Fußballprofi bei 1860 München und dem HSV. –

Am 9. November, anlässlich des 27. Jahrestags des Mauerfalls, plante die Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco, dessen Initiatoren Matthias Weinzierl und Till Hoffman sind, eine Satire-Aktion. Unter dem Slogan „Checkpoint Ali“, sollte ein „Zeichen für Weltoffenheit“ gesetzt werden und zum humaneren Umgang mit Geflüchteten aufgefordert werden. Ziel sollte sein, dass sich beide Seiten der Münchner Mauer begegnen. Auch der Fall der Mauer wurde von den Künstleraktivisten gefordert.

Wir waren am Checkpoint Ali, haben uns diese Lärmschutzwand mal angeschaut und uns umgehört, was die Anwesenden von der Mauer und der Aktion halten, schließlich sind hier ja ziemlich viele Anspielungen am Werk…

„Die Mauer muss weg, die Mauer muss weg!…“

und „die Internationale“ wurden gerade angestimmt, als ich bei „der Mauer“ von Perlach ankomme. Eine verrückte Szene ereignet sich hier: Männer in grünen Filzjacken posieren mit Anwesenden vor dem „Checkpoint“. Manche halten Sektflaschen und Blumen in der Hand. Eine Szene, die man eher in Berlin vor dem echten Checkpoint Charlie vermuten würde, aber nicht in Perlach. Ein klares Statement wird hier gesetzt, gegen die Mauer, für Offenheit und Kommunikation. Zwei Stunden lang war ein „Übertritt“ auf die jeweils andere Seite möglich.

„Das ist eine Schande für München“

– ein Demonstrant gegen die Lärmschutzwand –

Der Aufruhr um die Mauer startete, als Stadtteilpolitiker Guido Buchholtz ein Video zum Baufortschritt ins Netz stellte, in dem er Vergleiche zur Berliner Mauer zieht. Der „Welt“ teilte er mit, seiner Meinung nach sei die Mauer das Gegenteil von Integration.

CheckpointAli

Es gibt aber auch andere Meinungen und Gegner der Aktion:

„Ich bin mit der richtigen Mauer Jahre lang aufgewachsen, das hier ist pippifax“ 

– eine Bewohnerin Perlachs –

Auch in den sozialen Medien, sorgte der CheckpointAli für Aufruhr:

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Fakt ist: Mauern schaffen Barrieren und eine Form von Abgrenzung. Die Aktion „CheckpointAli“ war angekündigt als Satire-Aktion, Übertreibungen und Ironie sind also vorprogrammiert. Meiner Meinung nach hat mit „CheckpointAli“ eine coole Aktion stattgefunden, die verdeutlicht, was eine Mauer oder Barriere bei Menschen hervorrufen kann, und zwar auf beiden Seiten. Es entsteht eine Grenze, die erstmal überwunden werden muss, damit ein Austausch zwischen Kulturen überhaupt möglich ist. Und sein wir mal ehrlich, wie würde die Stadt aussehen, wenn jeder, dem die Nachbarn zu laut sind, eine Lärmschutzwand fordert?
Natürlich kann man die Bewohner auch ein Stück weit verstehen, die sich dort ein ruhiges Leben aufgebaut haben und es nun bedroht sehen. Es ist nur die Frage, ob ein Wall, der größer ist als die Berliner Mauer, dafür die richtige Lösung ist. Der Witz an der ganzen Sache ist ja auch, dass bis jetzt noch gar keine Flüchtlinge eingezogen sind. Das heißt, den einzigen Lärm dort hat bisher der Bau der Unterkunft (und der Wand 😉 verursacht.

Und trotzdem: Wie wir wissen, sind Mauern nicht unüberwindbar.

Hier noch ein paar Eindrücke vom CheckpointAli:


WICHTIG! Für all jene, die sich auch sonst für das Bleiberecht von Flüchtlingen einsetzen möchten:
Das Netzwerk Refugee Struggle For Freedom organisiert heute eine Demo, um 17:38 Uhr amvHauptbahnhof Nord.


Fotos:
© Leonie Meltzer

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