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Weltreisender im Rollstuhl: Interview mit Andreas Pröve

f.re.e - Die Reise- und Freizeitmesse

Seit einem Verkehrsunfall im Jahre 1981 ist sein Leben von Abenteuern geprägt. Die zunächst harte Diagnose lautete damals Querschnittslähmung, was ihn jedoch in den folgenden Jahren auf unzähligen Reisen nicht daran hinderte die Grenzen des Machbaren neu auszuloten. Sein Motor ist dabei der Drang Neues zu entdecken und sich einem Land vollkommen auszusetzen. In „Handarbeit“ macht er sich auf den Weg, denn nur diese Art des Reisens garantiert ihm einen Blick hinter die Kulissen.

Auf der f.re.e berichtet Andreas Pröve über seine Reise durch Myanmar sowie seine Erlebnisse entlang des Mekong – wir haben ihn vorgängig schon einmal zu seiner Reiselust befragt:

1. Sie sind vor über 30 Jahren zum ersten Mal nach Indien gereist – wie kam es dazu und was waren Ihre nachhaltigsten Eindrücke?
Das war im Grunde ganz simpel, es war November, der lange kalte Winter stand bevor und ich wollte ins Warme. Dazu kam die Herausforderung im Rollstuhl mit Rucksack, allein und nur mit wenig Geld eine solche Reise durch Indien zu bewältigen. Die Gefahr zu scheitern war groß, wusste ich doch nicht, ob ich dort mit den überfüllten Verkehrsmitteln und den schlechten hygienischen Verhältnissen zurecht kommen werde und ob die Inder hilfsbereit genug sein werden, mir beim Einsteigen in Busse und Bahnen zu helfen. Der nachhaltigste Eindruck war dann der, dass meine Zweifel unbegründet waren. Die Inder habe ich als äußerst zuvorkommend erlebt. Und so war mir klar, ab jetzt steht dir die ganze Welt offen, denn wer Indien bereist hat, für den ist der Rest der Welt ein Kinderspiel.

“Wer Indien bereist hat, für den ist der Rest der Welt ein Kinderspiel”

– Andreas Pröve

2. Wie hat sich das Land seither verändert, wie das Reisen? Ist es z.B. leichter geworden, als Rollstuhlfahrer zu reisen?
Indien ist moderner geworden, ich muss ein Telefongespräch nach hause nicht mehr Tage vorher anmelden, sondern kann von fast jedem Ort aus mein Mobiltelefon nutzen, die Infrastruktur ist allgemein besser geworden und doch stellt Indien nach wie vor eine extreme Herausforderung für eine Rollstuhlreise dar.

3. Sie haben so viele Länder schon bereist, sind seit Jahrzehnten sehr viel – und auch sehr lang – unterwegs. Gibt es die Momente, wo sie sich sagen: “Ach, mal ein Jahr einfach zu hause sein wär jetzt auch mal schön”?
Richtig, so ist es. Hin und wieder lasse ich mal ein Jahr ohne Abenteuer vergehen und mache ganz normal Urlaub. Aber dann packt es mich wieder.

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“Wer intensiv lebt, will auch auf Reisen etwas erleben, was er nicht mehr vergisst”

– Andreas Pröve

4. Wann haben Sie gemerkt, dass das Reisen für Sie einen derart wichtigen Stellenwert hat und sogar zum Beruf werden kann/muss? Gab es diesen einen Moment oder hat sich das eher so nach und nach entwickelt?
Das Fernweh haben mir wohl meine Eltern eingepflanzt, die mit mir damals schon viel verreist sind. Dass das Reisen zu meinem Beruf wird, ahnte ich schon nach meinem ersten Diavortrag, für den ich fürstlich entlohnt wurde. Zur Gewissheit wurde das, als mich der Piper Verlag München aufforderte regelmäßig Bücher über meine Reisen zu schreiben und als sich nach der ersten Veröffentlichung der große Erfolg einstellte.

5. Wie wichtig ist dabei eine gewisse Grenzerfahrung?
So wichtig, wie Grenzerfahrungen das ganze Leben prägen. Wer intensiv lebt, will auch auf Reisen etwas erleben, was er nicht mehr vergisst. Und weil wir alle wissen, dass das Leben endlich ist, sollten wir es in vollen Zügen genießen. Daher versuche ich auf meinen Reisen immer an meinen Grenzen zu rütteln, versuche sie zu verschieben um zu sehen, ob nicht doch mehr möglich ist als ich und andere glauben.

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6. Ein Tipp für reisende Leser: Wie gelingt es, ein Land wirklich kennenzulernen und es nicht nur touristisch zu streifen? Gibt es Tricks?
Oh ja, und diese Tricks sind simpel. Langsam reisen ist oberstes Gebot. Am besten zu Fuß, oder eben mit dem Rollstuhl, den Menschen in die Augen schauen, mit ihnen reden und versuchen sie zu verstehen.

“Langsam reisen ist oberstes Gebot”

– Andreas Pröve

7. Wie stehen Sie zu Deutschland? Die vielen Reisen könnten den Schluss nahe legen, dass Sie lieber anderswo sind als hier 😉 ?
Wenn ich mit meiner Familie Urlaub mache, findet der zumeist in Deutschland statt. Dazu kommt, dass ich bis zu 120 Auftritte im Jahr im deutschsprachigen Raum habe. Das bedeutet, ich kenne allein dadurch Deutschland, die Schweiz und Österreich recht gut und fühle mich auch hier pudelwohl.

8. Was darf man von Ihren Auftritten an der f.re.e-Messe in München erwarten?
Auf der f.re.e-Messe habe ich zwei Auftritte. Einmal mit meiner neuen Multivision “Burma – Zauber eines goldenen Landes” in der ich nicht nur die touristischen Highlights, die ich vor Ort mit aufwändiger Kameratechnik festgehalten habe, präsentiere, sondern dem Zuschauer auch einen Blick hinter die Kulissen biete.
Des Weiteren wird es ein Interview geben, in dem ich von einer meiner größten Abenteuer berichten werde. Ausgehend von Saigon ging es auf dieser Reise entlang des Mekong durch Vietnam, Kambodscha, Laos, China bis hinauf zu seiner Quelle im tibetischen Hochland in 5000 Metern Höhe.

9. Und zum Schluss: Gibt es ein unnötiges Objekt, das sie auf jeder Reise begleitet, das mit dabei sein muss?
Nein, das gibt es nicht. Da meine Kapazitäten, was ich an Gepäck schleppen kann, sehr begrenzt sind, gibt es nichts unnötiges in meinem Rucksack. Das führt soweit, dass ich sogar die Zahnbürste um die Hälfte kürze, um Gewicht und Volumen zu sparen.


Beitragsbild: (c) Andreas Pröve

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